United Internet im Fokus: Dommermuth pokert um teures 5G - Anleger warten ab
Der Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister United Internet hat zuletzt an der Börse eher schwach ausgesehen. Das hat Gründe:
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Konzernchef und Großaktionäre Ralph Dommermuth schickt sich an, das Unternehmen umzukrempeln. Doch noch ist fraglich, wie die Wette ausgeht. Das schmeckt nicht jedem Anleger. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und was die Aktie macht:
DAS IST LOS BEI United Internet:
Nach der Übernahme von Drillisch hat Dommermuth seine Ankündigung untermauert, sein Unternehmen zu einer vierten Kraft auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt zu formen. Bei der Versteigerung von Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G mischt die Telekomsparte 1&1 Drillisch kräftig mit.
Ob das Unternehmen sich letztlich mit vielen Lizenzen eindeckt und damit als vierter Netzanbieter den Platzhirschen Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland (O2) Konkurrenz machen kann, bleibt abzuwarten. Dommermuth gilt als strategisch gewiefter Manager. Er will sich nach starkem Kundenwachstum in den vergangenen Jahren die Option öffnen, diese Kunden dann mit einem eigenen Netz zu bedienen.
Immerhin befürchten Anleger, dass er sich mit teuren Ausgaben dafür auch verheben könnte. Bisher ist der Konzern im Mobilfunk nur Anbieter ohne eigenes Netz, der freie Kapazitäten vor allem von O2 und Vodafone anmietet und damit eigene Tarife am Markt anbietet. Ein eigenes Mobilfunknetz mit eigenen Sendestationen würde United Internet und 1&1 Drillisch auch im Mobilfunk zum Infrastrukturanbieter machen - ein weitgehend anderes Geschäftsmodell als bisher.
Ein eigenes Netz erfordert nicht nur viel Geld für die Frequenznutzungsrechte, sondern auch hohe Investitionen in die Technik. Über die Nutzungsdauer lasten dann Abschreibungen auf den Gewinnen. Für den Fall der Ersteigerung von Frequenzen will 1&1 Drillisch die Dividendenpolitik überdenken, die bisher eine Ausschüttung von 80 Prozent des operativen Konzernergebnisses vorsieht.
Und auch im laufenden Geschäft war zuletzt nicht alles Gold. Die in den vergangenen Jahren gute Konjunktur in Deutschland sorgte in der Mobilfunkbranche wieder für mehr Schwung und höhere Erlöse - allerdings nicht bei allen Anbietern. So ging die unter Druck stehende Telefonica im vergangenen Jahr zwischenzeitlich mit Kampfpreisen im Billigsegment an den Markt - Dommermuth wollte aber nicht so viel Rabatt geben und musste daraufhin die Kundenprognose senken. 1&1 Drillisch hatte seinerseits bereits rund 300 Millionen Euro an Subventionen für Smartphones ausgelobt, um Kunden in teurere Tarife zu locken.
Nun läuft aber erst einmal die Auktion, die einen großen Schwenk von United Internet bedeuten könnte. Und bislang mischt Dommermuth da auch kräftig mit, seine Experten legen im Bieterstreit bei einigen der angebotenen 41 Frequenzblöcke vorne. Wie das Endergebnis aussieht, lässt sich daraus aber nicht ablesen. Ein Signal an die Konkurrenten ist es gleichwohl. 1&1 Drillisch hatte sich vor der Versteigerung zusätzliche 2,8 Milliarden Euro an Kreditlinien gesichert.
Ein Hoffnungsträger für die Anleger hängt derzeit aber eher in der Schwebe. Dommermuth hatte vor Jahren schon angepeilt, die Sparte mit Geschäftsanwendungen mittelfristig an die Börse zu bringen, um sich unter anderem Geld für Zukäufe zu beschaffen. Dann stieg aber zunächst der Finanzinvestor Warburg Pincus mit einem Drittel in die Sparte ein. Der Börsengang steht weiter im Raum, wann und wie er kommen könnte, ist aber unklar.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Insgesamt sind die Analysten deutlich positiv für United Internet gestimmt. Von 15 der im dpa-AFX Analyser erfassten Investmenthäuser empfehlen 12 die Aktie zum Kauf, keines rät zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei über 53 Euro - was weit über dem aktuellen Kurs von gut 34 Euro liegt.
UBS-Experte Polo Tang verweist auf unterschiedliche Szenarien für die Auktion. Selbst wenn 1&1 Drillisch Frequenzen ersteigern würde, sei es nicht sicher, dass das Unternehmen auch tatsächlich ein eigenes Netz aufziehen würde. Schließlich könnten die Lizenzen auch weiterverkauft oder zurückgegeben werden. Zudem müsse ein Netzeinstieg von Drillisch nicht zwingend den Markt durcheinanderwirbeln. Letztlich seien sich Investoren auch unsicher, wie viele Frequenzen für ein eigenes Netz nötig seien.
Usman Ghazi von Berenberg sieht ebenfalls positive Zeichen für den Sektor. Würden Preise wie zuletzt bei einer Auktion in Italien gezahlt, wären 8,5 Milliarden Euro für die Frequenzen nötig - allerdings sei die Nachfrage in Deutschland nach "frischem Mobilfunkspektrum" in den angebotenen Frequenzbereichen voraussichtlich deutlich niedriger. Daher könnten insgesamt auch nur rund 3 Milliarden Euro an Frequenzausgaben für die Branche fällig werden.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Aktie ist seit dem Frühjahr 2018 abgestürzt - wohl auch ein Grund dafür, warum Analysten dem Papier soviel Wiedergutmachung zutrauen. Ausgehend vom davor erreichten Hoch von 59,80 Euro im Januar hat die inzwischen im MDax notierte United-Internet-Aktie fast die Hälfte verloren.
Aktuell ist das Unternehmen damit nur noch sieben Milliarden Euro wert. Ausgehend vom Rekordmarktwert etwas mehr als zwölf Milliarden Euro gingen damit mehr als 5 Milliarden Euro flöten. Dommermuth besitzt rund 40 Prozent der Aktien, sein eigenes Aktienpaket hat also auch rund zwei Milliarden Euro an Wert verloren.
Der Kursverlauf der weiter an der Börse notierten Aktie von 1&1 Drillisch ist in der Zeit ähnlich, von Anfang Januar 2018 bis heute liegt auch das Papier der Tochter mit fast der Hälfte im Minus.
/men/zb/mis
MONTABAUR (dpa-AFX)
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Bildquellen: A. Hesse
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