Am 18. April läuft das Leerverkaufsverbot für Wirecard aus - was passiert dann mit der Aktie?
In einer bislang einmaligen Aktion hatte die deutsche Finanzaufsicht BaFin Leerverkäufe auf Wirecard-Aktien untersagt. Doch das Verbot läuft in dieser Woche aus. Was erwartet Wirecard-Anleger dann?
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Der Schritt, den die BaFin am 18. Februar unternahm, sollte die gebeutelte Aktie des DAX-Konzerns stabilisieren und die Nerven der Anleger beruhigen. Zuvor hatte die britische Zeitung "Financial Times" mit mehreren Berichten über mögliche Bilanzverstöße des Zahlungsdienstleisters in Singapur für starke Unruhe an den Börsen gesorgt. Doch auch nach dem Verbot kam die Wirecard-Aktie nicht dauerhaft zur Ruhe, denn die "FT" legte mit weiteren vermeintlichen Enthüllungsgeschichten nach. Zwar konnte sich der Anteilsschein zwischenzeitlich stabilisieren und pendelt derzeit um 117 Euro, aber die Attacken der "FT" haben ihren Tribut gefordert: Seit dem ersten Artikel am 30. Januar 2019 haben Wirecard-Aktionäre ein Minus von rund 30 Prozent in ihren Depots, Milliarden Euro an Marktkapitalisierung wurden vernichtet.
Wirecard sieht sich entlastet
Nicht nur die BaFin steuerte einem größeren Kurssturz entgegen, auch Wirecard selbst bemühte sich um Schadensbegrenzung, als das Unternehmen in Teilen Ergebnisse einer externen Untersuchung der Anwaltskanzlei Rajah & Tann veröffentlichte. Die Prüfung habe zu keinen Feststellungen zum sogenannten Round-Tripping (angebliche Scheinumsätze mit verschobenen Geldern) oder Korruption geführt, hieß es von Unternehmensseite. Zudem hätten sich keine Erkenntnisse zu einer strafrechtlichen Verantwortung der deutschen Konzernzentrale ergeben. Zwar räumte Wirecard ein, dass sich möglicherweise einzelne Angestellte in Singapur nach lokalem Recht strafbar gemacht hätten. Am Ende stünden aber lediglich Fehlbuchungen in Höhe von insgesamt 5,5 Millionen Euro, die sich nicht auf die Bilanz ausgewirkt haben sollen.
Wirecard zeigte sich so zuversichtlich, durch den Bericht entlastet worden zu sein, dass das Unternehmen sogar Klage gegen die "Financial Times" und den federführenden Journalisten Dan McCrum einreichte, was das britische Blatt aber weitgehend unaufgeregt zur Kenntnis nahm und weitere Vorwürfe gegen den DAX-Konzern formulierte.
Stürzt die Wirecard-Aktie nach den Osterfeiertagen wieder ab?
Das Ergebnis war eine irre Achterbahnfahrt der Aktie, die sich seit Ende Januar so volatil gezeigt hat, wie selten ein DAX-Konzern zuvor. Und möglicherweise müssen sich Anteilseigner auch weiter auf starke Schwankungen gefasst machen, denn trotz der Veröffentlichung der vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung in Singapur, schaffte es die Wirecard-Aktie nicht, sich dauerhaft zu stabilisieren und ihre alten Höchststände wieder in Angriff zu nehmen. Im Gegenteil: Jeder neue Artikel der "Financial Times" sorgte für neue Verunsicherung im Lager der Anleger, die Aktie schwankte durch die vergangenen Wochen.
Diese Entwicklung könnte sich nach den Osterfeiertagen fortsetzen, denn das Leerverkaufsverbot der BaFin für Wirecard-Aktien läuft am 18. April aus - pünktlich vor den Osterfeiertagen. Angaben des Datendienstleisters IHS Markit zufolge sollen sich zum 1. April noch immer "fast zwölf Prozent der Marktkapitalisierung von Wirecard in Leihepositionen" befinden - was als deutlicher Hinweis auf die Höhe der Leeverkaufspositionen zu werten ist. Shortseller dürfen dann ihre Netto-Leerverkaufspositionen erhöhen oder neue Netto-Leerverkaufspositionen eingehen. Attacken durch Shortseller wären dann wieder Tür und Tor geöffnet - falls die BaFin ihre Verfügung nicht verlängert. Allerdings war die Behörde für den ungewöhnlichen Schritt gerügt worden, denn die Finanzaufsicht hatte sich bei ihrer Aktion primär auf Aussagen von Wirecard selbst verlassen, dass eine Shortattacke unmittelbar bevorstehen könnte
Es drohen starke Schwankungen
Ob es zu Shortattacken kommt, ist bislang nicht abzusehen, dass die Aktie erneut starken Schwankungen unterworfen sein könnte, scheint unter Marktbeobachtern aber ausgemachte Sache. Nach den Osterfeiertagen sollten Anleger also die Wirecard-Aktie genau beobachten.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Wirecard zwar Teile des Untersuchungsberichtes veröffentlicht hat, aber keine vollständige Transparenz in die Vorgänge in Singapur bringen konnte. Und auch Anleger scheinen noch nicht davon überzeugt, dass die Vorwürfe der "FT" komplett entkräftet werden konnten: Zu nervös reagierten sie in den vergangenen Wochen auf immer neue Details, die das Blatt an die Öffentlichkeit brachte.
Eine Woche später folgt die Wirecard-Bilanz
Eine Woche nach dem offiziellen Auslaufen des Leerverkaufsverbotes wird der DAX-Konzern dann seine Bücher öffnen. Der Termin war vom Unternehmen zuvor vom 04. auf dem 25. April verschoben worden, "um die Ergebnisse der Untersuchung von Rajah & Tann im Rahmen der laufenden Erstellung und Prüfung des Jahresabschlusses und des Jahresfinanzberichts für das Geschäftsjahr 2018 berücksichtigen zu können", teilte Wirecard in einer Pressemitteilung mit. Einige Marktexperten interpretierten diesen Schritt aber auf andere Art und Weise und zeigten sich besorgt, dass die Wirtschaftsprüfer des Unternehmens möglicherweise Mängel in der Bilanz aufgedeckt haben könnten. Die nächste Woche könnten also wegweisend für die Wirecard-Aktie werden.
Im Dienstagshandel legte die Wirecard-Aktie auf Xetra zwischenzeitlich rund 3 Prozent auf 117,90 Euro zu. Bis zum Handelsende am Dienstag blieb ein Zuschlag von 3,56 Prozent bei 117,90 Euro stehen. Die Aktie könnte dabei auch durch die Meldung, dass die Bafin Strafanzeige wegen möglicher Marktmanipulation erstattet hat, profitiert haben.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images, Wirecard AG
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