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"Vor allem defensive Dividendenpapiere könnten an Beliebtheit gewinnen." - Interview mit IG

26.07.22 16:30 Uhr

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"Vor allem defensive Dividendenpapiere könnten an Beliebtheit gewinnen." - Interview mit IG | finanzen.net

Interview mit IG über die aktuellen Markttrends, Tipps für die geeignete Auswahl von Investments und wo aktuell am Markt das meiste Geld fließt.

Welche aktuellen Trends gibt es am Markt?

Davon gibt es im Augenblick reichlich. Die zentralen Themen sind zum einen die weiterhin sehr hohe Inflation und zum anderen die daraus resultierende Rezessionsangst. Vor allem drängt sich dem Trader die Frage auf, inwieweit die Notenbanken die zinspolitischen Zügel straffer ziehen werden. Die US-Notenbank Fed hat die Zinswende bereits vollzogen. Die Kollegen von der EZB werden wohl diesem Beispiel im Juli folgen. Bislang wiegelt Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank, starke Zinserhöhungen wie in den Vereinigten Staaten noch ab. Dennoch dürfte es ohne eine deutliche Straffung schwer sein, der Inflation Herr zu werden. Somit muss auch auf dem alten Kontinent auf kurz oder lang damit gerechnet werden. Damit läuft zwar auch die EZB Gefahr, eine Rezession herauf zu beschwören, dennoch muss der ausufernden Teuerungsrate der Gar ausgemacht werden. Sollte Christine Lagarde weiterhin sehr zögerlich sein, könnte dies das Vertrauen in die EZB schädigen und Grundlage für die nächste Finanzmarktkrise sein.

Gibt es Tipps, die Trader bei der Auswahl ihres Investments beachten können?

DAX & Co. befinden sich im Bärenmarkt. Erholungen, die zuletzt zu beobachten waren, waren lediglich Gegenreaktionen innerhalb intakter Abwärtstrends. Sollten nun Aktien in der Gänze gemieden werden? Mitnichten. Vor allem defensive Dividendenpapiere könnten an Beliebtheit gewinnen. Deren Geschäftsmodell wären nicht so von einer Rezession betroffen. Auch steigende Zinsen sollten diese Werte nicht aus der Bahn werfen. Aktien aus den Sektoren Pharma, Lebensmittel, Versorger und Telekommunikation gelten gerade in solchen unsicheren Zeiten als defensive Häfen. Die "Rezessionsresistenten" Aktien könnten dann gegenüber dem Gesamtmarkt besser abschneiden. Zyklische Titel wie beispielsweise aus den Wirtschaftszweigen Chemie, Technologie, Industrie und Automobil wären eher von einem Wirtschaftsabschwung betroffen. Bereits seit einiger Zeit befinden sich die Anteilsscheine aus den genannten Sektoren auf dem Rückzug.

Wie finden Trader das für Sie geeignete Investment und wie können sie gezielt danach suchen?

Eine Möglichkeit, geeignete Investments zu finden ist die Anwendung der Absoluten und Relativen Performance-Matrix. Hierbei wird die Kursentwicklung eines Basiswertes auf Sicht der letzten drei Monate und vier Wochen berücksichtigt. Die Matrix ist in vier Sektoren unterteilt. Fangen wir mit dem zweiten Quadranten an. Die Aktien oder Sektoren mit einer positiven Performance befinden sich in einem Aufwärtstrend. Innerhalb dieser Marktphase kommt es zu Korrekturen. Kurzfristig schwächelt dann der Kurs des Basiswertes, der dann im Sektor III zu finden ist. Aus einer Konsolidierung kann ein Abwärtstrend entstehen, wenn die Performance auf Sicht der letzten drei Monate und vier Wochen negativ wird. Wie zuletzt beobachtet, kommt es zu einer Erholung. In diesem Fall ist die Kursentwicklung kurzfristig positiv und der Wert hält sich dann im Sektor I auf. Die beschriebene Performance-Matrix verläuft im Uhrzeigersinn.

In der Abbildung ist die grafische Umsetzung zu sehen. Dargestellt sind die neunzehn Sektoren des Stoxx 600. Gut zu erkennen ist die Aufteilung der Subindizes in den einzelnen Sektoren. Es handelt sich um die Relative Performance-Matrix. Die Kursentwicklung der Sektoren wurde mit der des genannten Stoxx 600 verglichen.

Abbildung 1: Relative Performance-Matrix der 19 Stoxx 600-Sektoren

Wohin fließt aktuell das meiste Geld am Markt?

Im Augenblick werden angesichts des Bärenmarktes vor allem defensive Aktien gesucht. Diese sind vor allem in den Stoxx-Sektoren Pharma, Lebensmitteln und Telekommunikation zu finden. Im Letzt genannten Subindex scheint das heimische DAX-Mitglied Deutsche Telekom aus dem Dornröschenschlaf erwacht zu sein. Die genannten Sektoren sind, wie bereits erwähnt, relativ konjunkturunabhängig und reagieren nicht so sensibel auf steigende Zinsen. Dagegen fließt weiterhin Kapital aus technologielastigen Aktien ab. Ebenfalls unter Druck stehen Anteilsscheine aus dem Immobilienbereich. Steigende Zinsen führen zu einer nachlassenden Nachfrage nach einem neuen Zuhause. Hier kann der Anleger mit CFD’s Short-Positionen eingehen und somit von fallenden Notierungen profitieren.

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