Aussichten für Commerzbank-Aktie immer trüber - Fusionen außer Sichtweite
Die trüben Geschäftsaussichten der Commerzbank lassen auch den renommierten JPMorgan-Analysten Kian Abouhossein pessimistischer werden.
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Trotz des jüngsten Kursrutsches der Commerzbank-Aktie ist er zu den Papieren zwar weiterhin "neutral" eingestellt. Allerdings sieht auch er beim Kurs nicht mehr so viel Luft nach oben wie bislang. Sein Kollege Firdaus Ibrahim vom Analysehaus CFRA malt noch viel schwärzer. Sein neues Kursziel für die Aktie liegt sogar unterhalb des Rekordtiefs aus dem Jahr 2016.
So strich Ibrahim sein bisheriges Kursziel am Donnerstag von 7 auf 5 Euro zusammen und rät weiterhin zum Verkauf der Papiere. Die Kursentwicklung der vergangenen Tage schien ihm bisher Recht zu geben. Nach der Zahlenvorlage am Mittwoch ging es für die Commerzbank-Aktie zeitweise um mehr als 6 Prozent bis auf 15,179 Euro nach unten. Da waren das Rekordtief von 5,157 Euro und auch die von Ibrahim erwartete Marke von 5 Euro nicht mehr fern.
Abouhossein hält das offenbar für übertrieben. Er schrieb der Aktie am Donnerstag ein Kursziel von 6,75 Euro zu, lediglich 75 Cent weniger als zuvor. Während der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank (Deutsche Bank) hatten Anleger für Commerzbank-Papiere im April noch zu bis zu 8,255 Euro bezahlt. Auch als die Gespräche geplatzt waren, ging es für den Kurs nicht schlagartig nach unten.
Denn lange hielten sich Spekulationen im Markt, die niederländische Großbank ING (ING Group) oder die italienische HVB-Mutter UniCredit könnten sich für einen Einstieg oder eine Fusion mit der Commerzbank erwärmen. Doch die Gerüchte sind inzwischen verstummt, und Unicredit hat angesichts wegbrechender Erträge derzeit offenbar andere Sorgen, als sich bei einem deutschen Geldhaus einzukaufen und sich auf dem Privatkundenmarkt mit der harten Konkurrenz durch Sparkassen und Volksbanken herumzuschlagen.
Dabei gelang es der Commerzbank zuletzt noch relativ gut, die wegbrechenden Erträge im Privatkundengeschäft durch die Anwerbung von mehr als 100 000 neuen Kunden pro Quartal aufzufangen. Einen Gewinneinbruch gab es zuletzt vor allem Geschäft mit Firmenkunden. Der Chef der Firmenkunden-Sparte wurde inzwischen durch einen Nachfolger ersetzt. Konzernweit will Commerzbank-Chef Martin Zielke die Erträge in diesem Jahr auf vergleichbarer Basis weiterhin steigern. Auch der Gewinn soll etwas höher ausfallen als im Vorjahr.
JPMorgan-Experte Abouhossein sieht die Ziele auch wegen der Aussicht auf noch niedrigere Zinsen allerdings als schwierig an und geht für 2019 von einem Ertragsrückgang um zwei Prozent aus. Nachdem die Commerzbank im ersten Halbjahr mehr Geld für faule Kredite zurücklegen musste, rechnet Abouhossein auch für die zweite Jahreshälfte damit, dass die Summe im zweiten Halbjahr noch höher ausfallen könne. Das gelte auch, wenn es sich dabei - wie von Finanzvorstand Stephan Engels betont - um wenige Einzelfälle handle.
Nach dem zweiten Quartal kürzte der Analyst seine Gewinnschätzungen je Aktie für die Jahre 2019 bis 2021 um bis zu 10 Prozent. Er sieht derzeit keine unternehmenspezifischen Impulse, die den Aktienkurs nach oben treiben könnten. Daher will er abwarten, wie der für Herbst erwartete neue Strategieplan des Vorstands aussieht.
Eine mögliche Fusion der Commerzbank mit einem Geldhaus im Ausland hat Abouhossein jedenfalls vorerst nicht auf dem Zettel. Die Schaffung einer europäischen Bankenunion komme nur begrenzt voran, und dies mache grenzüberschreitende Übernahmen und Fusionen zwischen den Instituten schwierig. Wegen unterschiedlicher Regularien in den einzelnen EU-Staaten können Banken bei solchen Vorhaben bisher weitaus weniger Zentralfunktionen bündeln als bei Zusammenschlüssen innerhalb eines Landes.
/stw/la/fba
NEW YORK (dpa-AFX)
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