Weitere Lockerungen möglich

Draghi betont geldpolitische Handlungsbereitschaft der EZB - Tapering kein Thema

20.10.16 18:25 Uhr

Draghi betont geldpolitische Handlungsbereitschaft der EZB - Tapering kein Thema | finanzen.net

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat die Bereitschaft der EZB bekräftigt, ihre Geldpolitik notfalls weiter zu lockern.

In seiner Pressekonferenz nach der Bekanntgabe der geldpolitischen Entscheidungen sagte Draghi: "Wir werden die sehr substanzielle geldpolitische Unterstützung aufrecht erhalten, auf denen unsere Stabsprojektionen basieren und die notwendig ist, um eine Rückkehr zu knapp 2 Prozent Inflation sicherzustellen. Falls notwendig, werden wir handeln und dabei alle innerhalb unseres Mandats verfügbaren Instrumente einsetzen."

   Draghi sagte, der EZB-Rat werde in den nächsten Monaten mehr Informationen erhalten, die eine bessere Beurteilung des makroökonomischen Umfelds erlaubten, darunter neue Stabsprojektionen. Laut Draghi hat der EZB-Rat die Arbeit der Ausschüsse zur Kenntnis genommen, die Optionen für die reibungslose Fortsetzung der Anleihekäufe erarbeiten sollen. Auf Nachfrage sagte Draghi aber auch, dass der EZB-Rat nicht über eine Verlängerung des Ankaufprogramms diskutiert habe. Auch eine schrittweise Verringerung (Tapering) sei kein Thema gewesen.

   Im Vorfeld der EZB-Ratssitzung hatte es Spekulation darüber gegeben, dass die EZB ihre Anleihekäufe - gegenwärtig für 80 Milliarden Euro pro Monat - schrittweise verringern könnte. Grund dafür war neben einer entsprechenden Agenturmeldung auch der langsame Anstieg der Inflation im Euroraum. Die Verbraucherpreise waren im September mit einer Jahresrate von 0,4 Prozent gestiegen. Im August waren es 0,2 Prozent gewesen.

   Draghi stellte in seiner Eröffnungsrede aber klar, dass er diesem Anstieg noch keine besondere Bedeutung beimisst: "Die Inflationsraten dürften in den nächsten Monaten anziehen - größtenteils aufgrund von Basiseffekten in der Jahresveränderungsrate der Energiepreise", sagte er. Die grundlegende Inflation dagegen zeige bisher keinen überzeugenden Aufwärtstrend.

   Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Der Satz für Bankeinlagen bei der EZB liegt damit weiterhin bei minus 0,40 Prozent. Laut EZB-Rat sollen die Zinsen für längere Zeit so niedrig wie bisher bleiben oder sogar noch sinken, und zwar über den Zeitraum der Anleihekäufe hinaus.

   Die Anleihekäufe selbst will die EZB mindestens bis Ende März 2017 fortführen, auf jedenfalls aber so lange, bis die Inflation nachhaltig auf knapp 2 Prozent gestiegen ist. Ausweislich ihrer jüngsten Stabsprojektionen rechnet die EZB damit, dass das frühestens Ende 2018 passieren wird. Für den Durchschnitt dieses Jahres erwartet sie 1,6 Prozent Inflation.

  

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images, DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images