Boeing-Aktie sackt heftig ab: Weiterer Milliardenverlust bei Boeing - Auftrag von Alaska Airlines erhalten
Der US-Flugzeughersteller Boeing hat wegen Problemen im Rüstungsgeschäft im dritten Quartal überraschend einen weiteren Milliardenverlust eingefahren.
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Probleme im Rüstungsgeschäft haben den US-Flugzeugbauer Boeing im dritten Quartal erneut tief in die roten Zahlen gebracht. Vor allem gestiegene Kosten und technische Probleme beim Tankflugzeug für die US-Luftwaffe, der Präsidentenmaschine Air Force One, einer Tarnkappendrohne und einem Schulflugzeug führten zu einem Quartalsverlust von 3,3 Milliarden US-Dollar (rund 3,3 Mrd Euro), wie Boeing am Mittwoch in Arlington mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte sich das Minus auf lediglich 132 Millionen Dollar belaufen.
"Umschwünge brauchen Zeit", verkündete Boeing-Chef Dave Calhoun mit Blick auf die Dauerkrise beim Airbus-Rivalen. "Aber ich habe Vertrauen in unser Team und die Maßnahmen, die wir für die Zukunft ergreifen", erklärte der Vorstandsvorsitzende in einem Memo an die Beschäftigten. Boeing kämpft seit zwei Abstürzen von Maschinen seiner wichtigen Modellreihe 737 Max aufgrund technischer Fehler, bei denen 2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen starben, mit immer neuen Problemen.
Nicht nur die Rüstungssparte, auch das Geschäft mit Passagier- und Frachtflugzeugen für die kommerzielle Luftfahrt blieb im dritten Quartal in der Verlustzone - obwohl der Umsatz hier dank deutlich gestiegener Auslieferungszahlen im Jahresvergleich um 40 Prozent wuchs. Konzernweit legten die Erlöse nur um vier Prozent auf knapp 16 Milliarden Dollar zu. Grund war die Rüstungs- und Raumfahrtsparte, deren Erlöse um ein Fünftel auf 5,3 Milliarden Dollar einbrachen.
Zum Hintergrund der Probleme zählt auch ein Auftrag, den Boeing 2018 unter Ex-Chef Dennis Muilenburg mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump für den Bau der neuen Air Force One vereinbarte. Muilenburg hatte nach Attacken Trumps einen guten Preis versprochen, doch die Kosten liefen aus dem Ruder. Im April räumte Calhoun ein, dass der Deal zu milliardenschweren Belastungen führte und Boeing ihn "wahrscheinlich" nicht hätte eingehen sollen. Auch die Verluste im jüngsten Quartal seien nicht zuletzt den vereinbarten Festpreisen im Rüstungsgeschäft geschuldet, sagte der Boeing-Chef jetzt.
Insgesamt verfehlte Boeing mit seinen Quartalszahlen klar die durchschnittlichen Erwartungen von Branchenexperten. Die Aktie legte nach Handelsstart dennoch um gut ein Prozent zu. Mit einem Großauftrag der Fluggesellschaft Alaska Air für 52 Boeing 737 Max gab es am Mittwoch aber immerhin auch eine kleine positive Nachricht. In den vergangenen Jahren hatte Boeing vor allem wegen Problemen mit seinen Passagierflugzeugen immer wieder Verluste in Milliardenhöhe erlitten. Der europäische Konkurrent Airbus hatte dem einstigen Weltmarktführer bereits 2019 die Position als weltgrößter Flugzeugbauer abgejagt.
Alaska Airlines bestellt 52 Boeing 737 Max - Großteil in der Langversion
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat einen Großauftrag für seinen Mittelstreckenjet 737 Max gewonnen. Die Fluggesellschaft Alaska Air bestelle 52 Maschinen der Reihe, davon 42 in der Langversion 737 Max 10, teilte der US-Konzern kurz nach der Veröffentlichung eines Milliardenverlusts am Mittwoch in Seattle mit. Die Langversion harrt noch ihrer Zulassung - und die ist keineswegs sicher. Wenn die Zertifizierung nicht bis Jahresende gelingt, benötigt das Flugzeug ein modernes Cockpit-Alarmsystem, das es bisher nicht hat. Der US-Kongress kann das Gesetz allerdings noch ändern.
Mit der neuen Vorschrift hatte der Gesetzgeber auf die tödlichen Abstürze von zwei 737-Max-Jets in den Jahren 2018 und 2019 reagiert, die weltweit mehr als anderthalbjährige Flugverbote für das Modell zur Folge hatten. Nach technischen Nachbesserungen wurden die Verbote seit 2020 in wichtigen Teilen der Welt schrittweise wieder aufgehoben.
Insidern zufolge dürfte sich die Zulassung der Langversion mindestens bis Sommer 2023 verzögern. Dies habe der kommissarische Leiter der Luftfahrtbehörde FAA, Billy Nolen, dem republikanischen Senator Roger Wicker geschrieben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg Anfang Oktober unter Berufung auf das ihr vorliegende Dokument. Diese zeitliche Prognose stamme von Boeing selbst. Der Flugzeughersteller wollte den Brief nicht kommentieren.
Die Boeing-Aktie zeigte sich an der NYSE zunächst höher, kann die Gewinne aber nicht halten. Inzwischen stürzt das Papier zeitweise um 8,91 Prozent auf 133,58 US-Dollar ab.
/stw/stk
CHICAGO (dpa-AFX)
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