Deutsche Börse-Aktie gibt nach: Fusion von Deutscher Börse und LSE wackelt
Die geplante Megafusion zwischen der Deutschen Börse und der London Stock Exchange (LSE) steht wegen kartellrechtlichen Bedenken auf der Kippe.
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Die LSE ist nicht bereit, sich von ihrer Mehrheit an der italienischen Festzinsplattorm MTS zu trennen. Das aber fordert die Europäische Kommission.
Die Wettbewerbshüter hatten die beiden Börsenbetreiber aufgefordert, die Veräußerung der Mehrheit an der MTS SpA zuzusagen, um die fusionskontrollrechtliche Freigabe sicherzustellen. In der Nacht zum Montag hat die LSE nun aber den Beschluss gefasst, dies nicht zuzusagen, wie die Deutsche Börse mitteilte. Die Fusionspartner erwarten derzeit eine Entscheidung über ihren Zusammenschluss bis Ende März 2017.
Zuvor im Februar hatten die Partner den Verkauf der französischen Clearingtochter der LSE im Volumen von 510 Millionen Euro an den europäischen Konkurrenten Euronext angeboten. Sie setzten drauf, dass dies reicht, um die Sorgen der Kartellhüter zu zerstreuen, dass ein fusionierter Konzern auf Kosten kleinerer Konkurrenten und Investoren zu viel Kontrolle über Clearing-Trades von Derivaten und anderen Produkten haben würde.
Zweifel an der Existenzfähigkeit von LCH SA
Doch die EU-Kommission signalisierte, dass diese Abhilfemaßnahme nicht genüge, um die mögliche Preissetzungs- und Marktmacht im Anleihen- und Repo-Handel - einer Form kurzfristiger Finanzierung - im italienischen Markt zu adressieren. Brüssel hatte Bedenken, ob die LCH SA als veräußertes Geschäft fortbestehen könnte, weil ihr Anleihe- und Repo-Handelsströme derzeit von MTS zugeleitet werden. Auf MTS werden italienische Staatsanleihen gehandelt. Damit sei sie in Italien eine systemrelevante regulierte elektronische Handelsplattform, so die Begründung von der Kommission.
Für die LSE ist das italienische Geschäft, zu dem auch MTS gehört, jedoch eine wichtige Umsatz- und Gewinnquelle. Ein jeglicher Verkauf würde der Beziehung des Börsenbetreibers mit Wertpapierregulierern in Europa schaden, argumentierte die LSE. Die Fusionspartner hatten zusammen mit dem Verkauf von LCH SA eine alternative Lösung vorgeschlagen, die aber von Kartellbehörden abgelehnt wurde. Einzelheiten du dieser zusätzlich angebotenen Abhilfemaßnahme nannte die LSE nicht.
"Nachdem alle relevanten Faktoren berücksichtigt wurden, ist der LSE-Board zu dem Schluss gekommen, dass er sich nicht zu der Veräußerung von MTS entschließen kann", teilte die Londoner Börse mit.
Eine Sprecherin der EU-Kommission lehnte eine Stellungnahme ab, ein LSE-Sprecher wollte sich über die Mitteilung hinaus nicht äußern. Eine Sprecherin der Deutschen Börse war nicht umgehend zu erreichen.
Gespräche in der Sackgasse
Die offensichtliche Sackgasse in den Gesprächen zwischen LSE, Deutscher Börse und Europäischer Kommission über den geplanten Börsenzusammenschluss ist die jüngste Hürde für den Abschluss der Transaktion. Kontrovers war zuvor schon das Vorhaben, den Sitz der Holdinggesellschaft der fusionierten Börse in London anzusiedeln. Einige Politiker und Lobbygruppen in Deutschland argumentierten, wegen des geplanten Austritts Großbritanniens aus der EU solle der Sitz in Frankfurt sein, wo auch die Deutsche Börse beheimatet ist.
Den Deal aufgegeben hat die LSE indes noch nicht. Sie werde "weiter Schritte unternehmen, um die Fusion umzusetzen", teilte sie mit. Die Deutsche Börse und die LSE, die zusammen auf einen Marktwert von umgerechnet rund 28 Milliarden US-Dollar kämen, haben argumentiert, der Deal werde einen ausgezeichneten Konkurrenten für die US-Börsenbetreiber CME und Intercontinental Exchange schaffen. Gleichzeitig würde der Zusammenschluss dazu beitragen, Europas Kapitalmärkte zu integrieren, indem die Finanzstabilität verbessert und Unternehmen sowie anderen Marktteilnehmern ein größerer Finanzierungspool angeboten wird.
Trotzdem hat die LSE auch signalisiert, dass sie bereit ist, den Deal wenn nötig aufzugeben.
Der Board habe "eine große Zuversicht in die Stärke des Geschäftes, der Strategie und die Aussichten als eigenständiges Unternehmen" unter dem derzeitigen Management, teilte der Börsenbetreiber mit. Die LSE legt ihre vorläufigen Geschäftszahlen am 3. März vor.
Der Verkauf von MTS würde die Genehmigung der italienischen Behörden erfordern, neben der Freigabe in anderen Zuständigkeiten wie Großbritannien, Belgien, Frankreich und den USA.
Das drohende Aus der Fusion beunruhigt die Anleger. Allerdings hielten sich die Kursverluste am Montag in Grenzen, nachdem sich schon in den vergangenen Monaten die Zeichen gemehrt hatten, dass der Deal platzt. Die für den Zusammenschluss eingereichten Aktien der Deutschen Börse fielen am Montag zeitweise um 5 Prozent an das DAX-Ende. Zum Handelsschluss stand dann noch ein Verlust von 3,79 Prozent auf der Kurstafel. Die Papiere der Londoner Börse büßten hingegen nur rund ein Prozent ein.
Von Ben Dummett
LONDON (Dow Jones)
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Bildquellen: Deutsche Börse, LEON NEAL/AFP/Getty Images
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