Wegen China und USA

Drägerwerk meldet Gewinnwarnung - Aktie ist TecDAX-Schlusslicht

16.07.15 17:40 Uhr

Drägerwerk meldet Gewinnwarnung - Aktie ist TecDAX-Schlusslicht | finanzen.net

Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller Drägerwerk blickt wegen schleppender Geschäfte in China und den USA weniger optimistisch auf das Gesamtjahr.

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Jetzt streicht der Vorstand seine Gewinnerwartungen für 2015 zusammen. Zudem bleibt Dräger zunehmend auf teuren Produkten wie Beatmungsmaschinen und Narkosegeräten sitzen. Dadurch bleibe von jedem Euro Umsatz im Schnitt weniger als Gewinn beim Unternehmen hängen, warnte das Unternehmen am Mittwochabend.

Der Kurs der Drägerwerk-Aktie stürzte zu Handelsbeginn am Donnerstag um fast zehn Prozent in die Tiefe und war damit mit Abstand Schlusslicht im TecDAX. Am Abend gingen die Aktien dann schließlich mit einem Minus von 8,76 Prozent auf 90,31 Euro aus dem Handel. Sie belegten den letzten Platz im freundlichen Technologiewerte-Index TecDAX, der den Tag mit einem Plus von 1,24 Prozent beendete. Die zwischenzeitliche Erholung vom jüngsten Fünfmonatstief ist damit fast schon wieder Makulatur. Analyst Scott Bardo von der Privatbank Berenberg nannte die Nachricht einen "weiteren Rückschlag für die Glaubwürdigkeit des Managements".

TRÜBE BRANCHENSTIMMUNG

Experte Bardo zufolge hatten die Anleger zwar schon nach dem miserablen ersten Quartal begonnen, die Unternehmensziele anzuzweifeln. Den Aktien des Lübecker Unternehmens nützte das aber ebenso wenig wie Bardos Einschätzung, das weitere Abwärtspotenzial erscheine angesichts des Kursrutsches seit April begrenzt.

Experte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel sprach von einer zuletzt überraschend eingetrübten Branchenstimmung. Mit der Gewinnwarnung folge Drägerwerk dem schwedischen Wettbewerber Getinge. Dessen Geschäftszahlen hatten laut Analyst Richard Koch vom Analysehaus Kepler Cheuvreux deutlich unter den Erwartungen gelegen.

DZ BANK ENTTÄUSCHT VON QUARTAL

Das neue Jahresziel von Drägerwerk für die operative Marge (Ebit) liege unter der Konsensschätzung, schrieb Analyst Sven Kürten von der DZ Bank. Bei den überraschend vorgelegten Eckdaten bleibe zudem das Ebit - wie schon zum Jahresauftakt - hinter seiner Erwartung zurück. Kürten kündigte an, seine Schätzungen sowie den fairen Wert von 105 Euro für die Aktie zu überprüfen.

Die gesenkte Margenprognose erinnere an das vergangene Jahr, monierte Commerzbank-Analystin Yasmin Moschitz. Sie habe alle Optimisten Lügen gestraft, die auf positive Währungseffekte gesetzt hätten, und zeige, wie schwierig die Geschäftsentwicklung zu prognostizieren sei. Die Umsätze und der operative Gewinn hätten sich im zweiten Quartal zwar verbessert, könnten aber nicht das desaströse Auftaktquartal ausgleichen. Moschitz kündigte ein deutliche Senkung ihrer Ebit-Schätzungen an und sieht auch die Markterwartungen unter Druck.

WENIGER GEWINNTRÄCHTIGE PRODUKTE

Der kleinere Anteil gewinnträchtiger Produkte belaste die Bruttomarge, hatte das Unternehmen am Vorabend gewarnt. Die Kennzahl werde voraussichtlich nicht das Niveau des Vorjahres erreichen. Auch seine Erwartungen für den operativen Gewinn schraubte der Vorstand herunter und rechnet jetzt mit einer Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) zwischen 5 und 7 Prozent. Bisher sollte es jeweils ein Prozentpunkt mehr sein.

Eine Drägerwerk-Sprecherin erklärte die Schwäche in China damit, dass die dortigen Kunden immer mehr bei heimischen Herstellern einkauften. Die Anti-Korruptionsgesetze führten zudem dazu, dass es mehr kleinere Bestellungen und weniger Großaufträge gebe.

CHINA UND USA SCHWÄCHELN

In den USA beobachte Dräger eine "allgemeine Marktschwäche", die auch Konkurrenten betreffe, sagte die Sprecherin. Auch im zweiten Halbjahr werde in den USA und China keine wesentliche Verbesserung der Nachfrage erwartet. Weil das Unternehmen viel in den USA produziert, stärke der vergleichsweise schwache Euro die Marge kaum. Die USA sind nach Deutschland der größte Produktionsstandort für Dräger.

Beim währungsbereinigten Umsatzwachstum rechnet Dräger dennoch weiterhin mit 2,0 bis 5,0 Prozent. Voraussetzung für die Prognosen sei, dass es nicht zu wesentlichen Veränderungen bei den für Dräger relevanten Währungskursen gebe. Die mittelfristigen Ziele blieben unverändert bestehen.

WÄHRUNGSKURSE TREIBEN UMSATZ NACH OBEN

Im zweiten Quartal war der Umsatz des Unternehmens um 13,2 Prozent auf 634 Millionen Euro gestiegen, bereinigt um Währungseinflüsse lag das Plus bei 6,8 Prozent. Der Auftragseingang legte um 10,3 Prozent zu, währungsbereinigt um 4,4 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte von 15,0 auf 21,7 Millionen Euro zu. Die Ebit-Marge kletterte von 2,7 auf 3,4 Prozent. Den vollständigen Quartalsbericht will das Unternehmen am 30. Juli veröffentlichen.

/he/fat

LÜBECK (dpa-AFX)

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Bildquellen: Drägerwerk

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