Deutsche Börse-Aktie im Fokus: Kerngeschäft läuft
Starke Kursausschläge an den Märkten halten die Deutsche Börse seit einiger Zeit auf Erfolgskurs. Was ist bei der Deutschen Börse sonst so los, was sagen die Analysten und was macht die Aktie.
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DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN BÖRSE:
Neben den gut laufenden Geschäften in Kernbereichen wie der Derivatebörse Eurex stehen derzeit vor allem Übernahmen im Fokus, um unabhängiger von der Entwicklung an den Aktien- und Anleihemärkten zu werden. Theodor Weimer, der Anfang 2018 auf den unter Beschuss zurückgetretenen Carsten Kengeter folgte, setzt dabei besonders auf den Devisenhandel oder das Indexgeschäft. Nach einigen zuletzt kleineren Zukäufen hat er dabei mit der zum Refinitiv-Konzern gehörenden Handelsplattform FXall einen größeren Fisch am Haken.
Investoren warten gespannt darauf, ob es Weimer gelingt, diesen auch an Land zu ziehen. Die Gespräche ziehen sich jetzt schon einige Zeit hin. Bereits Anfang April hatte der Konzern bestätigt, dass es Verhandlungen mit Refinitiv über einige Bereiche des Devisenhandels gibt. "Der in den Marktgerüchten genannte Kaufpreis von 3,5 Milliarden US-Dollar (rund 3,1 Mrd Euro) sowie die unmittelbar bevorstehende Unterzeichnung verbindlicher Verträge entbehren jeder Grundlage", hieß es damals seitens der Deutschen Börse.
Die Deutsche Börse könnte aber nur Teile übernehmen. Aber auch ein Kaufpreis in dieser Größenordnung wäre für sie wohl kein Problem - das Unternehmen hat zum einem 1,5 Milliarden Euro für Zukäufe in der Kasse. Zudem hatte Weimer zuletzt immer wieder betont, dass Investoren voll und ganz hinter seiner Strategie stehen und auch eine Kapitalerhöhung unterstützen würden.
Seit der offiziellen Bestätigung der Gespräche zeigt sich Weimer wortkarg und betonte zuletzt immer wieder nur, dass es keinen konkreten Zeitplan gibt. Neben dem Ausbau des Geschäfts durch Zukäufe setzt der frühere HVB-Chef auf Sparen. Er will die jährlichen Fixkosten bis Ende 2020 um rund 100 Millionen Euro drücken. Die Hälfte der Einsparungen soll aus dem Personalbereich kommen. Dafür sollen Stellen in Frankfurt wegfallen und an Billigstandorten wie Cork (Irland) oder Prag entstehen. Am Ende soll das Unternehmen größer sein als zuletzt.
"Bis Ende 2020 wollen wir nicht nur ein effizienteres Unternehmen sein, sondern auch ein größeres mit mehr Mitarbeitern als heute", hatte er bei der Ankündigung des Sparprogramms gesagt. Bis dahin sollen auch im Aufsichtsrat die Konsequenzen aus dem Krisenjahr 2017 gezogen sein. Denn das Unternehmen hatte bereits im Mai mitgeteilt, dass der in der Kritik stehende Aufsichtsratschef Joachim Faber sein Amt mit Ablauf der Hauptversammlung 2020 niederlegt.
Die vielen Probleme im Jahr 2017 hatten Faber, der seit Mitte 2012 an der Spitze des Aufsichtsgremiums steht, in die Kritik gebracht. Die geplante Fusion mit der Londoner Börse LSE scheiterte auch deshalb, weil den Verantwortlichen der Deutschen Börse ein Plan B für den Fall des Brexits zu fehlen schien. Zudem brachte der Aufsichtsrat ein auf den inzwischen zurückgetretenen Chef Carsten Kengeter zugeschnittenes Vergütungsprogramm auf den Weg, das Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen möglichen Insiderhandels nach sich zog.
DAS MACHT DIE AKTIE:
An der Börse ist das Krisenjahr 2017 und die gescheiterte Übernahme der Londoner Börse ohnehin längst abgehängt. Seit dem Amtsantritt von Weimer ging es abgesehen von einer kleinen Schwächephase Ende des vergangenen Jahres stets nach oben. Seit Ende 2017 summieren sich die Kursgewinne auf rund ein Drittel - das Papier gewann damit so viel wie kaum ein anderer Dax (DAX 30)-Wert in diesem Zeitraum.
Die Marktkapitalisierung des Börsenbetreibers stieg in der Amtszeit von Weimer um rund sechs Milliarden Euro auf 24,5 Milliarden Euro - damit ist die Deutsche Börse der mit Abstand wertvollste Finanzkonzern am Standort Frankfurt. Das Unternehmen ist inzwischen mehr wert als die Deutsche Bank (14,5 Mrd Euro) und Commerzbank (8 Mrd Euro) zusammen.
Kurz vor Bekanntgabe der Zahlen zum zweiten Quartal kostet die Aktie mit rund 129 Euro nur etwas weniger als Anfang Juli, als es mit 130,70 Euro den höchsten Stand seit der Finanzkrise erreicht hatte. Nach den zuletzt kräftigen Gewinnen ist selbst das Rekordhoch von 136,32 Euro von Ende 2007 - also zu Zeiten vor der Finanzkrise - in greifbare Nähe gerückt.
Doch trotz der jüngsten Zuneigung der Investoren bleibt ein Wermutstropfen für das Unternehmen aus dem Frankfurter Vorort Eschborn. Obwohl die Deutsche Börse das Schwergewicht unter den europäischen Börsenbetreibern ist, bleiben die großen Börsenkonzerne aus den USA wie die CME (CME Group A) oder IntercontinentalExchange (Intercontinental Exchange), zu der zum Beispiel die New York Stock Exchange (NYSE) gehört, in weiter Ferne.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Die Experten sind weiter größtenteils optimistisch, aber sehen immer weniger Spielraum für die Aktie nach oben. So erhöhten zwar zuletzt einige Experten wie der HSBC-Analyst Johannes Thormann oder der Deutsche-Bank-Experte Benjamin Goy ihre Kursziele leicht, aber diese liegen nicht mehr sehr viel über dem aktuellen Niveau. So traut der größte Optimist, der HSBC-Experte Thormann, der Aktie lediglich einen weiteren Anstieg auf bis zu 144 Euro in den kommenden Monaten zu.
Thormann geht davon aus, dass die Zahlen für das zweite Quartal seine Kaufempfehlung für das Papier stützen. Er geht im Vergleich zum Vorjahr von einem leichten Plus beim Umsatz und einen deutlichen Anstieg beim Gewinn aus. Mit Blick auf die kommenden Jahre kürzte er zwar seine Erwartungen für die Umsätze an der Eurex sowie wegen der anhaltenden Zinsflaute an die Erträge bei der Sparte Clearstream, liegt mit seinen Schätzungen aber immer noch deutlich über denjenigen anderer Analysten.
So geht der HSBC-Analyst davon aus, dass die Deutsche Börse ihren Gewinn bis 2021 auf etwas mehr als 1,5 Milliarden Euro steigern kann - zum Vergleich: 2018 verdiente die Deutsche Börse bereinigt um Kosten für den Konzernumbau gerade mal rund eine Milliarde Euro. Damit liegt Thorman rund ein Viertel über dem von Bloomberg ermittelten Durchschnitt von sieben Experten.
Größter Pessimist der 15 von dpa-AFX erfassten Analysten ist NordLB-Experte Michael Seufert, der ein Kursziel von 110,25 Euro hat. Er traut der Deutschen Börse in den kommenden Jahren zwar auch weitere Zuwächse zu, ist dabei aber bei weitem nicht so optimistisch wie Thormann. Insgesamt empfehlen derzeit fünf der 15 Experten das Papier zum Kauf, zehn raten zum Abwarten und kein einziger rät zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt dabei mit knapp 129 Euro auf dem derzeitigen Kursniveau.
/zb/eas/mis
FRANKFURT (dpa-AFX)
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