Warten auf den Startschuss

Zalando-Aktie: Sind Privatanleger nicht erwünscht?

01.10.14 07:48 Uhr

Zalando-Aktie: Sind Privatanleger nicht erwünscht? | finanzen.net

Überraschung beim gehypten Börsenkandidaten Zalando: Um sich für "die richtigen Anteilseigner" zu entscheiden, wurde die Zalando-Aktie günstiger an den Markt gebracht als möglich gewesen wäre. Wie Analysten die Aktie bewerten und womit Anleger beim Börsengang rechnen müssen.

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Die Märkte haben eine spannende IPO-Woche vor sich. Morgen betritt Zalando das Börsenparkett, am Donnerstag folgt die Startup-Schmiede Rocket Internet. Anleger hoffen auf ein deutsches IPO-Feuerwerk, haben sie doch immer noch die Anlegerhysterie um den Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba im Hinterkopf.

Zalando schöpft Preisspanne nicht aus

Zalando dämpft die Erwartungen nun aber ein wenig: Der Ausgabepreis der Zalando-Aktien wurde auf 21,50 Euro festgelegt und liegt damit leicht unter den Erwartungen. Die Preisspanne, die zwischen 18 und 22,50 Euro gelegen hatte, wurde nicht ganz ausgeschöpft. Dies habe aber mitnichten an zu geringem Interesse gelegen, erklärt der Online-Versender von Mode und Schuhen. Die Nachfrage soll das Angebot bei weitem überstiegen haben, heißt es Konzernangaben zufolge.

Priorität habe aber, sich für "die richtigen Anteilseigner" zu entscheiden. Was genau das heißt und an wen die 28 Millionen Papiere zugeteilt wurden, blieb zunächst offen. Analysten vermuten, dass Großinvestoren, auf die Zalando wert gelegt hat, möglicherweise nicht mehr als 21,50 Euro je Aktie investieren wollten. Um diese ins Boot zu holen, hat der Konzern die Preisspanne dann wohl nicht ausgeschöpft. Tatsächlich sind Großinvestoren in der Regel langfristig investiert, während Privatinvestoren oftmals nach erfolgreicher Erstemission Kasse machen.

Zalando eine Erfolgsstory? Ein Blick in die Zahlen

Eine Erfolgsgeschichte ist Zalando, zumindest auf dem Papier nicht - oder vielmehr noch nicht, glaubt man Zalando-Vorstand Rubin Ritter. Dieser sieht die roten Zahlen in der jüngeren Vergangenheit des Online-Modehändlers als Resultat notwendiger Investitionen in den Ausbau von Zalando und erklärte bereits ganz offen: "Wir werden nicht anfangen, Quartale zu optimieren, sondern auch künftig selbst dann investieren, wenn es Marge kostet."
Immerhin: Den hohen Investitionen in Werbung - der Werbeslogan "Schrei vor Glück" dürfte den meisten Deutschen bestens geläufig sein - verdankt Zalando auch zu einem großen Teil seinen rasanten Aufstieg zum größten Online-Modehändler Deutschlands. Auch die Ausgaben, die bislang in den Ausbau der Infrastruktur investiert wurden, tragen bereits Früchte: Mit den großen Logistikzentren in Erfurt und Mönchengladbach könnte Zalando sogar doppelt so viel Umsatz stemmen wie bisher. Einer weiteren Expansion stünde somit von logistischer Seite nichts im Weg. Und die Anstrengungen machen sich bezahlt: Die Kundenbasis von Zalando wächst und das Unternehmen gewinnt stetig mehr Marktanteile in der Branche hinzu. Das stimmt offensichtlich auch die Anleger optimistisch. Denn obwohl etwa Privatanleger ursprünglich nicht unbedingt die Zielgruppe für das Zalando-Papier darstellten, kommt gerade aus dieser Anlegergruppe überraschend reges Interesse.

Die nüchternen Zahlen machen bislang allerdings nur verhalten Hoffnung. Im zweiten Quartal 2014 schrieb Zalando zum ersten Mal operativ schwarze Zahlen und machte einen Umsatz von 546 Millionen Euro - ein Wachstum von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2014 werden jedoch gedämpft. Obwohl Zalando hofft, die Marke von 2 Milliarden Euro Umsatz am Ende des Jahres zu knacken, ist das Unternehmen bislang noch nicht profitabel.

Verhaltener Applaus von den Analystenrängen

Und was halten die von der Zalando-Aktie, die es eigentlich wissen müssen? Während die Zalando-Vorstände und die Investoren voll hinter dem Börsenaspiranten stehen, werden von Seiten der Analysten tendenziell etwas leisere Töne angeschlagen. So sehen viele zwar durchaus Fortschritte, was die Gewinne von Zalando betrifft, ausdrückliche Kaufempfehlungen sind jedoch rar. Stein des Anstoßes sind zumeist die bislang vorherrschenden Verluste, die Zalando schreibt. Vor allem die Retourenregelung des Modehändlers, die dem Kunden eine kostenlose Rücksendung der bestellten Artikel garantiert, gilt als problematisch. Die Rücksendequote von 50 Prozent, die Zalando aufgrund dessen derzeit bewältigen muss, stellt nämlich einen nicht unerheblichen Kostenfaktor dar. Einige Analysten sehen das Unternehmen diesem Kostenblock auf Dauer nicht gewachsen. Andererseits könnte Zalando dieses Konzept nicht ändern, ohne im Ansehen der Kunden zu fallen. Immerhin gehört das kostenlose Rückgaberecht zum Kern des Unternehmenskonzepts. Auch wenn der zweite Teil des ursprünglichen Werbeslogans "Schrei vor Glück oder schick‘s zurück" mittlerweile gestrichen wurde. Auf der anderen Seite ist der Wettbewerb in der Branche groß und Alleinstellungsmerkmale wie etwa das kostenlose Rückgaberecht verschaffen gegenüber der Konkurrenz wertvolle Vorteile.

Neben den roten Zahlen und den Kostenpunkten, hat Zalando jedoch auch Gründe, positiv in die Zukunft und vor allem auf den anstehenden Börsengang zu blicken. Die Marke Zalando erfreut sich nämlich aktuell großer Bekanntheit am schnell wachsenden Online-Markt und das vor allem in den deutschsprachigen europäischen Ländern - gute Voraussetzungen, um auch dauerhaft die Nase vorn zu behalten. Darüber hinaus erzielt das Unternehmen in Sachen Umsatzsteigerung pro Kunde gute Ergebnisse. Und nicht zuletzt gibt es noch viel Luft nach oben, was die Ausweitung des Sortiments und das Potenzial der Eigenmarken anbelangt. Kapazitäten für größere Umsatzsteigerungen sind auf logistischer Seite bereits vorhanden.

Mit Blick auf den anstehenden Gang aufs Parkett kann Zalando auch auf Rückendeckung von namhaften Personen und Einrichtungen hoffen, die jeweils ein Interesse daran haben dürften, dass Zalando den Börsengang möglichst mit Bravour meistert. Allen voran die Samwer-Brüder, die mit rund 17 Prozent Anteil am Unternehmen zu den Haupteigentümern zählen und nur einen Tag nach dem Zalando-IPO mit ihrer eigenen Firma Rocket Internet ebenfalls an die Börse wollen. Im Fahrwasser eines erfolgreichen Zalando-Börsenstarts könnte auch das Debüt der Rocket Internet-Aktie unter einem günstigen Stern stehen. Daneben ist auch das Bankenkonsortium mit Goldman Sachs, Morgan Stanley und Credit Suisse namhaft besetzt. Im schlimmsten Fall könnten die Banken ein Abrutschen der Aktie unter den Ausgabekurs über mehrere Wochen verhindern, vermutet das Analyseunternehmen Getinsight.

Zalando "etwas Besonderes"?

So einig sich der Großteil der Analysten auch darin ist, lieber keine ausdrückliche Kaufempfehlung auszusprechen, so verschieden sind jedoch die Einschätzungen von Zalando als Unternehmen und der Zalando-Aktie. Während Professor Max Otte vermutet, dass das Geschäftsmodell des Börsenaspiranten "mit viel Marketingaufwendungen (…) so hingebastelt wurde, dass es kurzfristig zum Börsengang einigermaßen funktioniert", hält Stefan Wimmer, Analyst des Bankhauses Metzler, den Hype um Zalando für nachvollziehbar. Zalando sei "schon etwas Besonderes". Immerhin habe es bislang kein deutsches Unternehmen geschafft, innerhalb so kurzer Zeit die Umsatzschwelle von zwei Milliarden Euro zu übertreffen. Ferner sieht Wimmer bei Zalando durchaus "das Potenzial, dass die Profitabilität in den kommenden Jahren deutlich steigt". Professor Otte hingegen rät von Neuemissionen generell und von Zalando besonders deutlich ab.

Neben allen Spekulationen rund um den Zalando-Börsengang ist eines jedoch sicher: Auf eine Dividende dürfen die Zalando-Anleger nicht hoffen. Zalando-Vorstand Rubin Ritter stellte nämlich bereits klar: "Wir wollen auch langfristig weiter in den Aufbau des Geschäfts investieren. Insofern ist die Ausschüttung von Dividenden das Letzte, worüber wir uns Gedanken machen." Privatanleger dürften dies nicht allzu gerne hören.

Christina Fischer und Claudia Stephan

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Bildquellen: Zalando

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