Kaufhaus-Aktien: Kauf dich glücklich
Das Kaufhaus gilt in Deutschland als Auslaufmodell. Dabei zeigen Warenhausketten aus dem Ausland, dass Kunden zugreifen, wenn es nur Spaß macht. Regionale Häuser wie Ludwig Beck nutzen ihre Chancen.
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von Sonja Funke, Euro am Sonntag
"Wow Sale" prangt in großen Lettern über dem Eingang der Karstadt- Filiale. Eine Dame im Businesskostüm wühlt in einem Berg Socken. An ihrem Arm baumelt die Tüte des britischen Warenhauses Harrods. "Dort gehe ich liebend gern ausgiebig shoppen, hierher komme ich nur schnell für ein paar Schnäppchen", sagt sie und beschreibt damit das ganze Desaster deutscher Warenhäuser: Der Glanz vergangener Tage ist verblasst, das Image vom verheißungsvollen Konsumtempel haben Kaufhäuser wie Karstadt längst eingebüßt.
An der mangelnden Konsumfreude der Deutschen kann das nicht liegen: Trotz negativer Konjunktursignale und Anzeichen einer eingetrübten Konsumlaune verbuchten die deutschen Einzelhändler im August das größte Umsatzplus seit gut drei Jahren. Die Kauflust sollte überdies anhalten. "Da die Einkommen steigen und die Arbeitsplatzsicherheit groß ist, dürfte der Konsum in den kommenden Jahren eine der Säulen des deutschen Wirtschaftswachstums bleiben", sagt Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank.
Säule des Wirtschaftswachstums
Zwar verunsichern internationale Krisen wie in der Ukraine die Verbraucher zunehmend, das Konsumklima trübte sich laut den Marktforschern der Nürnberger GfK jüngst zum zweiten Mal in Folge ein. Doch der Branchenverband HDE bleibt zuversichtlich: Die Experten erwarten trotz der Widrigkeiten im Gesamtjahr ein Plus von 1,5 Prozent - bei einem guten Weihnachtsgeschäft könne es auch etwas mehr werden.
Eines allerdings steht jetzt schon fest: Größter Profiteur bleibt der Internet- und Versandhandel, der in diesem Jahr von Januar bis August mit knapp acht Prozent real am stärksten wuchs. Der Umsatz der Kaufhausketten hingegen stieg in dieser Zeit lediglich um 0,6 Prozent.
Neben dem Onlinehandel laufen zudem attraktive Einkaufszentren, die sogenannten Malls, den Kaufhausketten den Rang ab. "Die Warenhäuser bilden das Schlusslicht bei der Umsatzbetrachtung im Handel", stellt DZ-Bank-Analyst Claus Niegsch fest. "Ein Ende dieser Entwicklung ist vorerst nicht absehbar."
Allen Unkenrufen zum Trotz funktionieren einige Geschäftsmodelle aber nach wie vor: Die Metro-Tochter Galeria Kaufhof etwa hat in den vergangenen Jahren zwar starke Umsatzeinbußen verzeichnet und kontinuierlich Filialen geschlossen - wenn auch weniger aufgeregt als Karstadt -, schreibt aber schwarze Zahlen und trug im vergangenen Geschäftsjahr knapp fünf Prozent zum Gesamtumsatz der Metro-Gruppe bei. "Galeria Kaufhof verzeichnete in den vergangenen sechs Quartalen hintereinander ein flächenberei-nigtes Wachstum", sagt Analystin Bianca Casertano vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. "Das hat damit zu tun, dass die Warenhäuser nun stärker an ihrer Zielgruppe ausgerichtet sind und das Unternehmen pro Jahr etwa 100 Millionen Euro in die Modernisierung der Standorte investiert." Im Zuge dessen erhielten im Sommer mehr als 1.000 Mitarbeiter Tablets für die zeitgemäße Kundenberatung in den Filialen. Kürzlich tauschte Kaufhof zudem die Führungsspitze aus.
In Spanien hält sich El Corte Inglés stabil als größte Kaufhauskette Europas und beweist, dass Kaufhäuser sogar in Krisenzeiten profitabel geführt werden können. In dem südeuropäischen Land zeichnen sich die Warenhäuser häufig durch ihre exklusive Anmutung aus. Gleiches gilt für Italien: "Sowohl die qualitativ hochwertigen Eigenmarken als auch das ansprechende Storedesign lassen Einkaufen dort zum Erlebnis werden", sagt Analystin Casertano. In Großbritannien bestehen mit Marks & Spencer, Debenhams, John Lewis und House of Fraser gleich vier Konkurrenten am Markt.
Kleine Häuser funktionieren gut
Die Umsätze pro Quadratmeter sind in Großbritannien deutlich höher als in Deutschland - weil es weniger Kaufhäuser gibt. Hierzulande sind die Händler gezwungen, sich zu spezialisieren. "Kleine Warenhäuser funktionieren auch in Deutschland häufig gut", sagt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der Handelsberatung BBE, und verweist als Beispiel auf das Kaufhaus Rid, das mehrere Häuser in Oberbayern betreibt.
"Es gibt in Deutschland immer noch extrem gut funktionierende Warenhäuser. Meist sind dies neben den großen Premiumhäusern in den Ballungsräumen auch kleinere, regionale Häuser, die mit ihren Geschäften vor Ort eine große Rolle spielen." Sie kennen ihre Zielgruppe gut und gehen auf deren Bedürfnisse und den örtlichen Wettbewerb ein. Stumpf ist überzeugt: "Der stationäre Handel kann nur überleben, wenn er den Onlinehandel vorantreibt, sein Sortiment stark an den regionalen Bedürfnissen ausrichtet und den Einkauf für den Kunden zum Erlebnis werden lässt."
Mit genau diesem Konzept überzeugt das Münchner Traditionshaus Ludwig Beck seit Jahren. Der Touristenmagnet am Marienplatz lockt Kunden aus aller Welt nach einem aufwendigen Um- und Ausbau nun mit größerer Verkaufsfläche. Dies dürfte sich im Weihnachtsgeschäft positiv bemerkbar machen. Und auch der Onlineshop soll einen höheren Umsatzbeitrag leisten als im Vorjahr.
Während das britische Warenhaus John Lewis fast 40 Prozent seines Umsatzes im Internet macht, tun sich deutsche Wettbewerber damit immer noch schwer: Bei Kaufhof trug das Onlinegeschäft im vergangenen Jahr nur rund zwei Prozent zum Gesamtumsatz bei.
"Ziel ist, dass das Unternehmen in rund drei Jahren etwa zehn Prozent seiner Erlöse im Internet erzielt", sagt Unternehmenssprecher Gerd Koslowski. "Das langsame Vordringen im Onlinehandel ist nur eine der Schwächen deutscher Warenhäuser", weiß Planet-Retail-Analyst Niklas Reinecke. Debenhams, John Lewis, aber auch die spanische Kette El Corte Inglés und die französische Lafayette Group hätten sich "insgesamt einfach cleverer positioniert" als deutsche Häuser.
Auffällig sei der Unterschied auch bei den meist schlecht etablierten Eigenmarken deutscher Kaufhausketten. "Wer weiß schon, wie die Eigenmarke von Karstadt oder Kaufhof heißt - oder wofür sie steht", sagt Reinecke. Wettbewerber wie Peek & Cloppenburg hätten es hingegen geschafft, ihre Eigenmarken - in diesem Fall McNeil - als richtige Marke zu positionieren.
Unwahrscheinlich also, dass die Dame im Businesskostüm so bald eine Karstadt- oder Kaufhof-Tüte mit Stolz spazieren tragen wird.
Investor-Info
Einzelhandel
Stabiler Konsum
Trotz starker negativer Konjunktursignale geht es für den deutschen Einzelhandel im laufenden Jahr aufwärts. Für das Gesamtjahr rechnet der Handelsverband HDE dank des stabilen Konsums mit einem Umsatz der deutschen Einzelhändler von 456,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von nominal 1,5 Prozent. Damit legt das Wachstum zu - die Konsumenten stützen gegenwärtig die Konjunktur.
METRO
Viele Baustellen
Der Konzern hat zu kämpfen. Die Konkurrenz im Onlinehandel macht den Elektronikmärkten MediaSaturn zu schaffen. Der Supermarkttochter Real droht härterer Wettbewerb, wenn die Kartellbehörden der Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka zustimmen. Die Konzentration im Großhandelsgeschäft auf lukrative Märkte ist positiv. Die Aktie ist nach Zwischenhoch unter Druck. Stopp beachten.
Ludwig Beck
Fester Stand
Die Münchner sind eine Ausnahme in der deutschen Kaufhausbranche: stabile Umsätze, starke Marktstellung. Nach dem aufwendigen Umbau dürfte sich die vergrößerte Verkaufsfläche im laufenden Jahr positiv auswirken. Der Onlineshop sollte im Weihnachtsgeschäft deutlich zum Umsatz beitragen. Die Margen sind verglichen mit den Wettbewerbern hoch, der Cashflow stark. Limitiert ordern.
Marks & Spencer
Neuer Look
Mit einer Marketingoffensive will die Kette den Abwärtstrend bei Textilien stoppen: Die Briten haben ein neues Designerteam angeheuert und rund 2,3 Milliarden Britische Pfund in die Umgestaltung von Läden sowie einen neuen Internetauftritt gesteckt. So will Marks & Spencer wieder deutlich höhere Renditen erwirtschaften. Noch abwarten.
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18.12.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
18.12.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
29.10.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
29.10.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
27.08.2024 | Ceconomy St Underweight | Barclays Capital |
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18.12.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
29.10.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
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24.05.2024 | Ceconomy St Add | Baader Bank | |
23.12.2021 | Ceconomy St Buy | Kepler Cheuvreux |
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18.12.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
29.10.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
14.08.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
09.07.2024 | Ceconomy St Hold | Warburg Research | |
26.10.2023 | Ceconomy St Hold | Warburg Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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18.04.2024 | Ceconomy St Underweight | Barclays Capital |
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