Infineon im Fokus: Das lange Warten auf die Freigabe der Cypress-Übernahme
Der Chiphersteller Infineon blickt wegen der schwierigen konjunkturellen Lage vorsichtig auf das bereits begonnene Geschäftsjahr 2019/2020.
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Wichtig ist aktuell aber vor allem die noch ausstehende Freigabe der USA für die Milliarden-Übernahme des Konkurrenten Cypress Semiconductor. Was bei Infineon los ist, wie Analysten die weiteren Aussichten einschätzen und wie sich die Aktie entwickelt hat.
LAGE DES UNTERNEHMENS:
In Neubiberg lässt eine erhoffte Nachricht weiter auf sich warten. Nachdem die EU bereits im Herbst grünes Licht für die angepeilte Übernahme des US-Wettbewerbers Cypress Semiconductor gegeben hatte, wartet Infineon immer noch auf die Zustimmung aus den USA. Konzernchef Reinhard Ploss hatte für Anfang 2020 zumindest mit Signalen zur Entscheidung gerechnet. Bislang ist das aber nicht der Fall.
Die Sorge: Schon einmal war eine Übernahme eines US-Halbleiterspezialisten - Wolfspeed - am Veto der Wettbewerbshüter gescheitert. Ungeachtet dessen zeigte sich Ploss zuletzt aber zuversichtlich. Mit einem Volumen von 9 Milliarden Euro wäre die Cypress-Übernahme die größte in der Unternehmensgeschichte.
Der DAX-Konzern erhofft sich dadurch nicht nur einen deutlich größeren Fußabdruck in den USA, sondern will durch den Deal in die Top Ten der Halbleiterhersteller aufsteigen. Zudem sieht Ploss Infineon künftig als Nummer eins bei Chips für die Autoindustrie. Der Cypress-Deal soll für Infineon ein bedeutender Baustein auf dem Weg zurück zum hohen Wachstum der Vergangenheit werden.
Aktuell bekommt der Halbleiterspezialist aus dem Münchener Vorort aber die anhaltende Schwäche der Automärkte und die sich eintrübende Weltwirtschaft zu spüren. Mit Chips für die Autoindustrie macht Infineon den Löwenanteil seines Geschäfts, doch in dieser Sparte ist das Wachstum deutlich zurückgegangen. Die Marktbedingungen sind für Infineon insgesamt schwieriger geworden. Wegen der angespannten Konjunkturlage hatte Ploss bereits bei der Vorlage der Jahresbilanz im November gesagt, dass der Konzern sich auf eine herausfordernde erste Jahreshälfte einstelle. Eine Erholung sei nicht vor der zweiten Jahreshälfte zu erwarten, hieß es.
An diesem Mittwoch (5. Februar) legt Infineon nun seine Zahlen für das erste Quartal (per 31. Dezember) vor. Der Chiphersteller geht für das typischerweise schwächere Auftaktquartal von einem deutlichen Umsatzrückgang von 7 Prozent (plus oder minus zwei Prozentpunkte) im Vergleich zum Vorquartal aus. Die operative Marge (Segmentergebnis-Marge) erwartet das Unternehmen bei etwa 13 Prozent, ausgehend von der Mitte der Umsatzspanne. So ist der Konzern mit einer Unterauslastung seiner Anlagen und erhöhten Leerstandskosten konfrontiert.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Grundsätzlich überwiegt bei der Mehrzahl der Experten klar die Zuversicht. Sie attestieren der Aktie nach wie vor Potenzial. Von den insgesamt 20 im dpa-AFX-Analyser erfassten Marktbeobachtern empfiehlt immerhin die Hälfte die Papiere zum Kauf. Nur einmal lautet der Rat, sich von den Anteilsscheinen zu trennen. Der Rest der Experten rät zu einer abwartenden Haltung. Das durchschnittliche Ziel liegt bei 20,77 Euro und damit etwas über dem aktuellen Kurs.
Wie Infineon gehen auch die Analysten von einem schwächeren Start ins neue Geschäftsjahr aus. So rechnet etwa das Analysehaus Kepler Cheuvreux mit einem mauen ersten Geschäftsquartal. Die Marktexperten gehen aber davon aus, dass die Jahresziele bestätigt werden. Aus Sicht von David Mulholland von der Schweizer Großbank UBS stelle Infineon nach wie vor eine hochqualitative Wachstumsgeschichte dar und biete einige Wachstumstreiber für die kommenden 12 Monate. Dazu gehöre auch die noch nicht genehmigte Cypress-Übernahme.
Zuversichtlich ist die britische Großbank Barclays. Deren Experte Andrew Gardiner ist nun positiver gestimmt, da sich inzwischen auch die spätzyklischen Bereiche Automobil und Industrie, auf die Infineon fokussiert sei, zunehmend erholten. Alexander Duval von der US-Investmentbank Goldman Sachs gibt allerdings zu bedenken, dass sich das Umfeld in einigen Geschäftsfeldern zwar aufgehellt habe. Gleichwohl hätten sich in den vergangenen Monaten keine dramatischen Verbesserungen eingestellt.
Mit Blick auf die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus ist zudem laut den Experten des Analysehauses Bernstein Research bereits Vieles in den Kurs eingepreist. Zudem dürften sich die Auswirkungen am Ende in Grenzen halten.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Obwohl 2019 ein herausforderndes Jahr für Infineon war, hat die Aktie rund 17 Prozent zugelegt. Damit liegt sie im DAX-Mittelfeld, der Leitindex selbst hatte 2019 ein Plus von rund einem Viertel verzeichnet. Während in den letzten drei Jahren ein Zuwachs von rund einem Zehntel für den Halbleiterspezialisten zu Buche steht, sieht es auf längere Sicht deutlich besser aus. In den zurückliegenden 5 Jahren haben die Papiere ihren Wert fast verdoppelt.
Seit Jahresbeginn hat die Infineon-Aktie allerdings über 3 Prozent eingebüßt. Im vergangenen Jahr hatte der Kurs bis Mitte April zunächst bis auf mehr als 21,50 Euro zugelegt, eher er im Zuge der Ankündigung der Cypress-Übernahme und des schwierigen Umfelds unter Druck geriet und Mitte Juni auf das Jahrestief von unter 13,50 Euro absackte. Seitdem hat sich die Aktie erholt und notiert momentan etwas unter 20 Euro. Das zwischenzeitlich erzielte Abkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China und die damit sinkenden Spannungen wirkten sich positiv aus.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 24,5 Milliarden Euro gehört die frühere Siemens-Tochter Infineon eher zu den Leichtgewichten im DAX. Spitzenreiter SAP bringt rund 145 Milliarden Euro auf die Waage.
/eas/nas/mis
NEUBIBERG (dpa-AFX)
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