Voll erwischt

adidas-Aktie: Das etwas andere Geisterspiel

27.03.20 01:00 Uhr

adidas-Aktie: Das etwas andere Geisterspiel | finanzen.net

Die Corona-Krise überschattet das Rekordergebnis des Sportartikelherstellers adidas. Warum Chef Kasper Rorsted trotzdem optimistisch bleibt.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Eine Sache will Kasper Rorsted gleich zu Beginn loswerden: "2019 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte von adidas." Gewinn, Umsatz, Marge: Überall kann Europas größter Sportartikelkonzern glänzen. Das allerdings interessiert an den Finanzmärkten in diesen Tagen niemanden. Die Welt steht im Bann der Corona-Krise, adidas ist da keine Ausnahme.

Fast ein Viertel seines Umsatzes erzielt der Streifen-Konzern in China und hat darum die volle Wucht der Krise zu spüren bekommen: Der Umsatz in China werde im ersten Quartal bis zu einer Milliarde Euro unter dem Vorjahresniveau liegen, der operative Gewinn bis zu 500 Millionen Euro, berichtet Rorsted bei der Bilanzpräsentation des Sportartikelkonzerns. Wie bei anderen Firmen sind Journalisten bei dieser Veranstaltung nur aus der Ferne über das Internet dabei. Geisterspiele gibt es dieser Tage nicht nur beim Fußball.

Rorsted hat auch halbwegs gute Nachrichten aus dem Krisengebiet zu vermelden: Zuletzt hat sich die Lage in China ein wenig entspannt. Läden seien wieder geöffnet, Kunden kehrten zurück. Größere Probleme in der Lieferkette habe es nicht gegeben. Die Normalisierung werde aber Zeit brauchen: "Wenn du zwei Wochen in deiner Wohnung sitzt, geht es dir nicht darum, Turnschuhe zu kaufen, sondern deinen Kühlschrank zu füllen", kalkuliert Rorsted, der nur minimale Nachholeffekte erwartet. Viele Waren sind liegen geblieben und sollen im Lauf des Jahres über den eigenen Vertrieb losgeschlagen werden.

Neue Probleme sind nicht auszuschließen: Eine Verlegung der Olympischen Spiele und der Fußball-Europameisterschaft würde auch adidas treffen, weil der Konzern im Umfeld dieser Events spezielle Produkte auf den Markt bringt. Rorsted beziffert das Risiko für adidas bei Olympia und EM auf bis zu 70 Millionen Euro.

Der Blick nach vorn ist also mit vielen Fragezeichen versehen. Offiziell soll der Umsatz um sechs bis acht Prozent steigen, der Gewinn um zehn bis 13 Prozent. Das allerdings gilt ohne Einberechnung der Corona-Schäden. Die Prognose hat darum keine Aussagekraft für die Finanzmärkte, dient eher als interne Vorgabe für jene Regionen, die vom Virus nicht betroffen sind.

Finanziell wäre adidas auch für eine längere Krise gerüstet: Zum Jahreswechsel stand eine Nettoliquidität von 873 Millionen Euro in der Bilanz. Im Vergleich etwa zu Industriekonzernen sind die Basiskosten eines Sportartikelkonzerns niedrig. Darum kann es sich adidas leisten, großzügig zu sein: Die Dividende für das vergangene Jahr wird um 15 Prozent auf 3,85 Euro steigen. Die Ausschüttungsquote liegt bei 39 Prozent, also in einem moderaten Bereich.

Eine Milliarde Euro will adidas 2020 in den Rückkauf eigener Aktien stecken - deren Kurs ist um weit mehr als ein Drittel gefallen. Eine Aufstockung des Programms könnte also Sinn ergeben

Ausgerutscht: Die langfristige Investmentstory bleibt intakt. Die aktuelle Kurskrise bietet darum Kaufgelegenheiten.








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