Lockerere Regeln an der Wall Street: US-Banken dürfen bald wieder riskante Wetten abschließen
Der Anti-Regulierungskurs von Donald Trump soll nun auch im Finanzsektor vorangetrieben werden. Neue Reformen und Lockerungen für Finanzspekulationen sollen die US-Banken zukünftig vor "übertriebenen Belastungen" bewahren.
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Unter US-Präsident Trump und seinem Anti-Regulierungskurs kommt die Banken-Lobby in den USA voll auf ihre Kosten. Schon direkt nach seinem Amtsantritt hat Donald Trump der Branche versprochen, umfassende Regulierungsvorschriften für Finanzgeschäfte zu lockern und neue Reformen auf den Weg zu bringen.
Restriktionen durch Obama
Konkret geht es nun um die sogenannte "Volcker Rule", welche unter Präsident Obama mit dem Wall Street-Reformpaket "Dodd-Frank Act" eingeführt wurde. Der Dodd-Frank Act ist ein US-amerikanisches Bundesgesetz, welches als Reaktion auf die Finanzmarktkrise von 2007-2008 eingeführt wurde. Die Namen Dodd und Frank stehen dabei für den damaligen Vorsitzenden des Ausschusses für Banken des Senats Christopher Dodd und den ehemaligen Vorsitzenden des Ausschusses für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses Barney Frank.
Die Beschlüsse dieses Bundesgesetzes sollten die Stabilität des Finanzmarkts und die Transparenz des gesamten Finanzsystems erhöhen. Ein Kernstück dieser Beschlüsse war unterdessen auch die nach Notenbankchef Paul Volcker benannte Volcker Rule. Diese schränkte die Spielräume für Finanzspekulationen von Banken ein und sollte damit verhindern, dass Kundengelder erneut gefährdet werden. Diese Regulierungsmaßnahmen waren der Wall Street schon zu Beginn ein großes Dorn im Auge. Das Gesetz schränkte den Eigenhandel der Banken massiv ein und reglementierte das Geschäft mit riskanten Derivaten. Somit ist der Eigenhandel der Banken nur noch erlaubt, wenn dadurch konzerninterne Risiken abgesichert werden. Des Weiteren wurden auch die Beteiligungen an Privat-Equity und Hedgefonds stärker eingeschränkt.
Volcker Rule 2.0
Der nun vorliegende Vorschlag zur Reform der Volcker Rule markiert zunächst nur den Auftakt eines noch langwierigen Prozesses in dem einige der bürokratischen Hürden aus dem Dodd-Frank Act wieder aufgehoben werden. Bei einem Entwurf für die sogenannte Volcker Rule 2.0 wirken unterdessen auch Behörden wie die Börsenaufsicht und die Einlagensicherung mit. Von einer Lockerungen des Gesetztes sollen indessen auch die kleinen und mittleren US-Banken profitieren können.
US-Banker reiben sich die Hände
Doch auch große Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley möchten, in diesem zukünftig geringer regulierten Umfeld, natürlich wieder kräftig mitmischen. Laut Insidern versprechen sich die zwei in New York ansässigen Banken so neue Möglichkeiten wieder stärker im Rohstoff- und Aktienhandel aktiv zu werden. Gerade die riskanten aber durchaus lukrativen Wetten auf Rohstoffpreise und Aktienkursentwicklungen werden von den Investmentbanken als sehr hilfreich angesehen, da das reine Market Making in relativ ruhigen Märkten mit engen Spreads zwischen Käufer und Verkäufer immer unprofitabler geworden ist. "Wenn Sie ein Market Maker sind und keine Gelegenheit nutzen, Risiken einzugehen, wenn Sie eine asymmetrische Chance sehen, warum bezahlen Sie einen Mann, der das schafft, um es dann aber nicht zu tun?", so ein Wall Street-Händler über die Einschränkungen im Eigenhandel. "Du musst deine Informationen und dein Fachwissen nutzen, um solche Sachen gelegentlich zu machen, wenn du einen guten Risiko-Ertrag haben willst", so der Händler weiter.
Keine Rückkehr zum Vorkrisenniveau
Trotz der nun beschlossenen Lockerung der Volcker Rule gehen Experten nicht davon aus, dass die Finanzbranche in die wilden Zeiten des vergangenen Jahrzehnts zurückfallen wird. Vorschriften zum Eigenkapital, dem Verschuldungsgrad, der Liquidität und weitere Stresstest dürften trotzdem verhindern, dass der Markt wieder aus dem Ruder läuft. Änderungen bezüglich der Volcker Rule, die möglicherweise bis Ende dieses Jahres von fünf Regulierungsbehörden genehmigt werden könnten, werden nach der Ansicht von J.P. Morgan-CEO Jamie Dimon einen großen Unterschied in den nächsten Finanzkrise machen.
Jamie Dimon unterstütz die Pläne der US-Regierung
"Es ist vielleicht keine große Veränderung, aber es wird wahrscheinlich in schlechten Zeiten, wo die Banken es wirklich brauchen, mehr Liquidität schaffen", so Dimon. "In schlechten Zeiten wollen Sie, dass Market Maker aggressiv intermediär agieren, und allen eine Chance geben, zu kaufen und zu verkaufen und ihr Portfolio zu modifizieren, sich auf Zu- und Abflüsse einzustellen. Ein paar Banken haben das in der Krise aggressiv getan", so der J.P. Morgan-CEO weiter. Zufälligerweise werden solche Geschäfte auch gerade von den Händlern durchgeführt, die große Risiken eingehen und unter Umständen dann auch hohe Boni einstreichen. Denn gerade in turbulenten Zeiten, in denen Hedgefonds und Vermögensverwalter verzweifelt versuchen Beteiligungen zu verkaufen, sind die Spreads am höchsten. Wenn alle beginnen zu verkaufen, kann es durchaus von Vorteil sein, als Counterpart der letzten Instanz zu fungieren. So verzeichnete auch Goldman Sachs 2009 eines ihrer profitabelsten Jahre.
Pierre Bonnet / finanzen.net
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