Wirecard-Saga geht weiter: Analysten ziehen die Reißleine - Aktie schließt leichter
Bei dem DAX-Neuling Wirecard stehen die Zeichen auf Volatilität. Medienberichte haben den Aktienkurs tief ins Minus gedrückt, während die Aussagen des Konzerns etwas dagegen wirkten - aber scheinbar nicht genug, zumindest für Experten.
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Vor zwei Wochen begann es: Die "Saga Wirecard". Am Tag der Zahlenvorlage des DAX-Neulings brachte ein Medienbericht die Papiere des Konzern deutlich unter Druck. Die Financial Times (FT) meldete "verdächtige Geschäftspraktiken" bei dem Konzern in Singapur. Zwar betitelte Wirecard die Aussagen als "substanzlos", dennoch ging es für die Aktie an diesem Tag letztlich über 13 Prozent nach unten.
Kein Einmaleffekt
Weitere Berichte über angebliche Geldwäsche und Korruption vonseiten der FT brachten die Papiere in den vergangenen Wochen immer wieder unter Druck. Dagegen halfen die Mitteilungen des Konzerns, dass die Vorwürfe unbegründet seien, der Aktie wieder auf die Beine. Insgesamt haben die Anteilsscheine seit Beginn der FT-Berichterstattung bis zum aktuellen Tief bei 86 Euro am 8. Februar fast die Hälfte an Wert eingebüßt. Das ruft jetzt Analysten auf den Plan, die ihre Einschätzungen neu überdenken.
Wirecard-Kursziele purzeln
Die Mehrzahl der Analysten empfiehlt die Wirecard-Aktie zwar weiterhin zum Kauf, dennoch wurde das Kursziel mehrheitlich kräftig eingedampft. Einzig und allein Kepler Cheuvreux-Analyst Sebastien Sztabowicz stapelt nicht tiefer. Das Analysehaus beließ die Einschätzung bei "Buy" mit einem Kursziel von 225 Euro. Zum aktuellen Niveau der Aktie macht dies einen Aufschlag von über 100 Prozent. In der Studie von Montag gab der Experte zu bedenken, dass die Angelegenheit schwer einzuschätzen sei.
Die DZ Bank geht dagegen einen drastischeren Weg: In der gestrigen Analyse behielten die Experten zwar das Votum "Kaufen" bei, senkten das Kursziel aber von zuvor 200 Euro auf 150 Euro. Anstatt einem Potenzial von rund 87 Prozent sieht Analyst Harald Schnitzer nur noch ein Potenzial von rund 40 Prozent. Der Experte sieht nicht nur die Vorwürfe der FT allgemein als Unsicherheit, sondern rechnet damit, dass im laufenden Jahr die Bilanz durch die Kosten der Auseinandersetzung geschmälert werden könnte.
HSBC-Analyst Antonin Baudry sieht das ähnlich: In einer Studie von Dienstag warnt er zwar davor, die Untersuchung in Singapur an sich als Schuldbeweis zu sehen. Dennoch gibt er zu bedenken, dass der Sachverhalt nicht überraschen dürfte. Das Kursziel senkte die britische Bank von 240 Euro auf 170 Euro. Anstatt einem Potenzial von rund 125 Prozent sehen die Experten nur noch ein Potenzial von knapp 60 Prozent.
Wirecard trotzt mit guten Geschäftsaussichten
Der Zahlungsabwickler Wirecard sieht sein boomendes Geschäft unbeeinträchtigt von den jüngsten Anschuldigungen gegen das Unternehmen. "Die Januar-Zahlen deuten auf einen Rekord im ersten Quartal hin, und wir freuen uns auf ein höchst erfolgreiches Jahr 2019", erklärte Vorstandschef Markus Braun am Dienstag auf Twitter. Ähnlich optimistisch hatte sich der Manager bereits im Januar im Reuters-Interview über den Auftakt und die Aussichten des laufenden Jahres geäußert.
Der weltweite Boom von Online-Handel und Bezahlen per Smartphone-App befeuert seit Jahren das Wachstum des Unternehmens und bescherte ihm im vergangenen Jahr den Aufstieg in den DAX. Der Betriebsgewinn soll im laufenden Jahr auf 740 bis 800 Millionen Euro steigen, nachdem er im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf 568 Millionen Euro zugelegt hatte.
Aktie reagiert volatil
Automatische Verkaufsorders haben die Wirecard-Aktie am Dienstagmittag wieder kräftig unter Druck gesetzt: Die Papiere des im Fokus von Vorwürfen stehenden Zahlungsabwicklers rutschten zeitweise um bis zu 7,6 Prozent ab und damit wieder unter die runde Marke von 100 Euro. Zum Handelsende lagen die Papiere noch 1,31 Prozent im Minus bei 101,85 Euro. Als Auslöser für die "rasierten Stops" nannte ein Börsianer die Meldung über eine deutliche aufgestockte Leerverkaufsposition des Hedgefonds Slate Path Capital sowie eine skeptische Studie des US-Hauses Guggenheim Securities.
Noch am Vortag hatten zwei Vorstände des Konzerns in den vergangenen Tagen ihr Engagement erhöht.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX Analyser / Reuters
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