Covestro streicht Dividende - Keine genaue Prognose für 2023 gewagt
Der Kunststoffkonzern Covestro traut sich im schwierigen Konjunkturumfeld keine konkrete Prognose für 2023 zu.
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Der Kunststoffkonzern Covestro traut sich im schwierigen Konjunkturumfeld keine konkrete Prognose für 2023 zu. Das operative Ergebnis (Ebitda) dürfte im laufenden Jahr deutlich sinken, teilte der DAX-Konzern am Donnerstag in Leverkusen mit. Gleiches gelte für den freien operativen Mittelzufluss. Laut einer Präsentation für Analysten ergäbe sich ein operativer Gewinn von einer Milliarde Euro, falls das ganze Jahr über Gewinnmargen wie im Januar erzielt würden. Analysten erwarteten zuletzt im Durchschnitt einen Rückgang auf 1,2 Milliarden Euro. 2022 rutschten die Leverkusener - wie bereits bekannt - unter dem Strich wegen Wertberichtigungen in die Verlustzone. Eine Dividende soll es daher nicht geben.
Für die Covestro-Aktien ging es deutlich abwärts. Letztlich notierten die Papiere via XETRA noch 6,17 Prozent im Minus bei 38,90 Euro. Seit dem Tief Ende September summieren sich die Kursgewinne aber immer noch auf mehr als 40 Prozent. Damals hatte die angespannte Situation bei den Energie- und Erdgaspreisen begonnen, sich zu entspannen. Allerdings notieren die Papiere immer noch deutlich tiefer als vor dem Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine.
Analyst Markus Mayer von der Baader Bank bezeichnete den Geschäftsausblick von Covestro als desaströs - und das, obwohl er bereits mit tristen Prognosen gerechnet hatte. Covestro sei für das Gesamtjahr wenig konkret, peile im ersten Quartal, das zu zwei Dritteln schon vorbei ist, aber einen operativen Gewinn von 100 bis 150 Millionen Euro an. Das ist deutlich weniger als die im Vorjahreszeitraum erzielten 806 Millionen.
Neben dem Geschäftsausblick monierte ein Händler auch die gestrichene Dividende. Trotz des bereits angekündigten Jahresverlustes hatten einige Analysten immer noch mit einer Dividende für 2022 gerechnet, obwohl die Konzernpolitik für Jahre mit einem negativen Ergebnis eigentlich keine Ausschüttung vorsieht.
Mit dem Kursrutsch werde Covestro aber gleichzeitig attraktiver als Übernahmeziel, erklärte Baader-Analyst Mayer. Er sieht den Dax-Konzern schon länger als eines "der Top-Übernahmeziele in der europäischen Chemiebranche".
Covestro stellt unter anderem Kunststoffe etwa für Autoteile und Laptop-Verkleidungen sowie Schaumstoffvorprodukte für Dämmmaterialien, Pkw-Teile, Sitze und Matratzen her. 2022 bekam der Konzern eine schwache Nachfrage, hohe Energie- und Gaspreise sowie die massiven Corona-Einschränkungen in China zu spüren.
Das operative Ergebnis sank um etwa die Hälfte auf gut 1,6 Milliarden Euro. Neben einer schwächeren Nachfrage belastete der starke Anstieg der Energiekosten auf 1,8 Milliarden Euro. Das waren 800 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor und 1,2 Milliarden Euro mehr als 2020.
Unter dem Strich fiel wegen Wertberichtigungen von latenten Steuerforderungen auf Verlustvorträge sowie wegen Abschreibungen auf Anlagevermögen ein Verlust von 272 Millionen Euro an. Das ist etwas weniger als im Januar auf Basis vorläufiger Resultate mitgeteilt.
Besonders stark unter Druck geriet im vergangenen Jahr die Sparte Performance Materials rund um das Massengeschäft mit Standard-Polycarbonaten, Standard-Urethankomponenten sowie Basischemikalien. Hier fiel das operative Ergebnis um 63 Prozent auf 951 Millionen Euro.
Die Sparte Solutions & Specialties, in der Covestro Spezialprodukte wie maßgeschneiderte Urethankomponenten, Beschichtungen und technische Kunststoffe anbietet, steigerte ihren operativen Gewinn hingegen um knapp zehn Prozent auf 825 Millionen Euro. Dabei profitierte sie vom Beitrag des 2021 vom niederländischen DSM NV-Konzern übernommenen Geschäfts mit nachhaltigen Beschichtungsharzen. Die Integration dieses Geschäfts sei schneller vorangekommen als geplant, hieß es.
Für 2023 hofft der Covestro-Vorstand um Konzernchef Markus Steilemann, den Gewinn in der Sparte Solutions & Specialties etwa konstant halten zu können. Er rechnet im Bereich Performance Materials aber mit einem weiteren deutlichen Rückgang.
Auch der operative freie Mittelzufluss - also das Geld, was im Tagesgeschäft letztlich bei Covestro hängen bleibt - dürfte auf Konzernebene 2023 deutlich fallen, teilte Covestro weiter mit. 2022 war dieser um 90 Prozent auf 138 Millionen Euro eingebrochen. Ohne einen Spurt mit einem Zufluss von 550 Millionen Euro im Schlussquartal wäre es im Gesamtjahr sogar zu einem Abfluss gekommen. Wie viele Chemieunternehmen dürfte Covestro in den vergangenen Monaten die Lagerbestände deutlich abgebaut haben, was sich positiv auf die Kennziffer auswirkt.
LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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30.10.2024 | Covestro Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
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