Arrestbefehl gegen Vural Öger

Gegen den bekannten Reiseunternehmer Vural Öger wurde ein Arrestbefehl durch das Landgericht Frankfurt am Main gestellt. Der Arrest steht im Zusammenhang mit der Klage des ehemaligen Geschäftspartners, der türkischen Fluggesellschaft Sunexpress. Gegenüber dieser sollen offene Zahlungen von bis zu 17 Millionen Euro existieren. Bei Sunexpress handelt es sich um ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines. Ögers Unternehmen verkauften Tickets des Joint Ventures an Reisebüros und nahmen dafür Provision. Seit jedoch die Tourismus-Branche der Türkei in der Krise steckt, bekamen auch die Unternehmen des 74-jährigen Ögers zunehmend Probleme. Sein Anwalt und er selbst hingegen vermuten hinter den Vorgängen Druck der türkischen Regierung. Dieser gehören große Teile am Sunexpress Mutterunternehmen Turkish Airlines. Zudem stellt Vural Öger einen der wenigen türkischen Unternehmer dar, welche sich offen gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dessen Politik positionieren.

Bekannt wurde Öger durch Pauschalreisen in die Türkei

Bereits 1961 kam der damals 19-Jahre alte Vural nach Deutschland. 1969 begann der in Ankara geborene Türke damit, sein Unternehmen aufzubauen. Sein Unternehmen Öger Tours wurde in den Siebzigerjahren vor allem durch Pauschalreisen in die Türkei bekannt. 2010 veräußerte er das Unternehmen für geschätzte 30 Millionen an Thomas Cook. Daraufhin gründete er das Unternehmen V.Ö. Travel. Politisch war Öger ebenfalls aktiv. Von 2004 bis 2009 war der SPD Politiker Mitglied des Europäischen Rates. Dort setzte er sich vor allem für einen EU-Beitritt der Türkei ein. Aus dem Fernsehen dürfte Öger ebenfalls einigen bekannt sein. In der Sendung "Die Höhle der Löwen" verhalf er Nachwuchs-Unternehmern zum Erfolg. 2016 wird er auf Grund der juristischen Verfahren gegen ihn allerdings nicht in der neuen Staffel der Fernsehsendung zu sehen sein.

Arrestbefehl bedeutet nicht gleich Freiheitsentzug

Doch was bedeutet der Arrestbefehl für Vural Öger eigentlich? Zunächst einmal handelt es sich dabei um einen sogenannten Urkundenprozess. Das heißt, Öger hat keinerlei Einschränkungen, bezüglich seiner persönliche Freiheit zu befürchten und darf sich weiterhin frei bewegen. Auf sein Vermögen jedoch wirkt sich der Arrestbefehl recht drastisch aus. So darf Öger zum einen nicht mehr komplett darüber befinden, zum anderen soll der Befehl gut eine Million des Vermögens für aus dem Prozess entstehende Kosten für seine Gläubiger sichern. Auf diese Art kann ein Gericht Vermögenswerte sicherstellen, sollten nach einem Prozess Forderungen auflaufen. Grund dafür ist eine selbstschuldnerische Bürgschaft, die Vural Öger bei der Insolvenz seiner Unternehmen ablegte, um eine Sicherheit für die Zahlung der ausstehenden Schulden zu bieten. Um dieser aus dem Weg zu gehen, soll er Berichten zu Folge allerdings bereits in den letzten Wochen begonnen haben, Privatvermögen zum Schutz an Freunde zu veräußern. Darunter angeblich Häuser und Villen sowie zwei Olivenhaine in der Nähe seines Herkunftsortes Ankara. Sollte sich dies Bewahrheiten könnte auch hier das Landgericht in Frankfurt erneut aktiv werden. Per Anordnung könnte es verlangen die Veräußerungen rückgängig zu machen. Vural Öger selbst nimmt zu allem auf Grund des schwebenden Verfahrens keine Stellung.

Der Tourismus in der Türkei steht gleich vor mehreren Problemen

Erst in die Lage geraten waren Öger und seine Unternehmen durch das zusammengebrochene Reisegeschäft in der Türkei, welches gleich von mehreren Faktoren beeinträchtigt wird. Ein Faktor sind Sanktionen durch Russland. Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei 2015, besteht Russland nach wie vor auf harte Sanktionen gegenüber der Türkei. Unter anderem ist die Visapflicht für türkische Staatsbürger wieder aktiv. Darüber hinaus sind alle Charterflüge zwischen Russland und der Türkei untersagt. Dies hat immense Auswirkungen auf die Tourismus-Branche der Türkei. So machten gerade Russen in den letzten Jahren einen großen Teil der Urlauber in der Türkei aus. Aber nicht nur die Politik des russischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, sondern auch der Syrienkrieg im Verbund mit seinen Flüchtlingsströmen sorgt für stockende Geschäfte. Darüber hinaus wird die Türkei immer wieder durch Terroranschläge erschüttert. Der Islamische Staat sowie die kurdische Partei PKK verübten in den letzten Jahren zahlreiche Terroranschläge. Ein Ende dieser angespannten Situation ist nicht in Sicht. Darum spricht auch die Prognose der nächsten Jahre von schweren Zeiten für den türkischen Tourismus.

Redaktion finanzen.net