Abonnentenzahlen setzen den Streaming-Anbieter unter Druck: So will Netflix Kosten sparen
Ging es bei Netflix in den letzten Jahren so rasant hinauf, dass die Kostenkontrolle in den Hintergrund getreten war, rückt diese nun bei rückläufigen Abonnentenzahlen in den Vordergrund.
Werte in diesem Artikel
• Wandel in der Unternehmenskultur: Kostenkontrolle rückt in den Vordergrund
• Betriebskosten und Budgets werden zum ersten Mal in der Firmengeschichte gekürzt
• Alle Unternehmensbereiche sind von den Sparmaßnahmen betroffen
In einem Bericht des Wall Street Journal, der sich auf Insiderkreise beruft, werden umfangreiche Sparmaßnahmen von Netflix vorgestellt. Sie betreffen jeden Bereich des Unternehmens: Von den Kosten für Netzwerk und Cloud-Computing, bis hin zu den Mitarbeitern und den Büroräumlichkeiten. Allgemein sollen die Ausgaben für Film- und Fernsehprogramme gesenkt werden.
Einsparungen bei den Betriebskosten
Die Betriebskoten von Netflix sind in den letzten Jahren regelrecht explodiert. So sind die Betriebskosten im Jahr 2021 auf 23,5 Milliarden US-Dollar gestiegen, ein Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Zuge der neuen Sparpläne wird sich Netflix wohl hierauf konzentrieren. "Wir versuchen, klug und umsichtig zu handeln, indem wir das Ausgabenwachstum zurückfahren, um die Realitäten des Umsatzwachstums des Unternehmens widerzuspiegeln", äußerte der Netflix-CFO Spencer Neumann bereits im Frühjahr gegenüber dem Wall Street Journal.
Seit Beginn des Jahres wurden über 400 Mitarbeiter entlassen. Netflix soll nun vermehrt auf junge Nachwuchskräfte, statt auf erfahrende Mitarbeiter setzen. Eine neue Rekrutierungsinitiative, die speziell Hochschulabsolventen und Praktikanten adressiert, soll helfen die Personalkosten zu senken. Auch wurden zuvor unbegrenzt verfügbare, zusätzliche nicht-monetäre Leistungen für Mitarbeiter (etwa gebrandete Kaffeetassen, Babywindeln und Sweatshirts) begrenzt worden sein.
Auch im Bereich der von Mitarbeitern genutzten Software will Netflix sparen, so sollen einzelne, bislang wenig genutzte Tools abgeschafft sowie die Anzahl von Softwarelizenzen drastisch reduziert worden sein, um die laufenden Kosten zu senken. Den vom Wall Street Journal befragten Insidern zufolge geht es auch um die Cloud-Computing-Kosten von Amazon Web Services des langjährigen Cloud-Partners Amazon. Die Investitionen in die Infrastrukturen des Cloud-Netzwerks könnten künftig deutlich reduziert werden. Bei den Immobilien will Netflix künftig ebenfalls sparen, so werden unter anderem die Büros in Los Gatos und Los Angeles aufgegeben, und es soll vermehrt auf Homeoffice-Lösungen gesetzt werden.
Die Netflix-Aktie
Für die Netflix-Aktie schien es lange Zeit nur eine Richtung zu geben, nach oben. Von ihrem Allzeithoch im November 2021 von über 700 US-Dollar ist das Papier derzeit jedoch weit entfernt. Die Aktie des Streaming-Pioniers hat im Zuge des allgemeinen Kursverfalls der Tech-Werte und unter den regelrechten Abonnentenschwund Federn gelassen. Seit Jahresbeginn verlor sie 60,65 Prozent ihres Wertes, während der NASADQ 100 im Vergleichszeitraum um 29,52 Prozent nachgegeben hat (Schlusskurs 20.09.2022).
Ein verschärfter Wettbewerb durch Kornkurrenten wie Disney+ oder Paramount führte nach Angaben von Netflix zum Verlust von fast einer Million Abonnenten. Die Prognose für das laufende Quartal bleibt verhalten, obwohl der Streaming-Gigant noch im letzten Quartal besser abschnitt als vom Unternehmen selbst erwartet.
Sollten die oben genannten Sparmaßnahmen zur Umsetzung kommen, bedeutet dies einen tiefgreifenden Wandel in der Unternehmenskultur des Streaming-Giganten Netflix.
Redaktion finanzen.net
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