Vermögensverwalter-Kolumne

Warum dieser Tage eine ordentliche Aktienquote wichtig ist

06.05.19 07:41 Uhr

Warum dieser Tage eine ordentliche Aktienquote wichtig ist | finanzen.net

Die Börsenampeln stehen derzeit auf Grün, insbesondere wegen der weiterhin lockeren Zinspolitik der Notenbanken. Gerade in Deutschland lassen sich aktuell zu günstigen Kursen interessante Wertpapiere erwerben.

Das richtige Timing zu erwischen ist für viele Anleger so etwas wie eine Obsession: Sie meinen, durch den optimalen Zeitpunkt für Einstieg und Ausstieg die besten Ergebnisse im Wertpapiermanagement zu erzielen. Aber die Praxis zeigt: Timing gelingt den wenigsten und ist in der Regel ein kostspieliges Unterfangen. Daher ist es besser, dem Motto "time in the market is better than timing the market" zu folgen - also besser dauerhaft in Aktien investiert zu sein, also durch "rein und raus" zu versuchen, jede Marktbewegung richtig zu erwischen.

Entsprechend dieses Leitsatzes sollte immer eine ausreichende Aktienquote im Depot gehalten werden. Aktuell besonders relevant sind etablierte, gute geführte Unternehmen mit solider Finanzausstattung, die zudem eine nachvollziehbare Aussicht auf weiteres, ertragreiches Wachstum offerieren. Mit diesen Qualitätsunternehmen sind Investoren auch auf Sicht von drei bis fünf Jahren in (perspektivisch) volatileren Börsenjahren gut aufgestellt, um eine auskömmliche Rendite zu erzielen.

Überhaupt gilt für die Aktienmärkte: Entgegen der Erwartung im zweiten Halbjahr 2018, dass sich die Börsen durch steigende Zinsen in den USA und den Abbau der Zentralbankbilanz (also rückläufige Liquidität am Kapitalmarkt) deutlich abkühlen werden, stehen die Börsenampel laut vielfacher Experteneinschätzung derzeit wieder klar auf Grün.

Warum? Die Zentralbanken haben die "Schleusen" geöffnet: Laut EZB wird es in Europa keine Zinserhöhung vor 2020 geben, und die amerikanische FED hat in kürzester Zeit ihre ursprüngliche geldpolitische Haltung über Bord geworfen und verzichtet vorerst auf weiter Zinserhöhung und Normalisierung der Zentralbankbilanz. Auch die Chinesen überhäufen Ihren Markt mit konjunkturellen Hilfsmaßnahmen. Ein schöneres Förderprogramm für steigende Börsenkurse kann es auf kurzfristige Sicht eigentlich nicht geben (so schädlich die langfriste Folgewirkung der Zentralbankpolitik für die Volkswirtschaft auch ist). Historisch war es zudem nie gut, sich gegen den Geldfluss der Zentralbank zu stellen.

Dabei ist aber zwischen der "kurzfristigen Sicht" - also dem für Aktien sehr günstigen Marktumfeld - und der langfristigen Perspektiven zu unterschieden, die dank der Politik der Zentralbanken erhebliche Gefahren für die Volkswirtschaft und somit auch für den Aktienmarkt bergen kann. Daher gilt: Zunächst dürfte der Dax weiter steigen, aber eben auch eine höhere Volatilität aufweisen. Doch solange sich diese nicht nachhaltig negativ auf das Grundvertrauen der Investoren auswirkt, kann die höhere Volatilität als Chance gesehen werden, um Qualitätsunternehmen erneut zu günstigen Kursen zu erwerben.

Dabei stehen deutsche und auch europäische Aktien derzeit im Fokus, da es nach einer Kapitalflucht ausländischer Investoren seit der zweiten Jahreshälfte 2018 nun wieder eine deutliche Kapitalbewegung Richtung Europa und insbesondere Deutschland geben wird. Schließlich steht die Bundesrepublik unter relativen Gesichtspunkten in Europa (noch) sehr solide da. Zudem gibt es in Deutschland eine Vielzahl exzellenter, international erfolgreicher Unternehmen.

Aktuell sind Unternehmen wie die Versicherungskonzerne Münchener Rück und Allianz, der Ticketvermarkter CTS Eventim, der Werbespezialist Ströer, das Medienunternehmen Axel Springer, der Gabelstapler- und Lagertechnikgerätehersteller Kion und die Software AG besonders im Blick. Das sind gut aufgestellte Unternehmen mit günstiger Bewertung, die zum Teil ein massives Kursnachholpotenzial aufweisen. Diese Titel sind sowohl hinsichtlich ihrer Kurssteigerungspotenziale als auch hinsichtlich ihrer Dividendenzahlungen interessant.

Fazit: Kurzfristig kann es lohnen, der Liquidität der Zentralbanken zu folgen und investiert zu bleiben beziehungsweise die Positionen in Qualitätsunternehmen auszubauen. Dabei sollte man natürlich stets wachsam bleiben und die sich zum Teil schon abzeichnenden (mittelfristigen) Gefahren der fehlgeleiteten Zentralbankpolitik - insbesondere für den Bankensektor - nicht aus dem Auge verlieren.

von Christian Exner, Portfoliomanager der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf

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