Warren Buffett: "Regen vorherzusagen ist nicht entscheidend, die Arche zu bauen schon."
Florence May Chadwick war eine US-amerikanische Langstreckenschwimmerin. Sie war die erste Frau, die den Ärmelkanal in beide Richtungen durchschwamm. Im Jahr 1952 plante sie einen weiteren Rekordversuch.
Sie wollte die erste Frau sein, die die Strecke zwischen der Insel Catalina und Palos Verdes an der kalifornischen Küste durchschwamm - das sind stolze 34 km. Am 4. Juli 1952, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, war es soweit. Nach 15 Stunden begann Florence an ihren Kräften zu zweifeln. Irgendwann war sie mit ihren Kräften am Ende. Sie gab auf und ließ sich aus dem Wasser holen. Im Boot erfuhr sie, dass ihr Ziel, keine Meile mehr entfernt war. Auf die Frage, was sie gehindert habe, diese letzte Meile zu schwimmen. Florence hatte - bedingt durch Nebel - ihr Ziel aus den Augen verloren.
Der Schlüssel zum Anlageerfolg
Negative Prognosen an der Börse finden derzeit einen guten Nährboden. Wird Donald Trump der kommende Präsident der Vereinigten Staaten? Verschärft sich die politische Krise in China rund um Taiwan? Wie entwickelt sich der Krieg in der Ukraine? Fällt Deutschland tiefer in eine Rezession? Flammt die Inflation wieder auf? Wie gehen wir mental mit diesen Risiken um? Die negativen Szenarien haben das Potenzial in sich, uns in einen gedanklichen Abwärtsstrudel zu ziehen. Auf der anderen Seite hilft es auch niemandem, einen Zweckoptimismus zu proklamieren, dem die Substanz fehlt. Wenn etwas schlecht ist, hilft es niemandem weiter, sich die Dinge schön zu reden. Wir müs-sen die die Welt voller Widersprüche aushalten. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Un-ser Blick, mit dem wir die Welt sehen, entscheidet wie wir handeln und ob wir langfris-tig erfolgreich sein werden.
Was nicht funktioniert, ist der Versuch, mit genauen Prognosen oder Vorhersagen bes-sere Anlageergebnisse zu erzielen. Die Ergebnisse sind Studien zufolge äußerst ernüch-ternd, da niemand die Zukunft vorhersehen kann. Das einzige, was wir wirklich beein-flussen können, ist der Investmentprozess. Als Investor habe ich nur in der Hand, ob ich meiner Strategie treu bleibe und diese konsequent umsetze. Entscheidungen aus dem Bauch heraus und ohne klare Sicht machen keinen Sinn, da der Ausgang völlig ungewiss ist. Sie vermitteln lediglich das Gefühl, etwas getan zu haben und sorgen für eine kurz-fristige emotionale Entlastung. Das Gefühl der Machtlosigkeit ist für viele Menschen sehr belastend. Es gibt drei Dinge, die wir von den erfolgreichen Vermögensmanagern lernen können:
1. Selbstkritik:
Die Börsenlegende Warren Buffett spricht in seinem jährlichen Anlegerbrief davon, dass in den vergangenen 58 Jahren bei Berkshire Hathaway die meisten seiner Entscheidun-gen zur Kapitalallokation nicht besser als mittelmäßig waren. Das ist zunächst sehr er-nüchternd! Allerdings stützen sich seine wirklich herausragenden Ergebnisse auf etwa ein Duzend wirklich guter Entscheidungen. Buffett hat wenige Unternehmen mit sehr guten wirtschaftlichen Merkmalen in seinem Anlageuniversum gefunden und hält sie über einen langen Zeitraum. Viele andere mittelmäßige Produkte und Unternehmen sind im Laufe der Jahre vom Markt wieder verschwunden. Es geht darum, einige sehr gute Entscheidungen zu treffen. Nicht alle werden zum Volltreffer werden!
2. Ausdauer:
Herausragende Unternehmen mit stetig wachsenden Erträgen werfen jedes Jahr mehr ab. Coca Cola ist ein berühmtes Beispiel von Warren Buffett für diese Erkenntnis. "Das Wachstum erfolgte jedes Jahr, so sicher wie mein Geburtstag. Alles, was Charlie (Mun-ger) und ich tun mussten, war die vierteljährlichen Dividendenschecks von Coke einzu-lösen. Wir gehen davon aus, dass diese Schecks mit hoher Wahrscheinlichkeit wachsen werden." - Diese Einstellung ist so anders als das, was ich in der Finanzbranche über-wiegend erlebe. Viele Marktteilnehmer sind ständig auf der Suche "nach dem nächsten großen Ding", der nächsten erfolgreichen Story, sei es das Thema "Wasserstoff" oder "Künstliche Intelligenz" oder "Clean Energy" - ohne jemals wirklich anzukommen.
3. Disziplin:
Letztlich ist es die Konsequenz in der Umsetzung, die den Erfolg bringt! Antizyklisches Handeln verbunden mit der Orientierung an den eigenen Werten und Zeilen bringt viel-leicht nicht auf kurze Sicht den gewünschten Erfolg, Auf lange Sicht ist es wie auch sonst im Leben: Gesunde Ernährung verbunden mit regelmäßiger Bewegung bringt auf Dauer den gewünschten Erfolg! So ist es auch im Anlagebericht! Antizyklisches Handeln und Ausdauer bringen im Zeitablauf deutlich bessere Ergebnisse als auf den Faktor "Zufall" zu setzen.
Kommen wir zurück zu Florence Chadwick. Die Schwimmerin hatte ihr Ziel im Nebel aus den Augen verloren und ist die letzte Meile nicht mehr geschwommen. Aber sie gab nicht auf! In einem Versuch wenig später war sie mit einer Zeit von 13 Stunden, 47 Mi-nuten und 32 Sekunden erfolgreich und brach den seit 1927 bestandenen Rekord eines männlichen Schwimmers. Beim zweiten Mal kannte sie den Nebel vor der Küste und wusste, wie weit das Ziel entfernt war. Diesmal hielt sie durch! - Es fühlt sich nicht gut an, wenn das Depot insgesamt oder sich auch nur einzelne Aktien zwischenzeitlich im Minus befinden - ohne Frage! Aber der Grundstein für den künftigen Erfolg wird genau in diesen herausfordernden Momenten gelegt. Wir als Mensch müssen unseren schlimmsten Feind besiegen - uns selbst. Wenn wir diese Phasen mitgesunder Selbst-kritik, Disziplin und Ausdauer durchhalten, stellen sich die Erfolge langfristig ein - wie bei Florence Chadwick!
von Wolfgang Juds, Geschäftsführer der Credo Vermögensmanagment GmbH in Nürnberg
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.
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