Totgesagte performen besser
Wie war das nochmal mit der alten Börsenweisheit "Kaufen wenn die Kanonen donnern"? 2017 hat es sich jedenfalls mal wieder gelohnt, denn die größten Gewinner im DAX sind die Krisenaktien der vergangenen Jahre.
Lufthansa, Commerzbank und die Energieversorger: Solche Werte führen die Liste der größten Gewinner im DAX 2017 an. Wer hätte das gedacht, denn in der Wahrnehmung der meisten Marktteilnehmer handelt es sich dabei im Verlierer aus Prinzip. Es kann sich also lohnen, auf solche Verlierer zu setzen. Die Energieversorger galten - und gelten oft weiterhin - als sterbende Branche, als Dinosaurier, die aus der Zeit gefallen sind. Das mag alles sein, die Politik geht da ja ihre eigenen Wege was Energiewende und CO2-Reduktion angeht. Aber es zeigt sich auch, dass Unternehmen immer wieder die Kraft zur Innovation haben, dass sie sich wandeln und neu erfinden können. Und dass damit auch gutes Geld zu verdienen ist. Die Commerzbank war über Jahre das Sorgenkind der Branche. Staatsbank schimpfte man sie, Patient im Endstadium, nur noch genährt vom Steuergeld. Nun ja, auch hier hat sich ein gewisses Maß an Unternehmertum durchgesetzt, die Bank arbeitet solide, hat sich auf ihre Stärken konzentriert und verdient sogar Geld damit. Nicht, dass es gut wäre, wenn der Staat solche taumelnden Institute immer stützen würde. Aber hier hat es einmal geklappt und für Anleger ist auch hier ein hübscher Gewinn entstanden. Bei der Lufthansa galt als ausgemacht, dass sie angesichts ihrer Lohnkosten auf Dauer kaum wettbewerbsfähig sein würde. Da sie zudem aus dem Hochpreisland Deutschland heraus operiert, schienen doch alle Fakten für die Konkurrenz aus den Emiraten oder vielleicht aus Fernost zu sprechen. Auch hier ist die Zukunft noch nicht entschieden. Aber es zeigt sich doch auch hier, dass gut geführte Unternehmen immer wieder das Potential zur Überraschung haben. Wobei Lufthansa natürlich von der Pleite von Air Berlin profitiert und sich so einiges an Umsatz und damit auch Gewinn hereinholt. Als Monopolist auf manchen Strecken steigt auch die Marge, was die Lufthansa auch international wieder wettbewerbsfähiger dastehen lässt. Nicht schön, dass Business-Kunden in Deutschland dafür sorgen, dass Lufthansa mit den Golf-Airlines mithalten kann. Aber verkraftbar für diejenigen, die Lufthansa-Aktien halten und sich über ein Kursplus von 150 Prozent freuen können. Jetzt ist die Frage, ob die Entwicklung vorhersehbar war. Teilweise war sie es, wenn man in den vergangenen Monaten die Daten der Unternehmen wälzte und analysierte. Dazu allerdings ist es notwendig, seine eigene Meinung und Stimmung hintanzustellen und tatsächlich auf das nackte Zahlenwerk zu schauen. Computer sind dazu besser in der Lage, weshalb sie hervorragende Entscheidungsvorbereiter sind. Und das ist vielleicht die wichtigste Lehre für 2018: Computer schaffen es, sich durch gewaltige Datenmengen zu arbeiten und behalten trotzdem einen kühlen Kopf. Und das ist sehr hilfreich für die Geldanlage - und deren Erfolg.
von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Fundamental Capital GmbH, Willich
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