Sorglos seitwärts!
TV-Nachrichten und Zeitungen sind voll mit allerlei Brandherden, die Zündstoff für die Börsen sein könnten.
Werte in diesem Artikel
Ermittlungen gegen Trump, Brexit-Verhandlungen, Notenbankpolitik, Ölpreisentwicklung und Naher Osten, … you name it! Unsicherheitsfaktoren ohne Ende.
Doch an der Börse herrscht die absolute Ruhe, zumindest wenn man sich die Schwankungsbreite der Kurse anschaut. Im langfristigen Durchschnitt ist es viel zu ruhig. Der V-DAX, als Gradmesser der Volatilität (Vola) bzw. Schwankungsintensität des deutschen Aktienindex DAX, liegt schon seit Wochen auf historisch tiefem Niveau. Normalerweise liegt der V-DAX zwischen 17 und 25; in Panikphasen kann er auch schon mal auf 40 hochschießen, zum Beispiel zu Zeiten der Finanzkrise 2008.
Die Faustregel heißt: Steigt die Vola, sinkt der DAX; bei steigenden Kursen hingegen, sinkt die Vola. Aktuell liegt der V-DAX um die 13, teilweise waren es auch nur noch 12. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Börsianer absolut sorglos sind in Bezug auf eventuell fallende Kurse. Anders als normalerweise hält offensichtlich kaum jemand Absicherungspositionen für fallende Kurse, denn sonst würde der V-DAX höher liegen.
Man merkt, dass der Markt tendenziell weiter nach oben will, aber momentan scheint - vielleicht auch saisonal bedingt - etwas die Luft raus. Trendlos schwanken die Kurse seit Tagen hin und her. Es fehlen die Impulse für weitere Kurssteigerungen, aber fallen will der Markt auch nicht. Dabei sehnen viele eine Korrektur herbei, um günstiger einsteigen zu können. Denn wer will schon als Idiot dastehen, weil er zu Höchstkursen gekauft hat!?
Von den Notenbanken sind kurzfristig keine Impulse für den Aktienmarkt zu erwarten, weder positiv noch negativ. Die US-Notenbank hat soeben ihren Zins-Fahrplan fortgesetzt und ihre Leitzinsen um weitere 0,25 Prozent auf nun 1,00 bis 1,25 Prozent angehoben. Außerdem kündigte sie eine graduelle Verringerung ihrer Bilanzsumme an, das heißt sie wird nicht nur ihr Anleihekaufprogramm auslaufen lassen, sondern auch wieder Anleihen in den Markt abgeben. Obwohl auch dies zinssteigernd wirken wird, hat´s der Markt gelassen zu Kenntnis genommen.
Bei der Europäischen Zentralbank EZB hat man im Hinblick auf die letzte Notenbanksitzung darauf spekuliert, dass Draghi seinen Tonfall ändern könnte und - aus deutscher Sparersicht endlich - einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik ankündigen könnte. Aber ganz so kam es nicht. Draghi sieht die wirtschaftliche Entwicklung in Europa zwar mittlerweile optimistischer und die Deflationsgefahr gebannt, zumindest bis Jahresende wird sich aber an seiner Geldpolitik nicht viel ändern. Von der Seite also für die Börsianer alles im grünen Bereich. Sieht so aus, als könnte man sorglos in den Urlaub starten ;-)
Von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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