Vermögensverwalter-Kolumne

Sein oder nicht sein

17.04.23 09:10 Uhr

Sein oder nicht sein | finanzen.net

Die Bankenwelt bleibt ein fragiles System. Wie schnell das Kartenhaus zusammenbrechen kann, hat wieder einmal der Bank-Run auf die Schweizer Credit Suisse gezeigt - eine weltweit bekannte Investment- und Wealth Management-Adresse. Auch wenn die Bank bereits seit Jahren Probleme hatte, war es doch nur ein relativ unscheinbarer Vorfall, der einen Dominoeffekt auslöste, der nicht mehr zu stoppen war.

Zunächst mal hatte die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) in Kalifornien ja wenig mit einer Schweizer Großbank zu tun. Die SVB musste große Verluste aus ihrem langfristig investierten Anleihenportfolio realisieren, das im Zuge der Zinserhöhungen der Notenbanken stark an Wert verloren hatte, um kurzfristige Kundenauszahlungen bedienen zu können.

Die Entwicklung am Zinsmarkt in den letzten Monaten hat bei vielen Banken Spuren in der Bilanz hinterlassen. Auch deutsche Sparkassen müssen Milliarden aufgrund von Verlusten in ihren Anleihenportfolien abschreiben.

Die Börse kennt kein Pardon und hat sich sofort auf die Suche nach anderen Wackelkandidaten gemacht. Zeitweise kursierte die Angst vor einer neuen internationalen Bankenkrise und drückte deswegen die Aktienmärkte im März nach unten, über 1.000 Punkte allein im DAX. Die Aktien deutscher Banken verloren zeitweise 30 Prozent. Deutsche Bank und Commerzbank sind gewarnt. Die Bankenregulierung der letzten Jahre hat zwar sicherlich zu mehr Stabilität im Bankensystem geführt, aber letztlich bleibt es ein gehebeltes Geschäft, bei dem man die Fristen seiner Verbindlichkeiten im Griff haben muss.

Bei der Credit Suisse hat eine unglückliche Aussage eines saudischen Großinvestors, die Bank nicht weiter unterstützen zu wollen, das Vertrauen der Kunden zerstört. Innerhalb weniger Tage wurden Einlagen in Milliardenhöhe abgezogen. Der Bank blieb nichts anderes übrig, als die Schweizer Notenbank um Hilfe zu bitten, was das Vertrauen weiter beschädigte. Am Ende entsteht mit der Übernahme durch den Platzrivalen UBS, dem schon heute größten Vermögensverwalter der Welt, ein neuer Moloch am Schweizer Bankenmarkt. Man kann nur hoffen, dass sich die UBS an den internen Problemen der Credit Suisse nicht selbst verschluckt, denn dieser Riese wäre in der Tat "too big to fail".

Inzwischen haben sich die Märkte vom Banken-Schock wieder erholt. So schnell wie der Sturm aufzog, ist er auch schon wieder vorbei. Im Nachhinein scheint das Credit-Suisse-Debakel völlig unnötig. Die Aktienmärkte sind schon wieder zur Tagesordnung übergegangen und haben ihre alten Höchststände fest im Visier.

von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

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