Oldtimer mit Tendenz nach oben

Von Thomas Lenerz Direktor bei der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

Festverzinsliche Papiere werfen keine stabile Rendite mehr ab, Aufwärts-, Abwärts- und Seitwärtsphasen wechseln sich munter ab - das überzeugt Investoren nicht immer davon, dass eine solche Strategie ausreicht, um dauerhaft stabile Renditen zu erwirtschaften. Deshalb halten sie aktuell mehr denn je die Augen nach Alternativen auf, um durch diese gezielte Streuung neue Chancen zu eröffnen.

Alternativen sind denn auch das Stichwort: Alternative Investments stehen als Anlageklasse immer stärker im Fokus. Besonders Oldtimer haben es den Anlegern angetan. Es sind emotionale Investments, die ästhetisch etwas hermachen und den Käufer viel stärker erreichen und binden als "klassische" Beteiligungen an Unternehmen. Dass diese Investments auch noch wirklich gewinnbringend sein können, zeigt die Praxis: Klassische Fahrzeuge der Vor- und Nachkriegsjahre erreichen auf Auktionen inzwischen Preise im ein- bis zweistelligen Millionenbereich.

Doch auf was kommt es an, wollen sich Kunden PS ins Depot legen? Denn auch wenn so manches historische Fahrzeug in den vergangenen Jahren enorme Wertsteigerungen hingelegt hat, gilt folgendes: Die Betonung liegt auf "so manches historische Fahrzeug", denn nicht jedes alte Auto ist gleichzeitig auch eine gute Geldanlage. Vor allem geeignet als potenziell lukratives Investment sind limitierte Produktionen, Sondereditionen oder auch solche Autos, die längst nicht mehr gebaut werden, aber eine hohe Attraktivität besitzen.

Das zeigt sich auch am entsprechenden Index: Der Deutsche Oldtimer Index, den der Verband der Automobilindustrie (VDA) jährlich herausgibt, legte 2015 um 5,6 Prozent zu. Damit stieg der Index von 2285 auf 2413 Punkte. Dieser Zuwachs entspricht fast exakt dem durchschnittlichen jährlichen Anstieg seit Beginn der Erhebung des Index (1999). Langfristig zeigt der Deutsche Oldtimer Index eine klare positive Tendenz nach oben.

Platz eins in der Rangliste der Fahrzeuge mit der höchsten Wertsteigerung gegenüber dem Vorjahr hat laut dem VDA übrigens erstmals ein Oldtimer einer japanischen Marke erobert: Der Toyota Celica Coupé der Baujahre 1972 bis 1978 steht mit Abstand ganz vorne. Dahinter folgt ein US-Amerikaner: Der Pontiac Firebird der Baujahre 1978 und 1979 war Zweitbester im Wertzuwachs. Den dritten Rang belegt der Porsche 356 C-Modell mit 75 PS, der 1964 und 1965 gebaut wurde.

Nun ist nicht jeder Investor in der Lage, einen historischen Ferrari oder Porsche als sichere Anlage zu erwerben - aber ein Kfz finden und kaufen, ist natürlich dennoch möglich. Ein Weg zum passenden Auto ist, in die eigene Vergangenheit schauen. Wer ein gut erhaltenes, seltenes Fahrzeug kauft, das er beispielsweise aus seiner Jugend kennt, kann ein sehr gutes "Hobby"-Investment im Sinne einer Freude bringenden Geldanlage tätigen.

Old- und Youngtimer können also aufgrund der guten Entwicklungsperspektiven starke Schwankungen oder auch ein länger andauerndes Tief an den Aktien- und Anleihemärkten ausgleichen. Aber Käufer sollten auch beachten, dass ein Erwerb natürlich Liquidität stark bindet, der Verkauf nicht immer leicht ist, und ein historisches Automobil natürlich auch Pflege benötigt - dass erfordert während der Laufzeit oftmals weiteres Kapital. Ebenso wichtig: die fachkundige Begleitung durch einen Experten in dem Bereich.

Und freilich muss ein Old- oder Youngtimer-Investment immer ins Portfolio passen. Für diese alternative Anlage sollten nicht mehr als zehn Prozent des liquiden Vermögens verwendet werden. Zuletzt sollte auch in dieser Anlageklasse bedacht werden, dass ein Investment immer nur so viel Wert ist, wie ein anderer bereit ist, dafür zu bezahlen.

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