Möge die Macht mit Euch sein!
Gut gegen Böse, Robinhood gegen das Establishment - an der Börse rumort es. Aber noch stimmt die Richtung, meint Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
Langweilig waren die letzten Tage keinesfalls, denn in den Schmuddelecken der Börse tobt ein Kampf: Gut gegen Böse - so das Motto einer großen Schar Social-Media-Zocker, die gegen die Macht der bisherigen "Master of the Universe", den Hedgefonds, aufbegehren: Privatanleger haben sich über eine Social-Media-Plattform zu gezielten Aktienkäufen verabredet, die zu einer Kurs-Vervielfachung führten und Hedgefonds, die in dem jeweiligen Wert mit Leerverkäufen stark auf fallende Kurse gesetzt hatten, in arge Bredouille brachten. Die Leerverkäufer wurden zur Schließung und Rückkauf ihrer Positionen gezwungen. Das trieb den Kurs natürlich erst recht nach oben.
Von den betroffenen Aktien wie Gamestop oder AMC Entertainment hat man vorher nie etwas gehört, und fundamental handelt es sich auch eher um Pleitekandidaten, aber die konzertierte Aktion der "guten" Kleinanlegern gegen "böse" Profispekulanten zeigt wieder einmal die Macht des Internets: Im Schwarm können Kleinanleger die Profis mit ihren eigenen Waffen schlagen und bisherige Gesetzmäßigkeiten an der Börse, wonach nur institutionelle Anleger Kurse bewegen können, über den Haufen werfen.
Die irren Kursausschläge machen Finanzexperten jedoch auch Sorge, denn in einigen Werten und Branchen bricht sich Euphorie Bahn. Die leicht angestaubte Börsenweisheit "Die Hausse nährt die Hausse" besagt, dass positive Stimmung an den Börsen ansteckend ist. Rekordstände bei den Aktien ziehen immer neue Anleger an, die bisher nur Zuschauer waren und dann doch noch auf den fahrenden Zug aufspringen wollen. Mit Discountkonditionen und lockerer Aufmachung verführen geradezu auch neue Onlinebanken und Trading-Plattformen wie Robinhood unbedarfte Privatanleger, schnell mal per Smartphone Geld in Aktien anzulegen.
Man kann nur hoffen, dass diese Aktienneueinsteiger nicht vollkommen von teils revolutionären Sprüchen geblendet sind, denn das Bewertungsniveau von Aktien liegt aktuell höher als vor der Corona-Krise und auch hoch im langfristigen Vergleich, am höchsten in den USA: Im DAX liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das kommende Jahr bei 15,3 - das heißt, die DAX-Konzerne werden im Schnitt mit dem 15,3-fachen ihrer für 2021 erwarteten Gewinne bewertet. Im STOXX Europe 600 liegt das KGV bei 17,3 und im S&P 500 sogar bei 21,5. Richtig teuer sind vor allem Technologieaktien.
Bei den klassischen Unternehmen sind die Gewinne im letzten Jahr eingebrochen, die Kurse aber letztlich trotzdem gestiegen. Die aktuell erhöhten KGVs relativieren sich vor dem Hintergrund, dass die Unternehmen in diesem Jahr ihre Gewinne wieder deutlicher steigern dürften, je mehr sich die Corona-Lage entspannt. Auch die niedrigen Zinsen lassen laut Experten ein überdurchschnittliches Bewertungsniveau zu. Vielleicht kommen die Robinhoodler also gerade noch zur rechten Zeit.
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