Vermögensverwalter-Kolumne

MAGA und die Magie der Wirtschaft: Trumps Herausforderung nach dem Erdrutschsieg

12.11.24 09:44 Uhr

MAGA und die Magie der Wirtschaft:  Trumps Herausforderung nach dem Erdrutschsieg | finanzen.net

Nach dem Erdrutschsieg von Donald Trump stehen deutsche Altphilologen vor einem Rätsel. Bisher verbanden sie mit dem Wort "Maga" die lateinische Bezeichnung für Hexe oder Zauberin, wie sie etwa in Ovids Metamorphosen beschrieben wird.

Tatsächlich könnte man Trumps Wahlerfolg fast als "Hexerei" interpretieren, da er entgegen vielen Umfragen und Expertenprognosen die Wahl für sich entschied.

Heute jedoch versteht man unter "MAGA" die Abkürzung für "Make America Great Again" - ein politisches Schlagwort, das wirtschaftliches Wachstum und nationale Stärke verspricht. Ob Trump die US-Wirtschaft jedoch tatsächlich "wieder groß machen" kann, ist stark umstritten, und es könnte tatsächlich etwas "Magie" nötig sein, um den Wohlstand angesichts seiner geplanten Maßnahmen zu erhöhen.

Ein zentraler Pfeiler seiner Wirtschaftspolitik ist die Einführung von Zöllen. Aus ökonomischer Sicht führen Zölle jedoch meist zu einer Einschränkung des Handels und behindern die Nutzung komparativer Vorteile, die das Fundament des internationalen Handels bilden. Das Resultat könnte eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums und ein Rückgang des Wohlstands sein. Zudem könnten Unternehmen die gestiegenen Importkosten auf die Verbraucherpreise umlegen, was zu höheren Lebenshaltungskosten führen würde. Diese volkswirtschaftlichen Prinzipien lassen sich kaum aushebeln - selbst mit einem gehörigen Maß an "Magie".

Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung, mit der sich der neue Präsident konfrontiert sieht, sind die wachsenden Zinsausgaben des Staates. Am Ende des Fiskaljahres 2023 lag der Anteil der Zinsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) fast bei drei Pozent, ein Niveau, das zuletzt Anfang der 1990er Jahre übertroffen wurde. Damals konnte dieser Anteil dank starkem Wirtschaftswachstum und sinkender Zinsen gesenkt werden. Heute jedoch sind solche Entwicklungen angesichts der globalen und nationalen Wirtschaftslage eher unwahrscheinlich.

Auch die geplante Verschärfung der Einwanderungspolitik könnte sich als wirtschaftliches Risiko erweisen. Die in den letzten Jahren wachsende Zuwanderung - sowohl regulär als auch irregulär - hat das Arbeitskräfteangebot vergrößert und der amerikanischen Wirtschaft eine gewisse Resilienz gegen steigende Zinsen verliehen. Wird diese Zuwanderung nun eingeschränkt, könnten die Löhne steigen und das Wirtschaftswachstum leiden.

Der aktuelle Aufschwung an den Aktienmärkten könnte sich daher als Strohfeuer erweisen. Ein nachhaltiger wirtschaftlicher Impuls könnte nur dann erreicht werden, wenn die geplanten Deregulierungsmaßnahmen und Steuersenkungen einen Wachstumsschub auslösen, der die negativen Effekte der anderen Maßnahmen übertrifft. Von entscheidender Bedeutung wird sein, ob Trump die derzeitige Aufbruchsstimmung aufrechterhalten kann - im Kontrast zur pessimistischen Stimmung nach dem Ende der Ampelregierung in Deutschland, wo der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Oktober um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf die prekäre wirtschaftliche Lage hinweist.

von Jürgen Brückner, Portfoliomanager der FV Frankfurter Vermögen AG in Bad Homburg/ Königstein

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.