Kurse unter Beschuss
der russische Bär lässt die Börsenkurse abstürzen. Die Lage ist aktuell unberechenbar, aber nicht hoffnungslos, meint Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
Die Märkte sind im Angstmodus. Der Volatilitätsindex VDAX hat sich in den letzten Wochen fast verdoppelt. Die zum Jahresende noch so optimistische Anlegerstimmung hat sich innerhalb weniger Wochen komplett gedreht. Der Absicherungsbedarf unter den institutionellen Anlegern ist mittlerweile hoch. Schuld daran sind nicht nur die wachsenden Inflationssorgen, sondern vor allem natürlich der Krieg in der Ukraine.
Politiker und Börsianer scheinen nicht an den Einmarsch der Russen geglaubt zu haben und zeigten sich überrascht. Doch eigentlich standen alle Warnsignale auf Rot, dass Putin das Vorgehen auf der Krim wiederholen könnte. Nach freiem Fall unmittelbar nach Kriegsbeginn scheinen die Börsen immerhin einen ersten Boden gefunden zu haben. Der stockende Vormarsch der russischen Truppen und die immer wieder neu anberaumten Verhandlungstreffen machen etwas Hoffnung. In der Zwischenzeit gehen die Angriffe auf ukrainische Städte jedoch weiter, so dass die Börsenentwicklung kurzfristig ein Spielball des Krieges bleibt.
Für die globale Wirtschaft ist der Schaden überschaubar, erst recht für die USA. Russland spielt wirtschaftlich auch deshalb eine untergeordnete Rolle, weil der Handel mit dem Land bereits in den vergangenen zehn Jahren stark zurückgegangen ist. Nach Angaben der deutsch-russischen Auslandshandelskammer sind derzeit noch gut 3.600 Unternehmen mit deutschem Kapital in Russland engagiert. Vor zehn Jahren waren es fast doppelt so viele.
Während der Handel mit China und vielen Schwellenländern zunahm, sank er mit dem flächenmäßig größten Land auf der Erde. Das gilt erst recht für die amerikanischen Unternehmen. Deshalb reagiert die Wall Street weniger stark auf die Eskalation in Osteuropa.
Da wo Russland immer punkten konnte, ist die Lieferung von Rohstoffen, insbesondere von Öl und Gas. Der Krieg hat deshalb den Öl- und Gaspreis explodieren lassen. Die Gefahr nachhaltig hoher Energiepreise kann die Aktienmärkte auch künftig belasten - vor allem in Europa. Russland beteuert zwar, seinen Vereinbarungen nachzukommen und auch weiterhin Gas nach Westeuropa zu liefern. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Russen als Rohstofflieferant ist jedoch dahin.
Die Länder - allen voran Deutschland -, die sich vorher gerne aus Russland haben beliefern lassen, werden sich früher oder später nach Alternativen umsehen. Inzwischen belastet die teure Energie jedoch zunehmend Verbraucher und Unternehmen. Das Ergebnis werden weniger Konsum, Gewinne und Dividenden sein. Daraus erwächst speziell den europäischen Börsen eine zusätzliche Belastung, genauso wie aus der anhaltend hohen Inflation. Sie wird durch die steigenden Strom-, Gas- und Ölpreise abermals nach oben getrieben.
Für die US-Märkte sehen die Aussichten hingegen nicht schlecht aus. Dort sind auch bereits einige Zinsschritte der Notenbank in den Kursen eingearbeitet, so dass es vielleicht zu positiven Überraschungen kommen könnte, wenn die Federal Reserve vorsichtiger agiert.
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