Kein Zuckerbrot, nur Peitsche
Das Ende des freien Welthandels scheint eingeläutet. Ob USA, China oder auch Großbritannien - mächtige Handelsnationen wollen nur noch nach ihren eigenen Spielregeln Handel treiben. Es wird zwangsläufig zu mehr Abschottung und Zollgrenzen führen.
US-Präsident Trump ist da nur die lauteste und offensichtlichste Stimme in der Welt, die Chinesen gehen subtiler, aber nicht minder hart vor. Und leider hat man wieder einmal den Eindruck, Kontinentaleuropa könnte zwischen den Eigeninteressen von Amerika und Asien zerrieben werden, obwohl die EU immer noch den größten Marktplayer im globalen Welthandel darstellt.
Verschiedene volkswirtschaftliche Studien zeigen zwar, dass freier Handel für alle besser ist und dass Importzölle und Handelsbeschränkungen international zu Wohlfahrtsverlusten führen, aber Protektionismus, Egoismus und Nationaldenken ist wieder stark en vogue. Was den Politikern in ihrer Wählergunst nutzen mag, schmeckt den Börsianern aber noch lange nicht.
Seitdem Trump die Importzoll-Peitsche ausgepackt hat und wichtige Handelspartner der USA sich genötigt sehen, zum Männchen machen anzutreten, um eine Ausnahmeregelung zu erheischen, stottert der Aktienmarkt in den USA merklich. Hatte sich Trump Ende Januar noch in den Höchstständen der Börse gesonnt und sich die Hausse auf die eigenen Fahnen seiner Politik geschrieben, so war die Herrlichkeit im Februar vorbei. Seitdem läuft der Ball nur noch unrund mit Hang zur Schwäche.
Macht Trump seine Drohungen wahr, droht besonders der deutschen Wirtschaft Gefahr, die mit ihren hochwertigen Gütern sehr von freien Marktströmen profitiert - gerade im Automobil- und Maschinenbau, das Herzstück der Deutschen. Trump hat das hohe Handelsdefizit der USA gegenüber Deutschland ins Visier genommen und will es unbedingt drücken. Deutsche Großkonzerne haben eigene Werke in den USA und können Importzölle vielleicht umgehen, für kleinere mittelständische Firmen wird es schwierig.
Zumal Trumps Maßnahmen nicht allein bleiben werden. Wenn einer anfängt, ziehen bald andere nach. China hat bereits mit entsprechenden Antworten gedroht. Und natürlich sieht sich auch die EU genötigt, mehr oder minder in den Handelskrieg einzusteigen. Während Trump Investitionsgüter wie Stahl und Aluminium aufs Korn nimmt, nimmt die EU Erdnussbutter, Soja und Whisky ins Visier - auch interessant...)
Die nächsten Wochen werden somit spannend, zumal die Börse ab April/Mai ohnehin in eine saisonal schwächere Phase eintritt. Aber das Jahr ist noch lang.
Autor: Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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