Japans Geldpolitik: Gefährlich wie Kugelfische?
![Japans Geldpolitik: Gefährlich wie Kugelfische? | finanzen.net](https://images.finanzen.net/mediacenter/kolumnisten/finanzennet_kolumnistenbilder_neutral12.jpg)
Fugu ist eine japanische Spezialität, die nur von lizensierten Köchen aus dem Muskelfleisch von Kugelfischen hergestellt werden darf, da das Nervengift des Fisches Lähmungen und Atembeschwerden bewirken kann.
von Dr. Thomas Heidel, Leitung Research FIDAL AG
Tödlich giftig sind besonders die Innereien. Analog dazu glauben manche Ökonomen, dass die extrem expansive Geldpolitik der japanischen Zentralbank Gift für die japanische Wirtschaft sein könnte.
Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist mit dem zweiten Quartalsrückgang der Wirtschaftsleistung in Folge laut Definition in die Rezession gerutscht. Ausgangspunkt der japanischen Probleme war das Platzen der, durch eine jahrelang lockere Geldpolitik stimulierten, Immobilienblase Anfang der 90er Jahre, die in eine lange Deflationsphase mündete. Volkswirtschaftler sehen schon ähnliche Parallelen für die Euro-Zone. Japans Staatschuldenquote beträgt mittlerweile 250 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die japanische Binnenwirtschaft kämpft neben demografischen Problemen (Überalterung) auch mit erheblichen Strukturdefiziten.
Die japanische Notenbank (BoJ) unterstützt schon seit Jahrzehnten tatkräftig die japanische Fiskalpolitik. In den letzten Jahren hat sie den Zins soweit gesenkt, dass die Zinslast trotz der deutlich gestiegenen Staatsschulden immer kleiner geworden ist. Ende Oktober beschloss die BoJ eine jährliche Ausweitung der Geldbasis um 80 Bill. Yen (ca. 582 Mrd. Euro). Ebenso sorgt der um 30 Billionen Yen auf ein Gesamtvolumen von 80 Billionen Yen erhöhte Ankauf von japanischen Staatsanleihen für die problemlose Finanzierung der japanischen Staatsschulden. Doch viele Marktbeobachter sehen mittlerweile die Politik des japanischen Premiers Shinzo Abe (massive Geldexpansion der Notenbank soll Wirtschaft in Schwung bringen = "Abenomics") als gescheitert an.
Nach dem starken Einbruch der Wirtschaftsleistung zwischen Juli und September um 1,6 Prozent, nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer von fünf auf acht Prozent im April, verschob Abe erst einmal eine Steuerhöhung und kündigte Neuwahlen an.
Auch Japan ist es - ähnlich wie Europa - nicht gelungen, die massiven Geldmittel vom monetären Sektor in den Realsektor zu transferieren. Die Preise von Finanzaktiva haben sich stark erhöht (japanische Aktienkurse haben sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt). Auch ist Geld eins der beliebtesten Exportprodukte Japans geworden. Ausländer nehmen Kredite in Yen auf, tauschen in zum Beispiel US-Dollar (sog. "Carry Trades") und beschaffen sich den Yen bei der Rückzahlung zum dann wahrscheinlich billigeren Kurs.
Der japanische Yen hat seit Anfang 2013 ca. 20 Prozent gegenüber den wichtigsten Handelswährungen an Wert verloren, gegenüber dem US-Dollar um 30 Prozent. Sehr positiv für Japan könnte sich aber in Zukunft der mittlerweile drastische Verfall der Ölpreise auswirken, da Japan in starkem Maße Öl importieren muss. Es besteht also noch Hoffnung, dass Japans Wirtschaft sich erholt und der gigantische Geldberg unschädlich für in- und ausländische Marktteilnehmer wieder abgebaut werden kann und Japans geldpolitisches Experiment nicht in einem Desaster endet.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.