Halbjahresbilanz tiefrot
So strahlend sich das letzte Börsenjahr präsentierte, so verheerend fällt die Zwischenbilanz dieses Jahr aus. Aber man muss den Kopf nicht in den Sand stecken, fragt Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.
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2.000 Punkte runter im Juni und seit Jahresanfang satte 20 Prozent Verlust - so sieht die Halbjahresbilanz im Deutschen Aktienindex DAX aus. Jenseits des Atlantiks herrscht ebenfalls Katerstimmung: auch der Dow Jones liegt seit Januar 15 Prozent unter seinen Höchstständen zum Jahreswechsel. Den Technologieindex NASDAQ hat es mit minus 30 Prozent sogar noch stärker erwischt. Gerade in der zweiten Reihe des NASDAQ sind krasse Verluste von 70 bis 80 Prozent keine Seltenheit. Ein solches Kursgemetzel hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.
Die aggressive Vorgehensweise der US-Notenbank Federal Reserve hat dafür gesorgt, dass Anleger Tabula rasa machen und alles aus dem Depot werfen, was bei einem sehr viel höherem Zinsniveau die Bewertung nicht rechtfertigt. Die Marktstimmung ist am Boden. Selten gab es eine Phase mit so vielen Krisen zur selben Zeit. Der Krieg in der Ukraine, die Lockdown-Serie in China, globale Lieferkettenunterbrechungen, explodierende Energiepreise und eine aus dem Ruder laufende Inflation.
Die allgemeine Misere wird vor allem bei Risikoinvestments deutlich, allen voran am Kryptomarkt: Schon seit Oktober ist der Bitcoin von knapp 69.000 US-Dollar auf mittlerweile unter 20.000 US-Dollar abgeschmiert. Die Krypto-Community diskutiert bereits, wie lange dieser "Winter" anhalten wird. Schon jetzt sind die ersten Hedgefonds und Krypto-Plattformen an dem Kurssturz zugrunde gegangen.
Eine Pleite könnte auch dem mittelamerikanischen Land El Salvador drohen, das keine eigene Währung besitzt, sondern den US-Dollar und seit 2021 als einziges Land weltweit zusätzlich den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel nutzt und auch selbst massiv in Bitcoin investiert ist. Zum aktuellen Kurs hat El Salvador bereits mehr als 50 Millionen US-Dollar Miese angehäuft mit den Bitcoins, die zu einem durchschnittlichen Kurs von schätzungsweise 43.500 US-Dollar als Währungsreserve erworben wurden.
Im Vergleich dazu mögen die Verluste in manchem Aktiendepot noch überschaubar aussehen. Ohnehin gibt es gute Gründe dafür, zuversichtlicher zu sein, als es der aktuelle "Krisen-Cocktail" vermuten lässt. Oft liefern unsichere Zeiten eine gute Ausgangsbasis für ordentliche Gewinne in der Zukunft. Saisonal ist der Juli meist ein guter Börsenmonat - vielleicht sehen wir ja den Beginn einer Sommerrallye.
Vor allem das verbesserte Chance-Risiko-Verhältnis ist interessant. Trotz der deutlichen Kursverluste im ersten Halbjahr sind die Gewinnperspektiven wachstumsstarker und wettbewerbsfähiger Unternehmen weiterhin gut. Aktien von Unternehmen, deren Produkte und Dienste begehrt sind und die über genügend Preissetzungsmacht verfügen, bieten nicht nur Inflationsschutz, sondern langfristig auch reales Wertzuwachspotenzial.
Autor: Dr. Marc-Oliver Lux von der Dr. Lux & Präuner GmbH aus München
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