Vermögensverwalter-Kolumne

Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge!

09.03.23 09:04 Uhr

Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge! | finanzen.net

Am 8. März, wird der Weltfrauentag gefeiert. Seit mehr als hundert Jahren setzt der Frauentag ein Zeichen für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Den ersten nationalen Frauentag beging die Sozialistische Partei in den USA am 28. Februar 1909. Stand in den Anfangsjahren das gleichberechtigte Wahlrecht im Mittelpunkt, sollte es bis zur wirklichen Gleichberechtigung vor allem in Deutschland noch einige Jahrzehnte dauern.

Bis weit in die 70er Jahre hinein war die Rollenverteilung in der Gesellschaft klar vorgegeben. Der Ehemann war der Hauptverdiener, die Ehefrau hatte sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern. Mittlerweile herrscht glücklicherweise auf vielen Gebieten Gleichberechtigung in Deutschland. Allerdings besteht immer noch ein großer Unterschied in den Einkommen von Frauen und Männern. Das wirkt sich auch auf die Altersrenten von Frauen aus. Grundsätzlich haben Frauen und Männer zwar die gleichen Möglichkeiten ihre private Vorsorge und ihren Vermögensaufbau selbstständig zu gestalten. Die Realität sieht jedoch leider immer noch anders aus. Viele Frauen scheinen das Thema des privaten Vermögensaufbaus lange zu vernachlässigen. Statistisch gesehen fangen Frauen zehn Jahre später als Männer damit an, sich ein eigenes Vermögen aufzubauen. Im Durchschnitt sind sie Ende 20, während Männer bereits mit Anfang 20 fürs Alter vorsorgen. Das sind wertvolle Jahre, die für den privaten Vermögensaufbau fehlen. Dabei haben Frauen im Schnitt im Rentenalter 50 Prozent weniger Einkommen zur Verfügung als Männer. Die Erwerbsbiografien von Frauen sind, bedingt durch Auszeiten für die Kindererziehung, häufig durch Unterbrechungen gekennzeichnet. Auch beim durchschnittlichen Einkommen sind Frauen häufig noch schlechter gestellt. Laut der neuesten Studie des Familienministeriums haben nur zehn Prozent aller 30- bis 50-jährigen Frauen netto mehr als 2.000 Euro monatlich zur Verfügung, bei den Männern hingegen sind es 42 Prozent.

Die Ehe ist für Frauen ein Armutsrisiko

Vor allem die Ehe ist für viele Frauen nach wie vor ein großes Armutsrisiko. Vor allem dann, wenn die Partnerschaft nicht wie ursprünglich geplant ein Leben lang hält. Denn die unromantische Realität sieht leider derzeit anders aus. Die Scheidungsrate liegt aktuell bei 40 Prozent, in Großstädten wird sogar jede zweite Ehe geschieden. Wenn die Ehe scheitert, haben viele Frauen ein Problem. Nach Scheidungen haben sie rund 40 Prozent weniger Geld zur Verfügung, während Männer mit nur sieben Prozent weniger auskommen müssen. Wer weniger Geld hat, der wird sich auch weniger um seine Altersvorsorge kümmern können. Frauen sind nach Trennungen deshalb oft finanziell doppelt benachteiligt. Mit ihrem Partner verlieren Sie häufig nicht nur einen Großteil ihrer eigenen Alterssicherung, sondern es fehlt dann oft auch die finanzielle Möglichkeit, sich eine eigene Rente aufzubauen.

Eine Investition in Aktien ist immer ein Marathon und kein Sprint

Grundsätzlich funktioniert Vermögensaufbau für Frauen genauso wie für Männer. Je früher man damit beginnt, desto besser. Dabei sind Aktien langfristig die rentabelste Geldanlage. Eine Investition ist mittels eines Sparplans oft schon ab 25 Euro im Monat möglich. Dabei sollte man berücksichtigen, dass eine Investition in Aktien immer ein Marathon und kein Sprint ist. Man sollte als Anlegerin einen langen Atem haben, um auch die schwierigen Jahre an der Börse zu ertragen. Dabei hat das vermeintlich schwache Geschlecht gerade bei der Aktienanlage alle Trümpfe in der Hand.

Frauen sind die besseren und erfolgreicheren Anleger

Diverse Studien belegen, dass Frauen die besseren und erfolgreicheren Anleger sind. Sie sind wesentlich geduldiger als ihre männlichen Kollegen und meiden unkalkulierbare Risiken. Eigenschaften wie Beharrlichkeit und Nervenstärke sind in der Finanzwelt eher bei Frauen zu finden. Fast alle Forschungen zu diesem Thema zeigen, dass Frauen Risiken umsichtig verwalten, langfristig denken, relativ unvoreingenommene Entscheidungen treffen und letztendlich häufig eine höhere Kapitalrendite erzielen. Denn Frauen sind es schon seit Jahrhunderten gewohnt, Produkte auf dem Markt möglichst günstig einzukaufen. Aus diesem Grund verfolgen sie intuitiv eine Value-Strategie und kaufen möglichst niedrig bewertete Aktien.

In einem Aktienportfolio arbeitet das Geld

Bei solchen Ergebnissen verwundert es eigentlich, dass Frauen in der Finanzbranche immer noch unterrepräsentiert sind. Laut einer im Januar 2022 veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind zwar über die Hälfte der Beschäftigten im Finanz- und Versicherungsdienstleistungssektor weiblich. Der Frauenanteil liegt auf der ersten Führungsebene mit 18 Prozent und auf der zweiten Führungsebene mit 28 Prozent aber deutlich niedriger. Diese ungleiche Verteilung setzt sich bis zu den Investoren durch. Nur knapp 12 Prozent der Frauen in Deutschland haben im Jahr 2021 in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs investiert. Bei den Männern waren es über 22 Prozent, das zeigen die aktuellen Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts 2022. Laut einer Studie der Vermögensverwaltung Amundi machen sich 44 Prozent der weiblichen Befragten zwischen 35 und 55 Jahren keine Gedanken über Altersvorsorge. Dabei ist ein breites Aktien- und Wertpapierportfolio gerade für Frauen als private Absicherung interessant, weil das Geld dann arbeitet, egal ob die Anlegerin gerade Kinder großzieht oder im Büro ist.

Ein Finanzplan schafft den Überblick

Um einen Überblick über die finanzielle Situation zu erhalten, empfiehlt sich ein ausführlicher und vollständiger Finanzplan. Gerade für Ehepaare eine sinnvolle Entscheidungsgrundlage. Denn damit lässt sich einfach und anschaulich darstellen, wie "Frau" finanziell ohne "Mann" aufgestellt ist. Mitunter müssen nur Kleinigkeiten umgestellt werden, damit auch in der Vermögensbilanz Gleichberechtigung herrscht. Alle, auch glücklich verheiratete Ehefrauen, sollten folgende Regel immer im Hinterkopf behalten: Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge, selbst ist die Frau.

von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln

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Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.

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