Ein Blick nach unten schadet nicht
Die Marktstimmung hellte sich seit der Bekanntgabe der ersten positiven Nachrichten zur Wirksamkeit der entwickelten Impfstoffe im vierten Quartal 2020 merklich auf. Aktienmärkte ritten über den Jahreswechsel auf einer Welle der Euphorie, wobei der Ritt sich auch heute noch auszahlt.
Strengere Massnahmen in Form von anhaltenden Lockdowns rund um die Corona-Pandemie, der langsame Fortschritt bei den Impfzahlen, generelle Impfstoffengpässe, die schwächer als erhoffte Erholung des US-Arbeitsmarktes - nichts scheint die Kursrallys an den Aktienmärkten stoppen zu können.
Natürlich finden sich weiterhin viele gute Argumente - um es kurz zu machen - um in Aktien investiert zu bleiben oder die Allokation zu erhöhen: Trump ist verabschiedet und Biden öffnet mit einem 1.9 Bio. US-Dollar Stimulusprogramm grosszügig die Staatskassen, die Zinsen sind weiterhin tief, Corona ist (hoffentlich) bald besiegt und dann bleiben vor allem Nachholeffekte und eine hohe Liquidität (die Geldmenge M2 stieg in den USA seit 2018 um 25 Prozent mehr als das nominale BIP). Die hohe Liquidität sucht nun rentierende Anlagen. Der einzige Malus, der die Stimmung aber nicht sonderlich trübt, sind die hohen Schulden. Wer die bezahlen soll, bleibt unbeantwortet.
Die Frage ist also: Was kann die Aktienmarkteuphorie überhaupt noch stoppen? Zum einen hinterlassen die langen Lockdowns Spuren bei der Bevölkerung und der Weltwirtschaft. Obwohl mittlerweile mehrere zugelassene Impfstoffe wirksam scheinen, machen neue Mutationen immer wieder auf sich aufmerksam und sorgen für Unsicherheit. Die Schliessungen von zahlreichen Restaurants und sonstigen Unterhaltungseinrichtungen, geschlossene Schulen, Home-Office und viele weitere durch die Pandemie ausgelösten Aspekte, die das tägliche Leben veränderten, werden wohl auch langfristige Effekt haben. Weitere Aspekte sind die Abhängigkeit von Interventionen der Regierungen, die Angst vor steigender Inflation sowie die bereits oben erwähnten Schulden.
Im momentanen Umfeld sollte deshalb der Aktienmarkt mit erhöhter Wachsamkeit und einer Prise an Skepsis verfolgt werden. Denn wenn alle mit Blick nach oben rennen fehlt die Achtsamkeit nach unten.
von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz
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