Don´t stop the game
Aktien des Computerspiele-Händlers GameStop wurde in den vergangenen Tagen zum Zocken benutzt. Nichts wert, aber an der Börse gehypt bis nichts mehr ging. Für die Ethik des Marktes kann man nur hoffen, dass sich diese Art des Spiels durchsetzt.
An den Kragen ging es, neben einigen Kleinanlegern, die nicht schnell genug wieder weg waren, vor allem den großen Leerverkäufern. Hedgefonds, die schnelles Geld mit sicheren Verlierern machen. Mittlerweile sind es Heerscharen solcher Spekulanten, die den Markt machen und manches Mal die Kurse bestimmen. Ob ein Unternehmen Gewinne erzielt, ob es von einem guten Management geführt wird, ob es betrügt oder sich verzockt: all das hat für diese Art der Spekulanten keine Relevanz.
Nun wurde ihnen schon immer nachgesagt, die Aasfresser der Börse zu sein: eklig, aber nützlich. Das mag stimmen, denn sie fressen tatsächlich den Müll der anderen, machen aus manchem Toten noch ein festliches Mahl für ihre Anleger. Manches Mal schaffen sie aber auch Fakten, sorgen für das vorzeitige Ableben des ein oder anderen eigentlich noch ganz munteren Unternehmens. Decken also Schwächen auf und nutzen sie. Es mag sein, dass diese Unternehmen über kurz oder lang ohnehin gescheitert wären, insofern beschleunigen sie nur den Prozess.
Es mag aber auch sein, dass die Risikolosigkeit ihres Tuns die Geier-Anleger zuletzt unvorsichtig werden ließ. Zu billiges Geld steht zur Verfügung, zu groß wird die Gier der Anleger, die sich anderenorts mit deutlich geringeren Renditen zufriedengeben müssen. Insofern wurden größere und größere Räder gedreht - ohne großes Aufsehen und ohne große Aufsicht.
Doch eines zeigt der Markt immer wieder: es gibt keine Rendite ohne Risiko. Eine Horde Kleinzocker hat geschafft, dass das Geschäft der Aasfresser plötzlich wieder riskanter wird. Sie haben sie in eine Falle gelockt, aus der sie sich nicht ohne Federn zu lassen befreien konnten. Es ist eine gehörige Portion Schadenfreude dabei. Aber auch eine wichtige Erkenntnis: der Markt kehrt immer wieder zu einem inneren Wert zurück.
Unternehmen, die gehypt werden, müssen irgendwann ihre Bewertungen mit Gewinnen rechtfertigen. Firmen, die aus der Mode kommen und abgestraft werden, werden sich erholen, wenn das Geschäftsmodell zwar langweilig ist, aber langfristig trägt. Den Spielern, die das Spiel mit GameStop spielten, gebührt also Dank. Sie haben gezeigt, dass es eine wirklich Hygiene an der Börse gibt - und dass auch die Aasfresser noch Fressfeinde haben.
Von Uwe Zimmer, Kapitalmarktexperte aus Köln
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