Vermögensverwalter-Kolumne

Dividendenrenditen: Die Höhe allein ist kein Garant für Qualität

28.01.19 09:12 Uhr

Dividendenrenditen: Die Höhe allein ist kein Garant für Qualität | finanzen.net

Die Enttäuschung vieler Anleger auf Grund einer wahrscheinlich schlechten Rendite im Jahr 2018 ist verständlich, dennoch sollte genau überlegt werden, ob ein kompletter Rückzug aus den Aktienmärkten der richtige Schritt ist.

Anleihen bieten noch immer keine auskömmlichen Zinsen, um das Kapital nach Steuern und Inflation zumindest zu erhalten. Zudem lohnt ein Blick auf die vergangenen Krisenjahre, denn meist waren die Abschläge übertrieben und die Märkte haben sich in den Folgejahren mehr als erholt. Es macht aber Sinn, die eigene Anlagestrategie auf den Prüfstand zu stellen.

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Angenommen, die gesehenen Korrekturen an den Märkten waren übertrieben, dann sind Aktien Aktien auf dem aktuellen Niveau preiswert. Aus dieser Überlegung kann der Blick auf Dividendenstarke Titel interessant sein. Wenn die Märkte die Übertreibungen abbauen - und das werden Sie, genau wie sie das nach den Krisenjahren 2000 und 2008 getan haben - profitieren Dividendentitel doppelt. Einerseits über Kursgewinne, darüber hinaus führen die aktuellen Kaufkurse aber auch zu einer überdurchschnittlich hohen Dividendenrendite.

Am Beispiel der Autobauer lässt sich die gut verdeutlichen: Daimler und BMW zahlen regelmäßig eine hohe Dividende an ihre Aktionäre. 2018 waren es bei Daimler 3,65 Euro je Aktie, was bei einem Aktienkurs von 68,50 Euro im Mai 2018 einer Rendite von 5,3 Prozent entsprach. Für 2019 erwarten Analysten die gleiche Ausschüttung, was bei einem aktuellen Kurs von 51,80 Euro einer satten Rendite von sieben Prozent entspräche. Beim Mitbewerber BMW sieht es ähnlich verlockend aus.

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Allerdings sollte der Focus nicht nur auf einer möglichst hohen Dividendenrendite liegen. Die deutlichen Kursverluste der gesamten Automobilwerte sind dem Abgasskandal, den Handelsstreitigkeiten und den Versäumnissen bei der Entwicklung elektrisch angetriebenen und autonom fahrender Fahrzeuge geschuldet. Sie sind also nicht, wie andere Unternehmen in Sippenhaft genommen worden, sondern mit verantwortlich für die Marktschwäche.

Gleiches gilt auch für die Energieunternehmen, die historisch zu den regelmäßigsten und großzügigsten Dividendenzahlern zählten, was auch der hohen Anzahl kommunaler Eigentümer geschuldet ist. Auch hier sind die Zukunftsaussichten nach der eingeleiteten Energiewende und dem abzusehenden Kohleausstieg unsicher, was sich wiederum in den Kursen dieser Unternehmen wiederspiegelt.

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Sehr beliebt bei Dividendenfans sind die sogenannten Aristokraten. Als solche werden Unternehmen bezeichnet, die nicht nur 25 Jahre lang ohne Unterbrechung Dividenden gezahlt haben, sie müssen diese auch kontinuierlich erhöht haben. Wer dies über ein Vierteljahrhundert geleistet hat, sollte über ein solides Geschäftsmodell verfügen. Aber auch hier lohnt sich genaueres Hinschauen, denn Gegner dieser Auszeichnung werfen diesen Unternehmen Ideenlosigkeit vor, da sie die Überschüsse lieber in Forschung und Entwicklung investiert sehen wollen.

Nach Jahren hoher Kursgewinne, in denen eine Dividendenrendite von drei Prozent als langweilig galt, rückt dieses Ertragskriterium wieder vermehrt in das Interesse der Investoren. Regelmäßiger Zufluss bekommt wieder einen höheren Stellenwert als spekulative Kursgewinne. Allein die hieraus resultierende, vermehrte Nachfrage könnte diesen Aktien neuen Schwung verleihen.

Für langfristig orientierte Investoren kann es daher jetzt interessant sein, in der Strategischen Ausrichtung einen Schwerpunkt auf Aktien mit einem soliden Geschäftsmodell und einer attraktiven Dividendenrendite zu legen. Eine globale Ausrichtung in einem aktiv gemanagten Dividendenfonds ist dabei einem passiven ETF auf einen Dividenden Index zu bevorzugen.

Ein ETF bildet konsequent seinen zugrundeliegenden Index ab, was dem Sinn und Zweck dieses preiswerten Konstrukts entspricht. Bezogen auf den deutschen Div-DAX erwirbt der Anleger dann jedoch automatisch alle Aktien mit der höchsten Dividendenrendite, die wiederum das mathematische Ergebnis der Rechnung - Ausschüttung durch Aktienkurs - wiedergibt. Allein betrachtet sagt eine hohe Rendite aber nichts über die Solidität des Unternehmens aus.

Günstige Kaufkurse und hohe Ausschüttungen mögen verlockend aussehen, der Deutsche Aktienindex ist jedoch aktuell ein gutes Beispiel dafür, dass vermeintlich preiswert nicht immer auch gut ist.

Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.

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Bildquellen: DWS