Vermögensverwalter-Kolumne

Der DAX 30- Das Spiegelbild der deutschen Wirtschaft?

24.09.18 08:30 Uhr

Der DAX 30- Das Spiegelbild der deutschen Wirtschaft? | finanzen.net

Ob Tageszeitung oder Tagesthemen, die tägliche Information über die Entwicklung an den Börsen kennt primär nur einen Wert, den DAX 30.

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Der Index schwächelt dieses Jahr gehörig und weist seit Jahresanfang ein dickes Minus von rund sechs Prozent aus. Für viele ein Anzeichen, dass der seit 2008 anhaltende Börsenaufschwung vorbei ist und der nächste Crash bevorsteht.

Im Jubiläumsjahr der Finanzkrise gehört es zum guten Ton, an diese zu erinnern, doch gerade im Deutschen Leitindex hat die negative Entwicklung andere Gründe, als vor zehn Jahren. Von den 30 hier gelisteten Titeln haben einige mit großen Problemen zu kämpfen. Die vier Automobilwerte, inklusive Continental, leiden nicht nur unter den Drohgebärden des amerikanischen Präsidenten, der Abgasskandal wirkt nach und der Druck, Fortschritte im Bereich Elektromobilität zu liefern, steigt.

Beim Schwergewicht Bayer ist nach der Fusion mit Monsanto nicht abzusehen, was die Klagen gegen das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ergeben und Thyssen Krupp, das ehemalige Aushängeschild der Deutschen Industrie, schwächelt wegen abhanden gekommener oder nicht handlungsfähiger Gremien. Die zwei verbliebenen Banken leiden nicht nur unter der EZB Zinspolitik, eine der beiden wird sich mangels Erfolg am 24. September in den M-Dax verabschieden. Verständlicherweise machen professionelle Investoren einen großen Bogen um diese Titel, was den DAX im Gegenzug lähmt.

Schaut man über den großen Teich ergibt sich erstaunlicherweise ein ganz anderes Bild. Hier weisen drei großen Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq seit Jahresbeginn Kurzuwächse in Euro gerechnet von rund fünf, sieben und fast 13 Prozent aus. Kann das richtig sein oder liegen hier Übertreibungen, sowohl nach oben, als auch nach unten vor.

Es ist nicht zu dementieren, dass Trumps " America first again" Politik den amerikanischen Unternehmen geholfen und gleichzeitig ausländische benachteiligt hat. Aber so schlecht steht Europas stärkste Volkswirtschaft nicht da. Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist auf einem sehr niedrigen Stand, Fachkräfte sind Mangelware und die Auftragsbücher der Unternehmen immer noch gut gefüllt.

Vielleicht ist der Dax nicht mehr oder zumindest aktuell nicht der richtige Indikator, um den Wert einer Volkswirtschaft zu messen. Den größten Anteil am BIP haben in Deutschland traditionell die Familienunternehmen. Von denen sind die meisten jedoch auch tatsächlich in Familienhand und nicht an der Börse gelistet.

Ein Blick in die zweite und dritte Reihe der Indizes gibt auf jeden Fall ein optimistischeres Bild der heimischen Wirtschaft ab. Mit der Neuregelung der Indizes werden dies Reihen zudem aufgestockt und damit auch aufgewertet. Deutsche Anleger sind bekanntermaßen seit dem Börsengang der Telekom in Aktienaversion erstarrt, was in Zeiten ohne Zins leider realer Geldvernichtung nahekommt.

Unbestritten ist die Stimmung an den Börsen nervös und die professionellen Anleger halten sich abwartend zurück. MDAX, TecDAX oder SDAX sind auch nichts für schwache Nerven, da sie schwankungsanfälliger sind, als der große Bruder.

Aber auch wenn die EZB das Ende der Anleihekäufe angekündigt hat, wird es in Deutschland noch einige Zeit keine oder wenn, sehr niedrige Zinsen für Anleger geben. Wer für die Zukunft vorsorgen möchte, muss nach wie vor über Alternativen nachdenken. Im aktuellen Umfeld verbaler Schlagabtausche und wirtschaftlicher Drohgebärden kann es Sinn machen, an der Seitenlinie zu verweilen. Langfristig führt eine sinnvolle Anlagestrategie jedoch an werthaltigen nicht Aktien vorbei.

Es muss ja nicht immer ein Index sein. Ein gut gemanagter Mischfonds sucht die besten Unternehmen aus allen Welten und wird auf lange Sicht bessere Ergebnisse erzielen als das immer noch beliebte Sparbuch.

von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.

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