Comeback im September?
Sell in May and go away. But remember to come back in september. Börsenweisheiten sind großartig, weil sie sich immer so interpretieren lassen, wie es gerade gewünscht wird. Doch davon sollten sich Investoren nicht blenden lassen.
Kurse sind nicht saisonal bedingt, sie folgen den Fundamentaldaten. Sind die schlecht, schützt auch die schönste Börsenweisheit nicht vor Kursverlusten.
Der Herbst ist grundsätzlich keine ganz schlechte Zeit an der Börse. Das zeigen die langjährigen Statistiken und das hat auch eine Logik aus der Börsenmechanik heraus: Nach den Sommerferien kommen die Händler und Investoren wieder an ihre Arbeitsplätze und füllen die über den Sommer eher defensiv abwartend gehaltenen Portfolios wieder mit Ideen auf. Das bedeutet Bewegung, Umsatz, Nachfrage und damit oft auch steigende Kurse. So weit so nachvollziehbar.
Dass das nicht immer so bilderbuchmäßig läuft haben Investoren etwa im vergangenen Jahr schmerzlich erfahren müssen. Da ging es trotz Herbst weiter nach unten mit dem Dax. Die Stimmung war schlecht, die Börsianer verkauften, egal welcher Monat gerade im Kalender aufgeschlagen war.
Ohnehin sollte sich niemand verleiten lassen, an der Börse auf vermeintlich ewige Trends zu setzen. Natürlich kann es sein, dass der Herbst grundsätzlich eine positive Performance zeigt. Das bringt aber nichts, wenn es eben dieses Jahr nicht so läuft und das eingesetzte Kapital erst einmal dezimiert wird.
Wesentlich sinnvoller ist es, in die Unternehmen hineinzuschauen, ihre Geschäfte zu verstehen und was sie bewegt. Die Bilanz, das mehr oder weniger unbestechliche Zahlenwerk, sagt viel über die dauerhafte Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Werden Branchendaten und Daten zur allgemeinen Konjunktur mit berücksichtigt, zeigt sich oft ein recht klares Bild. Es kristallisiert sich eine Liste mit Unternehmen heraus, die gut für die Zukunft gerüstet sind. Die über gute Produkte, auskömmliche Margen und ein starkes Management verfügen.
Solche Unternehmen zu finden ist angesichts der immer größer werdenden Menge an Daten nicht immer ganz einfach. Zum Glück übernehmen Rechner die Analyse der Daten, stellen Zusammenhänge her, ordnen und strukturieren. Mit ihrer Hilfe können die von einzelnen Unternehmen gelieferten Daten wesentlich vielschichtiger interpretiert und n Zusammenhang gesetzt werden. Mit einem Ziel: diejenigen Unternehmen zu erkennen, die dauerhaft erfolgreich sein können - und die deshalb auch an der Börse ein lohnendes Investment darstellen.
Klar, dass diese Strategie mehr Aufwand erfordert und auch längerfristig angelegt ist als das von Börsenbarden besungene Comeback im September. Den Septemberspruch kann nutzen, wer am Roulettetisch schwarz oder rot setzt: Es kann klappen oder auch nicht oder es kommt die Null. Wer langfristig anlegt und nicht spielt, bleibt Börsenweisheiten gegenüber skeptisch.
von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Fundamental Capital GmbH, Köln
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