Vermögensverwalter-Kolumne

Comeback der Tech-Werte?

15.12.22 14:13 Uhr

Comeback der Tech-Werte? | finanzen.net

Was müsste passieren, dass die Tech-Werte wieder zu Anlegers- Liebling werden, fragt von Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen in Starnberg

Die Antwort ist wohl relativ einfach: Die Zinssteigerungen der Notenbanken müssten zu einem Ende kommen. Gleichzeitig sollte die Welt-Wirtschaftsleistung nach wie vor ein robustes Wachstum aufweisen. Beide Prämissen sind mit einem Fragezeichen zu versehen.

Es spricht zwar viel dafür, dass die Inflationsraten - die in Europa teilweise über zehn Prozent liegt - in den mittleren einstelligen Bereich um fünf Prozent zurückfällt, aber eben auch nicht wieder unter die von den Zentralbanken gewünschten zwei Prozent. Dazu sind die Inflationserwartungen zu sehr nach oben angepasst worden. Zudem knirscht es in der arbeitsgeteilten Globalisierung. Ganz offensichtlich mit Russland, aber eben auch im Technologiebereich mit China. Zudem führt die Energiewende mit angestrebten niedrigeren CO2-Emissionen zu substantiell höheren Energiekosten. Wieso sind niedrige Zinsen gut für Technologiewerte?

Bei Technologiewerten erwartet man erst in naher Zukunft deutlich höhere Gewinne. Dies betrifft vor allem Werte, die vielleicht heute sogar noch eine Nutzerbasis mit Verlusten aufbauen, wie teilweise bei Amazon, bei Workday, UBER und vielen mehr. Gewinne in der Zukunft werden von Marktteilnehmern mit dem risikolosen Zins und Aufschlag auf den heutigen Tag abgezinst, das heißt je höher der aktuelle Zins, desto niedriger der heutige Wert. Besonders positiv gestaltete sich dieser Mechanismus bei Strafzinsen. Hier wurden zukünftige Gewinne teils höher eingeschätzt als heutige.

Folgenschwer könnten die Zinssteigerungen fast aller wichtiger Notenbanken aber für die Geschäftsentwicklungen der Unternehmen sein. Frühindikatoren zeigen nahezu für alle wichtigen Weltregionen eine Rezession an, d.h. mehrere Quartale stagnierender oder rückläufiger Wirtschaftsleistung. Dies würde sich direkt auch auf die Gewinne der Tech-Werte niederschlagen und damit ebenfalls tendenziell für rückläufige Bewertungen sorgen.

Kommt noch ein weiterer Belastungsfaktor dazu. Die meisten Tech-Werte, zum Beispiel Apple, Alphabet und Microsoft sind weltweit tätig und berichten die Umsätze in US-Dollar. Durch den gestiegenen US-Dollar (8,5 Prozent Gewinn gegenüber Euro) werden die Berichte der US-Technologiewerte eher mau ausfallen.

Warum lohnt es sich dennoch sich bei interessanten Technologie-Werten auf die Lauer zu legen? Der Name ist Programm. Ganz einfach: Neue Technologien werden nach wie vor in Ihrer Anwendungsbreite unterschätzt. Die Umsätze, die über die Zahlungstechnologien wie Paypal, Adyen oder Wise generiert werden, werden aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren massiv steigen.

Im Bereich künstlicher Intelligenz hat es in den vergangenen Monaten epische Fortschritte gegeben. Viele Anwendungen werden sich in den kommenden Jahren etablieren und voraussichtlich auf die Cloudcenter von Microsoft, Alphabet und Amazon zurückgreifen. Dennoch können auch die Anwendungen einiger börsennotierter Start-Ups interessant werden. Letztlich gilt es in einer Phase mit makroökonomischem Gegenwind (Zinsen, Konjunktur und Währung) nach den Gewinneraktien der nächsten Dekade Ausschau zu halten. Wie immer gilt: Der Gewinn liegt im Einkauf.

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