Vermögensverwalter-Kolumne

Autoindustrie: Zu gut vernetzt zum Scheitern

07.08.17 09:56 Uhr

Autoindustrie: Zu gut vernetzt zum Scheitern | finanzen.net

Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat. Die Autoindustrie hat offenbar genug Beziehungen in die Politik, um ein Scheitern nicht fürchten zu müssen.

Aber so ging es schon anderen Branchen - Anleger können sich auf das reflexhafte Handeln der Politik verlassen.

Nun mag die Autoindustrie tatsächlich gut verdrahtet sein und viele Ex-Politiker in ihren Reihen wissen. Von den aktiven, die sich um ihre Standorte sorgen, ganz zu schweigen. Außergewöhnlich gut sind die Beziehungen aber gar nicht, andere Branchen sind da genauso weit oder weiter. Und natürlich ist es billig, da auf Post und Telekom zu schielen, die ja nun lange genug im Staatsbesitz waren. Auch die Postbank gehörte dazu, heute Teil der Deutschen Bank. Oder die Energieversorger. Die Stahlbranche. Der Bergbau.

Es gibt also eine ganze Reihe von Branchen, die es in Sachen Beziehungen ganz gut mit der Autoindustrie aufnehmen können. Verquickungen von Politik und Wirtschaft sind gang und gäbe, man kann sie kritisieren - oder damit leben und sogar davon profitieren.

Denn eines scheint sicher: auch wenn es noch so hart kommt an Skandalen, Schummeleien oder Misswirtschaft. Diese Branchen sind zu gut vernetzt, um zu scheitern. Nun gut, der Bergbau zeigt, dass es irgendwann auch ein Ende hat mit der Unterstützung. Aber über wie viele Jahrzehnte wurde die Kohleindustrie am Leben erhalten mit immer neuen Infusionen aus dem Steuertopf? Letztlich zahlen wir immer noch.

Die Banken waren übrigens vor der Autoindustrie die Buh-Branche der Nation. Finanzkrise, Vertrauensverlust, Intransparenz und dass alles gekrönt von einem bösen Boni-System machten die Banken zu idealen Opfern. Was aber passierte? Relevante Banken mussten nicht aus dem Markt aussteigen. Ein oder zwei Bauernopfer, dann ging es weiter. Dank großzügiger Hilfe aus den Steuertöpfen auch ganz kommod, so dass noch nicht einmal die Boni-Systeme im Grunde angetastet werden mussten.

Und heute? Stehen die Banken mit einem deutlichen Kursplus da. Wer also einstieg, als die Kanonen donnerten, der hat verdient. Ein Vorbild für Investorenverhalten in der Autokrise? Ja durchaus, aber die Banken hatten natürlich wesentlich mehr abbekommen, waren wesentlich tiefer gestürzt. Die Autoindustrie ist noch nicht soweit. Vielleicht kommt sie auch gar nicht so weit, dann das Auto ist nun mal ein Statussymbol, auch aufgeladen mit Bedeutung für Deutschland.

Trotzdem werden die Autoaktien noch kräftig nachgeben. Sie setzen zu viel auf eine zu alte Technik, das wird sich noch rächen. Wie bei den Energieversorgern übrigens, die zu lange auf konventionelle Kraftwerke setzten, Kohle und Kernkraft gefördert haben wollten - und dann auf die Nase fielen als die Politik umfiel. Dann erst kam der Umbau, jetzt erholen sich die Werte wieder.

Die Autoindustrie wird noch einmal richtig durchsacken müssen. Anleger können dann einsteigen, wenn die Politik von vornehmer Kritik zu echter Besorgnis wechselt. Denn zum einen werden dann die Steuertöpfe auch für diese Industrie aufgemacht. Zum anderen aber werden die Unternehmen aber auch ihre Hausaufgaben machen und veraltete Technik durch neue ersetzen. Dann aber werden sie wieder vorne mitmischen - zur dann doppelten Freude der Anleger.

Von Uwe Zimmer, Geschäftsführer z-invest GmbH, Köln

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