Angst vor Powell & Putin
Die US-Notenbank und der Ukraine-Konflikt machen den Anlegern Sorgen. Im Januar ging es erst mal ordentlich abwärts, meint Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
Der Jahresauftakt an der Börse ist verpatzt. Was US-Notenbankchef Powell in der Januar-Fed-Sitzung mitzuteilen hatte, war zwar bekannt, machte die Märkte aber dennoch nervös. Denn die Notenbanker scheinen mittlerweile im Panikmodus angesichts der rasanten Inflationsentwicklung in den USA, so dass mit mehr Zinserhöhungen im Laufe des Jahres gerechnet werden muss als ursprünglich gedacht.
Zumindest bis März lässt Powell die Zentralbankzinsen wohl noch unangetastet, die Zinsphantasien der Börsianer schießen aber nun ins Kraut: 3 ... 4 ... 5 ... 6 (!) Zinserhöhungen durch die FED erwarten bereits einige Banken noch in diesem Jahr. Mit drei bis vier Zinserhöhungen versucht sich der Markt gerade anzufreunden. Mehr würde zu neuen Kurstiefschlägen führen, aber das wird erst in der zweiten Jahreshälfte ein Thema sein.
Es brodelt aber nicht nur an der Zinsfront. Auch geopolitische Risiken nehmen zu. Insbesondere die Konfliktsituation an der ukrainischen Grenze zu Russland könnte sich im Februar weiter zuspitzen. Viele befürchten eine Eskalation in der Region. Zwar wird von offizieller russischer Seite beschwichtigt, dass kein Einmarsch beabsichtigt sei, aber der Truppen- und Materialaufmarsch spricht eine andere Sprache. Aktuell scheint es, als würde Russlands Präsident Putin den Druck auf den Westen eher weiter erhöhen wollen.
Russland ist in den letzten Jahren - auch durch den wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Chinas - als Großmacht international zunehmend ins Hintertreffen geraten. Deshalb will Putin in die Geschichtsbücher eingehen, zumindest einen Teil der alten Ordnung der GUS-Staaten wieder hergestellt zu haben. So nutzt er mal wieder die Gunst der Stunde, Russlands Territorium und Einflussgebiet zu erweitern. Die fortwährenden Uneinigkeiten in der EU sowie auch Differenzen innerhalb der NATO spielen ihm da in die Hände. Die angeblichen Expansionsgelüste der NATO sind da nur ein vorgeschobener Anlass. Unter Umständen erreicht er aber sogar das Gegenteil, wenn sich bisher neutrale Länder wie Schweden und Finnland genötigt sehen sollten, sich ebenfalls der NATO anzuschließen.
Die Vergangenheit lehrt, dass solche Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen medial sehr viel Aufmerksamkeit erhalten, an den Börsen mittelfristig jedoch selten tiefe Spuren hinterlassen. Die Annexion der Krim durch Russland, ein Vorläufer der gegenwärtigen Eskalation, hat den US-Aktienmarkt nur ein paar Prozente gekostet, und auch nur im Rahmen normaler Schwankungsbreiten.
Selbst wenn eine politische Krise extreme Verluste an den Finanzmärkten ausgelöst hatte, waren die nach kurzer Zeit wieder eingeholt, wie etwa nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Schockereignisse können dazu führen, dass kurzfristig schnell und hart abverkauft wird. Binnen weniger Wochen wird der von dem Ereignis verursachte Kursverlust in der Regel aber auch wieder aufgeholt. Politik produziert zwar Nachrichten, die ein Grund für erhöhte Volatilität sein können, aber so gut wie nie sind sie Auslöser für einen Bärenmarkt.
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