Vermögensverwalter-Kolumne

Abschwung abgeblasen?

20.02.23 09:04 Uhr

Abschwung abgeblasen? | finanzen.net

Die meisten Marktteilnehmer warten mittlerweile auf eine Kurskorrektur am Aktienmarkt, oder vielmehr: sie hoffen darauf.

Der deutsche Aktienindex DAX legt einfach unbeirrt weiter zu. Und noch immer dürfte das Hoch der laufenden Aufwärtsbewegung nicht erreicht sein, auch wenn die Luft natürlich dünner wird. Man muss sich deshalb darauf einstellen, dass die Märkte nachrichtenempfindlicher und volatiler werden; die Nervosität steigt auf alle Fälle.

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Denn die (eher wenigen) bullisch investierten Investoren wollen natürlich ihre Gewinne behalten. Vor allem aber die gewachsene Schar an Shortern (Anleger, die auf fallende Kurse spekulieren) zappelt seit Wochen schwer am Haken. Nicht nur dass sie einen der stärksten Aufwärtstrends im DAX verpasst haben, sie müssen ihre Positionen immer wieder mit Verlust glattstellen, weil der DAX gegen sie läuft. Manch einer spricht schon von der "meist gehassten Rallye". Der DAX ist aktuell klar der stärkste Index unter den üblichen Verdächtigen. Ungewohnterweise hinken diesmal speziell die amerikanischen Indizes (noch) hinterher.

Viele Fundamentalanalysten verstehen die Welt nicht mehr: gerade das Zinsumfeld spräche doch dafür, dass der Aktienmarkt eher einen drohenden Abschwung spielt. Allerdings blieben wirklich schlechte Konjunkturnachrichten bisher aus. Selbst dass die immer wieder aufkeimenden Hoffnungen, die Notenbanken könnten ein Auslaufen ihrer Zinserhöhungen andeuten, enttäuscht wurden, hat die Aktien nicht wirklich interessiert. Nach einem kurzen Rücksetzer haben die Investoren offensichtlich dann doch wieder den Buy-Button gedrückt und die Kurse wieder nach oben getrieben. Von der Zinsseite ist zumindest kurzfristig noch keine Entspannung zu erwarten.

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Die Befürchtungen, dass die steigenden Zinsen die Wirtschaft abwürgen und die europäische und amerikanische Volkswirtschaft in eine Rezession treiben würden, bestätigen sich anscheinend nicht. Die Wirtschaftsdaten in den USA bezüglich Arbeitsmarkt und Konjunktur sehen stark aus - zu stark, als dass US-Notenbankchef Powell schon von weiteren Zinserhöhungen ablassen würde.

Auch in Deutschland mehren sich unter Konjunkturprognostikern die Stimmen, die für 2023 keinen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung mehr erwarten. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet mit einem Wachstum von 0,3 Porzent. Die Bundesregierung prognostiziert 0,2 Prozent. Die Aktienkurse scheinen es geahnt zu haben. Die Normalisierung der Zinslandschaft scheint erstaunlich geräuschlos über die Bühne zu gehen. Besser hätte es nicht laufen können. Dass das bisherige Allzeithoch im DAX bei knapp 16.300 im Laufe der nächsten Wochen überboten werden kann, wird somit immer wahrscheinlicher.

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von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

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