"Der Preis, ist was Du bezahlst. Der Wert ist, was Du bekommst." Warren Buffett
Kennen Sie die Geschichte von dem Mann, der mit seinem Hund Gassi geht? Der 1999 ver-storbene Börsenaltmeister André Kostolany hat selbst viele Wirtschafts- und Börsenkrisen erlebt und verglich das Verhältnis von Wirtschaft und Börse einmal sehr anschaulich.
"Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit dem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und gleichmäßig weiter. Der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund die Börse."
Gemeint ist, dass die Wirtschaft langfristig wächst, wenn auch unter erheblichen kon-junkturellen Schwankungen. Die Aktienkurse laufen der eigentlichen Wirtschaftsent-wicklung mal voraus und mal hinterher. Es gibt Zeiten, in denen die Euphorie überwiegt. Derzeit jedoch ist der Pessimismus unter den Investoren enorm gestiegen. Internationa-le Investmentfonds halten momentan mit 6,3 Prozent die höchste Barquote seit 21 Jah-ren und sind mit Investitionen sehr zögerlich. Die Absicherungen sind ebenfalls auf ein Rekordhoch angestiegen.
Natürlich ist die Nachrichtenlage nicht erfreulich. Die Zukunft ist ungewiss und unsicher wie lange nicht. Hohe Inflationsraten, anziehende Zinsen sowie steigende Gas- und Strompreise belasten vor allem die zyklischen und konjunktursensiblen Aktien. Neue Lieferketten und Transportwege sowie veränderte internationale politische und wirt-schaftliche Rahmenbedingungen führen zu Unsicherheiten, aber auch zu neuen Chancen. Die Welt wächst trotz aller Krisen weiter und andere Regionen entwickeln sich dynami-scher als wir derzeit in Europa.
Das alles hat die Kurse seit Jahresbeginn massiv einbrechen lassen. Die meisten großen Indices liegen etwa zwischen 20 und 25 Prozent im Minus. Hinzu kommt die gestiegene Schwankungsbreite an den Märkten. An einzelnen Tagen kommt es zu Kursausschlägen von rund drei Prozent in beide Richtungen. Die hohe Unsicherheit zeigt sich in den Prei-sen für die Wertpapiere. Das bedeutet aber nicht, dass auch der Wert gleichermaßen gesunken ist. Qualität behält seinen Wert. Das gilt für Immobilien genauso wie für Ak-tien.
Unternehmen, die über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen, behalten ihren Wert und sind nur billiger zu bekommen. Die Preissetzungsmacht kann aufgrund der heraus-ragenden Marktstellung beruhen wie zum Beispiel bei Microsoft. Sie kann aber auch in der Innovationskraft der Unternehmen begründet sein, immer neue Produkte und Dienstleistungen hervorzubringen, die zu einem besonderen Wettbewerbsvorteil füh-ren. Diese Qualitätsunternehmen verfügen in der Regel über eine hohe Gewinnmarge, einen hohen Cashflow sowie über eine geringe Verschuldung und eine hohe Kreditwür-digkeit. Obwohl auch diese Firmen durch die steigenden Kreditzinsen in gewissem Um-fang belastet werden, ist der Effekt meistens eher gering einzustufen. Letztlich zahlt sich Qualität immer aus. Dadurch, dass die Gewinne zum Beispiel bei Aktien aus dem Healthcare-Sektor bislang kaum zurückgegangen, die Kurse aber erheblich gefallen sind, stecken hier ganz erhebliche Kurspotenziale, ganz zu schweigen von den stabilen und attraktiven Dividenden.
An dieser Stelle gehe ich nicht darauf ein, wann die Inflation wieder zurückgeht und wie stark die die Weltwirtschaft einbricht und wie herb die Rezession in Europa ausfällt. Ich erwarte durch den Rückgang in manchen Sektoren eine Marktbereinigung und eine gra-vierende Veränderung in der Energiepolitik sowie eine Anpassung unseres deutschen "Geschäftsmodells". Weltweit wird die Wirtschaft in den kommenden Jahren weiterhin wachsen und die erforderlichen Strukturanpassungen vollziehen. Als gewiefte Anleger dürfen wir die Nerven behalten und Qualität zu attraktiven Preisen zukaufen, wohl wis-send, dass die Unternehmen deutlich mehr wert sind als wir derzeit am Markt bezahlen müssen. Krisen bieten Chancen. Wenn wir die Grundsätze von den Börsenaltmeistern Kostolany und Buffett beachten, kaufen wir jetzt günstig dazu und freuen uns in über die Schnäppchen, die wir im Herbst 2022 einsammeln konnten.
von Wolfgang Juds, Geschäftsführer der Credo Vermögensmanagement GmbH in Nürn-berg
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