2023 - ein Superjahr für den DAX?
Der DAX ist fulminant in das neue Börsenjahr gestartet. In den ersten Handelstagen haben die Kurse um 8,5 Prozent zugelegt. Insbesondere im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt der vergangenen vierzig Jahre mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 7,8 Prozent pro Jahr für den DAX ist dies ein respektabler Start.
Der DAX wurde im vergangenen Jahr von einer Vielzahl von Einflussfaktoren in die Tiefe gezogen. Der Krieg in der Ukraine hat die Aktienkurse, in erste Linie die der deutschen Aktien, massiv gedrückt. Nach dem ersten Schreck lichtete sich der Nebel und die hohen Energiekosten und die in erster Linie für Deutschland gestörten Lieferketten mit den direkten Nachbarn und im internationalen Handel wurden sichtbar. Nichts schien mehr kalkulierbar.
Haben sich die Belastungen des vergangenen Jahres in Luft aufgelöst?
Die Rohstoffpreise sind in den vergangenen Monaten signifikant gesunken und die Gasspeicher sind ordentlich gefüllt. Die Angst vor Rationierungen ist gewichen und die energieintensiv produzierenden Unternehmen können aufatmen. China öffnet sich wieder und die internationalen Lieferketten schließen sich sukzessive wieder. Die Börsen mögen Planbarkeit und Zuversicht. Diese ist in den ersten Handelstagen zurückgekehrt. Sollte nun der Krieg in der Ukraine sein Ende finden, so ist mit einem weiteren Sprung der Aktienkurse nach oben zu rechnen.ABER: Die Notenbanken bekämpfen nach wie vor die Inflation
Wie bereits im vergangenen Jahr sind die Notenbanken in den USA und in Europa entschlossen, die Inflation zu bekämpfen. Auch mit dem Risiko, die Wirtschaft in die Rezession zu treiben. Dieses Damoklesschwert lastete im vergangenen und auch in diesem Jahr noch über den Aktienmärkten. Allerdings gehen erste Marktakteure bereits davon aus, dass die Notenbank in den USA zuerst ihren harten Kurs beenden wird und die Zinsen wieder senken wird. Die EZB wird voraussichtlich später nachziehen. Diese Erwartung könnte in den kommenden Monaten die Kurse weiter steigen lassen, obwohl wir auf dem Drahtseil am Rande der Rezession entlangwanken.Strukturelle Gefahren in Europa und den USA?
Nachdenklich macht mich, dass in Europa und in den USA große strukturelle Probleme existieren. Der Arbeitsmarkt ist in keiner guten Verfassung. Wir haben auf beiden Seiten des Atlantiks nicht genügend Arbeitskräfte, die bereit sind zu den angebotenen Konditionen zu arbeiten. In den einzelnen Volkswirtschaften geht es nicht in erster Linie um wirtschaftsfreundliche Signale. Gerade in Europa wird viel über Umverteilung und Wohlstandsteilung diskutiert. Die Anreize, sich tüchtig ins Zeug zu legen werden nicht größer und das Personal ist knapp. Bisher existieren keine tragfähigen Konzepte, die bestehenden Probleme durch Zuwanderung und/oder Umqualifizierung aufzulösen. Weder kurzfristig, noch langfristig steigert dieser Zustand die Ertragsaussichten der Unternehmen und dies wird sich auch in den Gewinnaussichten der börsennotierten Aktiengesellschaften widerspiegeln. Ich gehe weiterhin von prosperierenden Entwicklungen aus, aber die Wachstumsraten der Vergangenheit sind nicht zu halten. Für den DAX rechne ich anstatt der eingangs beschriebenen 7,8 Prozent jährlich mit einem durchschnittlichen Wachstum von sechs Prozent. Aktuell wird dies aber nicht gesehen und wird erst in den kommenden Monaten und Jahren in den Fokus der Betrachtung rücken.Internationale Investoren kehren nach Europa zurück
Im vergangenen Jahr haben sich viele Investoren aus dem Euro zurückgezogen. Dadurch hat der Sog für die europäischen Aktien an Dynamik zugenommen. In den letzten Wochen hat sich das Blatt gewendet. Der Euro ist wieder interessant geworden. Europäische Aktienwerte sind im internationalen Vergleich extrem günstig bewertet. Der Rückfluss internationaler Gelder hat die Aktienkurse bereits getrieben und wird es aus meiner Sicht auch weiter tun.Wie geht es nach dem Schnellstart weiter?
Trotz der Gefahr der Rezession werden uns die vollen Auftragsbücher der Industrie auch durch eine Phase eventuell sinkender Nachfrage tragen. Die Lieferketten schließen sich und die Rohstoffpreise haben sich normalisiert und es sieht für die Unternehmen deutlich besser aus. Internationales Kapital kehrt nach Europa zurück und wird die Aktienkurse weiter nach oben treiben. Es kann in den kommenden Monaten durchaus noch ein wenig wackeln. Die Kurse müssen auf dem erreichten Niveau erst einmal konsolidieren. Aber danach könnte es weiter nach oben gehen und 2023 könnte ein Superjahr für den DAX werden.Also: Butter bei die Fische!
von Heiko Löschen Vermögensverwalter der GSP asset management GmbH in Münster
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