Vermögensverwalter-Kolumne

2019, Jahr des Stillstands

06.12.18 08:59 Uhr

2019, Jahr des Stillstands | finanzen.net

2018 sahen die Märkte ein Ende des scheinbar ewigen Aufstiegs.

Die meisten Assetklassen schließen das Jahr im Minus. Und der große Treiber, die USA, zeigen Schwäche. 2019 wird ein Jahr der Konsolidierung und des Stillstands. Bestenfalls.

Spätestens die große Talfahrt im November 2018 sorgte dafür, dass 90 Prozent der 70 von der Deutschen Bank beobachteten Assetklassen ins Minus rutschten. 90 Prozent, das ist ein Rekordwert der auch zeigt, wie wenig unkorrelierte Anlagen es derzeit gibt, wie wenig also Verluste auf der einen gegen Gewinne auf einer anderen Seite ausgeglichen werden können. Das Prinzip der Streuung ist fast ausgehebelt, die Märkte bewegen sich im Gleichschritt.

Das aber liegt daran, dass es den Investoren mittlerweile fast egal ist, in welcher Anlageklasse sie unterwegs sind, Hauptsache es ist überhaupt eine Rendite zu erzielen. So wurden angesichts der niedrigen Zinsen nach und nach investment-Vorgaben auch bei ganz und gar konservativen Investoren gelockert. Eine höhere Aktienquote oder überhaupt den Einsatz von Aktien haben sich manche Stiftungen genehmigt. Alles von der Angst getrieben, mit Zinsen nichts zu verdienen oder gar Verluste hinnehmen zu müssen.

Eine berechtigte Angst, die aber zu einem neuen Risiko geführt hat: Wenn alle das Gleiche tun, entstehen Klumpenrisiken. Nun ist es ja bei Weitem nicht so, dass niemand mehr Rentenpapiere kauft. Aber Aktien wurden verstärkt in die Portfolios genommen - und bei manchem ist der Katzenjammer jetzt groß. Dabei ist klar, dass Aktien langfristig renditeträchtiger sind als Anleihen. Kurzfristig aber müssen jetzt stockkonservative Manager ihren Anlegern erklären, warum ein Minus im Anlageergebnis ihrer Stiftung oder ihrer Pensionskasse steht. Und sie wollen wissen, wann das wieder besser wird.

Die Frage lautet also: Haben die Aktienmärkte korrigiert oder sehen wir einen Trendbruch und es geht langfristig abwärts? Viel spricht für eine Korrektur, der sogar noch eine Jahresendrallye folgen kann. Danach aber kommt ein Jahr der Unsicherheit und des Stillstandes. Und wenn einige der großen Spieler, vor allem die Fed, ihre Karten nicht richtig ausspielen, könnte es auch ein trauriges Jahr werden.

Denn bislang wurde die Weltwirtschaft stark von den USA getrieben. Die USA stehen für einen Großteil der Erträge und für eine gut laufende Konjunktur. Hier aber sind Schwächezeichen zu sehen. Die Verkäufe hochwertiger Güter wie Autos oder auch Immobilien gehen zurück, weniger Immobilienkredite werden nachgefragt. Die steigenden Zinsen drücken auf die Stimmung der US-Amerikaner. Und auch die Unternehmen werden nach dem Rausch der Steuerreform irgendwann auf den neuen Zinsniveaus wirtschaften müssen - was die Gewinnaussichten schmälert.

Trotzdem sollte die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abgleiten - wenn die Fed mitspielt und nicht ohne Bremse die Zinsen anzieht. Und nicht ein großer Handelskrieg oder andere Schocks die Wirtschaft erschüttern. Eine große Bewegung aber wird es auch nicht geben, eher einen Stillstand. In jedem Fall aber werden die stark gelaufenen Wachstumsaktien leiden, da Investoren zu eher defensiven Papieren greifen. Und auch Cash scheint eine ganz gute Wahl.

Von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Fundamental Capital GmbH, Köln

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