BVB-Aktie unter Druck: BVB-Trainer nach Niederlage gegen Real Madrid in der Kritik
Starker Start, ganz bitteres Ende - Borussia Dortmund hat auch bei der Neuauflage des Champions-League-Endspiels gegen Real Madrid eine Überraschung verpasst.
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Knapp fünf Monate nach dem unglücklichen 0:2 im Showdown von Wembley unterlag der bisherige Tabellenführer der Königsklasse dem Titelverteidiger aus Spanien im dritten Vorrundenspiel mit 2:5 (2:0).
Anders als zuletzt in der Bundesliga trat der BVB (Borussia Dortmund) vor 85.000 Zuschauern im Fußball-Tempel Bernabéu in der 1. Halbzeit couragiert auf und durfte nach den beiden Treffern von Donyell Malen (30. Minute) und Jamie Gittens (34.) auf den ersten Sieg beim spanischen Rekordmeister hoffen. Doch der Titelverteidiger schlug in unnachahmlicher Art zurück und drehte mit den Toren von Antonio Rüdiger (60.), Vinícius Júnior (62./86./90.+3) sowie Lucas Vázquez (83.) die Partie.
"In der zweiten Halbzeit haben wir einfach nicht das gleiche Gesicht gezeigt. Wir haben aufgehört einfach weiterzuspielen" sagte BVB-Mittelfeldspieler Felix Nmecha bei Amazon Prime . "Wir wissen, wie Real zu Hause ist. Sie machen alles rein."
Trotz der am Ende krachenden Niederlage bleibt die Ausgangslage der Borussia nach dem erfolgreichen Start in den Wettbewerb mit Siegen über Brügge (3:0) und Celtic Glasgow (7:1) passabel. Nächster Gegner ist Sturm Graz am 5. November in Dortmund.
Dortmund spielt zunächst clever
Fußball-Lehrer Sahin bewies beim Favoriten Mut und verbannte die bisherigen Stammkräfte Waldemar Anton, Pascal Groß und Emre Can aus der Startelf. Die dafür ins Team gerückten Niklas Süle, Nmecha und Gittens sollten nach den zuletzt schwachen Bundesliga-Spielen für neuen Schwung sorgen.
Vor den Augen von Dortmunds vorherigem Trainer Edin Terzic, der das Spiel nun als Fan verfolgte, begann der BVB engagiert und hatte früh den ersten Abschluss. Serhou Guirassys Schuss geriet jedoch zu zentral, um Thibaut Courtois im Tor der Gastgeber vor Probleme zu stellen. Auf der Gegenseite blockte Nmecha den ersten aussichtsreichen Versuch von Superstar Kylian Mbappé.
Die Borussia machte es clever. Dortmund hielt immer wieder lange den Ball und übte so Spielkontrolle aus. Das machte sich bezahlt. Der Revierclub vermied Fehler durch zu hektisches Aufbauspiel, ließ Real kaum in Umschaltsituationen kommen und nutzte selbst seine wenigen Chancen.
Nach einem Fehler von Vázquez am Real-Strafraum behauptete Guirassy den Ball stark mit dem Rücken zum Tor. Der Mittelstürmer legte punktgenau ab auf Malen und der Niederländer ließ die mitgereisten BVB-Fans jubeln. Und es wurde noch besser für die Schwarz-Gelben. Malen setzte sich rechts durch, passte flach in die Mitte, wo Gittens der Madrid-Abwehr entwischte und zum 2:0 traf.
Real zeigt furiose Reaktion
Jetzt wurde es wild. Real reagierte mit wütenden Angriffen. Innerhalb weniger Sekunden traf zunächst Rodrygo und dann der Ex-Dortmunder Jude Bellingham die Latte (29.). Auf der Gegenseite scheiterte Julian Brandt mit einem wuchtigen Distanzschuss an Courtois.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Real den Druck. Sahin brachte in Anton einen zusätzlichen Verteidiger für Außenstürmer Gittens, doch es half nicht. Die Gastgeber glichen mit zwei Toren binnen kürzester Zeit aus. Erst traf der deutsche Nationalspieler Rüdiger aus kurzer Distanz per Kopf, dann vollendete Vinícius Júnior einen Angriff nach unfreiwilliger Vorarbeit von Nico Schlotterbeck zum 2:2.
Der BVB schien moralisch getroffen, Madrid hatte Aufwind. Dortmund konnte nicht mehr ansatzweise an den kontrollierten Auftritt der ersten 45 Minuten anknüpfen. Fast folgerichtig entschied Real die Partie in der Schlussphase mit drei Toren für sich. Vinícius Júnior avancierte dabei zum Matchwinner. "Das ist einfach, warum sie der Champion in diesem Wettbewerb sind", sagte Terzic zur Wucht, mit der Madrid im 2. Durchgang auftrat.
Taktikwechsel mit Folgen: Diskussionen über BVB-Coach Sahin
Die Körpersprache von Nuri Sahin sagte mehr als tausend Worte. Mit ernster Miene und leerem Blick suchte der Dortmunder Trainer nach Erklärungen für die am Ende krachende 2:5 (2:0)-Niederlage bei Real Madrid. Die vielen Fragen, ob er mit seiner Umstellung auf eine defensivere Taktik beim Stand von 2:0 für den BVB einen Teil zum Einbruch seiner Mannschaft beigetragen habe, schürten den Frust des Fußball-Lehrers zusätzlich.
"Wenn man verliert und fünf Tore kassiert, kann man das natürlich sagen", antwortete der 36-Jährige zunehmend gereizt, "aber ich glaube nicht, dass es an der Systemumstellung lag." Gleichwohl wollte er sich nicht vollends aus der Verantwortung stehlen: "Am Ende ist es nicht aufgegangen. Das ist dann auch mein Fehler, dem ich mich stellen muss."
Sahin im Mittelpunkt der Debatte
Die Maßnahme Sahins, in der 55. Minute Abwehrspieler Waldemar Anton für Angreifer Jamie Gittens einzuwechseln und auf eine Fünferkette umzustellen, sorgte für einen deutlichen Bruch im bis dahin starken Spiel der Borussia. Nur sieben Minuten später glich Real durch Tore des deutschen Nationalspielers Antonio Rüdiger (60. Minute) und Vinícius Júnior (62.) aus. Weitere Tore von Lucas Vásquez (83.) und Vinícius Júnior (86./90.3.) besiegelten die Dortmunder Niederlage.
Sahin stand damit im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte um einen folgenschweren Wechsel, der ihm vor allem im Internet viel Kritik einbrachte. Sebastian Kehl sprang dem Trainer demonstrativ zur Seite. Für den Sportdirektor hatte der Einbruch weniger mit der taktischen Umstellung des Trainers zu tun als mit der Einstellung der Profis: "Jetzt über taktische Dinge zu reden, macht keinen Sinn, weil wir in der zweiten Halbzeit grundsätzlich nicht mehr so aufgetreten sind wie in der ersten Halbzeit."
Zudem verwies Kehl auf die großen Qualitäten des spanischen Starensembles, das für seine Comeback-Qualitäten bekannt ist: "Wir haben in der Pause explizit angesprochen, dass nach dem Seitenwechsel ein anderes Spiel auf uns zukommen würde, dass Real das so nicht auf sich sitzen lassen wird, deutlich höher stehen und deutlich mehr Druck aufbauen wird", erklärte Kehl, "das hat uns dann schnell eingeholt."
Schmerzhaftes Déjà-vu
So erlebte die Borussia ein schmerzhaftes Déjà-vu. Wie schon im Champions-League-Finale knapp fünf Monate zuvor im Londoner Wembley-Stadion war sie auch im Fußball-Tempel Bernabeu in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, konnte daraus aber erneut kein Kapital schlagen. Auch die beiden Tore von Donyell Malen (30.) und Gittens (34.) bescherten kein Happy End.
Das lag in diesem Fall vor allem an der bedenklichen Instabilität der Defensive, die auch schon in den vergangenen Bundesliga-Wochen viel Frust bereitet hatte. Gregor Kobel machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl, wollte sich aber nicht an der Taktik-Diskussion um Sahin beteiligen. "Die Auswechslungen sind nicht mein Thema. Aber es fühlt sich direkt nach dem Spiel kacke an. Du kriegst hier fünf Dinger rein. Wir müssen besser verteidigen, wir bekommen zu viele Tore", klagte der BVB-Torhüter.
Volle Konzentration auf Augsburg
In der Champions League konnten die Dortmunder diese Schwäche - mit Ausnahme des Einbruchs in der spanischen Hauptstadt - bisher halbwegs verkraften. Immerhin steht die Mannschaft nach den beiden klaren Auftaktsiegen gegen Brügge (3:0) und Celtic Glasgow (7:1) noch gut da und kann mit einem Heimsieg gegen Graz am 5. November die Real-Pleite vergessen machen.
Doch in der Bundesliga braucht es vor allem auswärts dringend mehr Defensivstärke, damit der Tabellensiebte nicht noch weiter abrutscht. Deshalb schwor Sportdirektor Kehl die Mannschaft noch im nächtlichen Madrid auf das kommende Spiel am Samstag beim FC Augsburg ein: "Es war sofort Thema in der Kabine. Ab sofort haben wir mit der Champions League nichts mehr am Hut und konzentrieren uns auf Augsburg. Das Spiel ist womöglich wichtiger als das, was heute hier passiert ist."
Die BVB-Aktie zeigt sich am Mittwoch via XETRA zeitweise 0,85 Prozent tiefer bei 3,48 Euro.
/bue/DP/zb
MADRID (dpa-AFX)
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