O2-Aktie und 1&1 Drillisch-Aktie uneinheitlich: Telefonica Deutschland und 1&1 einigen sich auf Netznutzung-Details
Die zähen Verhandlungen um die gemeinsame Nutzung des Telefonica-Netzes sind vom Tisch.
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Der Mobilfunkanbieter Telefonica Deutschland und sein Wettbewerber 1&1 Drillisch haben die letzten Fragen für die gemeinsame Nutzung des Telefonica-Netzes geklärt. Damit sind die zähen Verhandlungen darüber endgültig beendet und auch der lange Streit über die Preise der bisherigen Netznutzung ist vom Tisch. Am Freitag sei das entsprechende sogenannte National Roaming Abkommen (NRA) unterzeichnet worden, teilten die United Internet-Tochter 1&1 und das zum spanischen Konzern Telefonica gehörende Unternehmen am späten Freitagabend in Maintal und München mit. Der Vertrag basiert auf der bereits Mitte Februar getroffenen Grundsatzvereinbarung.
Als eine Bedingung für das Abkommen muss 1&1 Drillisch nun seine bis zuletzt laufenden Überprüfungen der Preise für die Nutzung des Telefonica-Netzes einstellen. Die Münchener müssen ihr Netz als Teil der EU-Auflage für die E-Plus-Übernahme im Jahr 2014 für den Konkurrenten öffnen. Immer wieder hatten sich die Wettbewerber daraufhin über die Konditionen gezofft, in welchem Zeitraum welcher Preis gerechtfertigt war oder eben nicht. Doch damit ist nicht zwingend Schluss: Zwar sieht die neue Vereinbarung jährlich sinkende Preise vor, die rückwirkend auch ab Juli 2020 für den sogenannten, laufenden MBA-MVNO-Vertrages (Mobile Bitstream Access - Mobile Virtual Network Operator) gelten.
Allerdings räumte Telefonica seinem Konkurrenten die Möglichkeit ein, sämtliche Preise per Schiedsgutachterverfahren überprüfen lassen zu können. Bislang hatte 1&1 zweimal im Jahr die Gelegenheit dazu. Beide Unternehmen sehen in dem nun unterzeichneten Abkommen aber insgesamt eine Win-Win-Situation: "Mit den signifikanten Erlösen aus dem Abkommen werden wir unser O2 Netz weiter stärken und unseren Ausbau nochmals beschleunigen", sagte Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas. Dadurch könnten die Investitionen in ländlichen Gebieten "deutlich schneller" als geplant wieder reingeholt werden.
Während sich die Münchner über mehr Erlöse freuen, ist das Abkommen für den Wettbewerber essenziell: Bislang kann die United-Internet-Tochter ihren Kunden kein eigenes Mobilfunknetz bieten, da sie noch keine eigenen Funkmasten hat. Das Unternehmen hatte 2019 eigenes Mobilfunk-Spektrum für den neuen Standard 5G ersteigert, nutzt dieses aber im Gegensatz zur Konkurrenz bisher noch nicht. Bis 1&1 eigene 5G-Mobilfunkmasten gebaut hat, ist der Anbieter also auf ein Fremdnetz (National Roaming) angewiesen. Nur so kann 1&1 letztlich zum vierten Mobilfunkanbieter neben der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland werden.
Im vergangenen Herbst war der Streit zwischen den beiden Unternehmen über die Preise der Netznutzung eskaliert. Im September mussten 1&1 und United Internet deshalb ihre Prognose senken - die Aktienkurse beider Unternehmen stürzten in der Folge ab. In den Monaten danach gab es zahlreiche Gutachten und Verhandlungen über die Preise der von 1&1 in Anspruch genommenen Leistungen.
Parallel dazu unterbreitete Telefonica im Oktober 1&1 ein aus ihrer Sicht finales Angebot zu Rahmenbedingungen und Preisen für National Roaming. Das schmeckte 1&1 nicht, weil die Vorleistungspreise seither gleichgeblieben seien, obwohl diese jährlich sinken müssten. Anfang Februar legte Telefonica ein neues Angebot vor, kurze Zeit später nahm 1&1 Drillisch dieses dann an.
Aktien uneinheitlich
Während beide Seiten das nun unterzeichnete Abkommen insgesamt als Win-Win-Situation bezeichneten, sahen die Anleger offenbar eher Drillisch als Gewinner.
Am späten Vormittag gewannen die Drillisch-Papiere im XETRA-Handel im Nebenwerte-Index SDAX gegen den Branchentrend 1,06 Prozent auf 26,78 Euro. Mit 27,12 Euro kosteten sie zeitweise so viel wie seit Oktober 2019 nicht mehr. Im MDAX ging es für die Aktien des Mutterkonzerns United Internet immerhin um 0,34 Prozent hoch auf 34,94 Euro. Dagegen verloren Telefonica Deutschland zwischenzeitlich 1,04 Prozent auf 2,29 Euro und setzten damit den jüngsten Abwärtstrend fort.
Mit dem Ende der zähen Verhandlungen ist auch der lange Streit über die Preise der bisherigen Netznutzung vom Tisch. Die Einigung sei keine Überraschung, könnte sich langfristig aber positiv für beide Seiten auswirken, kommentierte ein Händler.
Während das neue Abkommen für die Tochter des spanischen Telefonica-Konzerns mehr Erlöse bedeutet, ist es für den Konkurrenten, der noch kein eigenes Mobilfunknetz hat, von essenzieller Bedeutung. Warburg-Analyst Jonas Blum sprach von einem weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einem eigenen 5G-Netz.
/ngu/zb
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Bildquellen: Bocman1973 / Shutterstock.com, 1&1 Drillisch
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05.06.2023 | Telefonica Equal Weight | Barclays Capital |
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