Infineon-Aktie dennoch fest: Infineon plant 2024/25 mit weniger Umsatz und Marge
Infineon Technologies rechnet im neuen Geschäftsjahr 2024/25 mit einem verhaltenen Geschäftsverlauf.
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Der Umsatz wird leicht rückläufig erwartet, die Margen geringer als bisher, teilte der Chiphersteller mit. "Aktuell bieten unsere Endmärkte, mit der Ausnahme von künstlicher Intelligenz, kaum Wachstumsimpulse, die zyklische Erholung verzögert sich", sagte Vorstandschef Jochen Hanebeck. Bei den Kunden setze sich der Abbau erhöhter Lagerbestände fort. Kurzfristiges Bestellverhalten und Bestandsabbau trübten die Sicht auf die Nachfrageentwicklung über ein, zwei Quartale hinaus.
Eine konkrete Prognose auf das Geschäftsjahr bleibt Infineon deshalb anders als sonst diesmal schuldig. Der Chiphersteller, der einen Großteil seiner Umsätze mit der schwächelnden Autoindustrie macht, geht für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr von leicht rückläufigen Umsätzen und einer Segmentergebnis-Marge im mittleren bis hohen Zehner-Prozentbereich aus. Im abgelaufenen Jahr ist sie auf 20,8 Prozent gefallen verglichen mit 27 Prozent ein Jahr zuvor. Die Markterwartung übertraf Infineon dadurch gleichwohl um 40 Basispunkte.
Im Schlussquartal des abgelaufenen Jahres (Juli bis September) verbuchte Infineon einen operativen Gewinn (Segmentergebnis) von 832 Millionen Euro nach 734 Millionen im Vorquartal und 1,044 Milliarden im Vorjahr. Der Umsatz stieg zum Vorquartal um 6 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, so dass die viel beachtete Segmentergebnismarge 21,2 Prozent betrug und damit 1,4 Punkte zum Vorquartal zunahm. Netto stand wegen des Qimonda-Vergleichs ein Verlust von 84 Millionen Euro zu Buche.
Die selbstgesteckten Ziele für das Gesamtjahr erfüllte das Unternehmen mit rund 15 Milliarden Euro Umsatz und der bereits genannten Segmentergebnismarge von 20,8 Prozent. Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr mit 35 Cent Dividende je Aktie am Geschäftserfolg beteiligt werden.
Im ersten Geschäftsquartal (per Ende Dezember) erwartet Infineon einen Rückgang des Umsatzes auf etwa 3,2 Milliarden Euro und eine Segmentergebnis-Marge im mittleren Zehner-Prozentbereich.
Infineon rechnet 2024/25 mit Leerstandskosten von 1 Milliarde Euro
Infineon erwartet für das erste Halbjahr des neuen Geschäftsjahres 2024/25 eine anhaltende Korrektur der Lagerbestände auf der Kundenseite und im weiteren Verlauf des Jahres nur einen bescheidenen Aufschwung, wie Vorstandschef Jochen Hanebeck auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz des Halbleiterkonzerns sagte. Die Kosten für nicht ausgelastete Produktionsanlagen werden deshalb deutlich ansteigen. "Wir hatten im letzten Jahr ungefähr 800 Millionen Leerstandskosten, und wir rechnen in diesem Jahr mit etwa 1 Milliarde Leerstandskosten", sagte Finanzvorstand Sven Schneider. Umgerechnet schmälere das die Profitabilität um "mehr als 5 Prozentpunkte".
Infineon hatte am Morgen mitgeteilt, dass die Segmentergebnis-Marge, die eine wesentliche Messgröße für den Geschäftserfolg des Unternehmens ist, im mittleren bis hohen Zehner-Prozentbereich erwartet wird. Im abgelaufenen Jahr war sie bereits auf 20,8 (Vorjahr: 27) Prozent zurückgegangen.
Infineon-Chef sieht Risiko erneuter Chipknappheit in der Autobranche
Angesichts des laufenden Abbaus der Lagerbestände von Halbleitern im Automobilsektor hat Infineon-Vorstandschef Jochen Hanebeck vor erneuten Knappheiten wie nach der Corona-Pandemie gewarnt. Nachdem zuletzt die Chips knapp gewesen seien, hätten die Hersteller und Zulieferer der Autobranche auch Halbleiter gekauft, die sie nicht unmittelbar benötigt hätten, die dabei aufgebauten Bestände würden nun in der schwachen Autokonjunktur heruntergefahren, sagte Hanebeck bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.
"Und jetzt kommt halt die kritische Frage, wie weit werden sie abgebaut. Werden sie soweit abgebaut wie vor Covid? Dann hätten wir genau die gleiche Gefahr wieder, dass bei einem Aufschwung Halbleiter sich verknappen", sagte Hanebeck. Er hoffe, dass die Marktteilnehmer gelernt hätten und mindestens bei kritischen Komponenten oder Produkten mit sehr langen Herstellungszeiten höhere Bestände hielten.
"Die Dynamik macht mich gerade eher etwas pessimistisch, der Abbau der Bestände jetzt gerade zum Jahreswechsel ist sehr stark", sagte Hanebeck.
Nach Corona hatten Autohersteller lange mit knappen Chipbeständen zu kämpfen. Viele, vor allem kleinere Fahrzeuge konnten nicht gebaut werden.
Infineon ziehen an DAX-Spitze - Lob für vorsichtige Ziele
in vorsichtiger Unternehmensausblick hat die Anleger von Infineon am Dienstag nur kurz verunsichert. Nach einigen Schwankungen zu Handelsbeginn setzte sich zuletzt eine positive Lesart der Prognose des Chipherstellers durch. Die Anleger schätzten offenbar die Absicht des Konzerns, den Anlegern im aktuell schwierigen Umfeld nicht zu viel versprechen zu wollen.
Im XETRA-Handel legten Infineon-Aktien am Dienstag letztlich um 3,66 Prozent zu auf 30,85 Euro. Damit kletterten sie an die DAX-Spitze. Der deutsche Leitindex fiel zuletzt um knapp ein Prozent.
Die Papiere von Infineon waren auch der beste Wert im europäischen Technologie-Branchenindex Stoxx Europe 600 Technology. Dieser legte um 0,5 Prozent zu, während alle anderen Sektoren nachgaben. An der Spitze des deutschen Nebenwerteindex SDAX zogen die Anteilsscheine des Wettbewerbers Elmos Semiconductor um fast 6 Prozent an.
Nach einem schwachen Geschäftsjahr blickt Infineon mit Vorsicht auf die weitere Entwicklung. Die Endmärkte, mit der Ausnahme von Künstlicher Intelligenz, bieten kaum Wachstumsimpulse, und die zyklische Erholung verzögert sich. Zudem sind die Läger der Kunden weiterhin voll. Die Kundschaft konzentriert sich angesichts der mauen Konjunktur zunächst weiter auf den Abbau der Bestände und bestellt allenfalls kurzfristig. Deswegen stellt sich Infineon auf einen verhaltenen Geschäftsverlauf ein.
Damit dürfte der Umsatz 2024/25 (per Ende September) leicht sinken. Die Segmentergebnismarge, die die operative Rentabilität misst, soll sich dabei im mittleren bis hohen Zehner-Prozentbereich bewegen. Das liegt zwar deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Beobachtern zufolge könnten diese neuen Ziele aber auf den zweiten Blick positiv interpretiert werden.
Analyst Jürgen Wagner von der Investmentbank Stifel etwa schrieb, dass die neuen Jahresziele als "sehr konservativ" betrachtet werden müssten. In dem aktuellen Nachfrageumfeld sei es schlichtweg der schlechteste Zeitpunkt, um Ziele festzulegen.
"Die bisherige Berichtssaison hat bereits Anzeichen für eine schwächere Nachfrage am Automobilmarkt sowie eine deutlich tiefere und länger andauernde Bestandskorrektur auf den Industriemärkten geliefert", fuhr Wagner fort. Darüber hinaus verschlechterten sich wichtige gesamtwirtschaftliche Indikatoren weiter.
Ein Händler argumentierte ähnlich. In der Theorie habe Infineon die Aktien mit dem avisierten leichten Umsatzrückgang für 2025 für Anleger wieder investierbar gemacht, sagte ein Börsianer. Denn es werde wohl ausreichend tief gestapelt.
Der Fachmann Janardan Menon vom Analysehaus Jefferies ist ebenfalls weiterhin zuversichtlich. Es zeichne sich zwar ein schwaches erstes Geschäftsquartal ab. Eine schwache Prognose reduziere aber das Risiko weiterer Kürzungen und damit könne die Basis für eine Neubewertung der Aktien gelegt werden. Laut dem Experten Alexander Duval von der US-Investmentbank Goldman Sachs gibt es zudem die Hoffnung, dass Kosteneinsparungen die Marge stützen.
2023/24 verzeichnete Infineon einen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Die Ergebnisse sanken dabei in allen Bereichen, auch im Geschäft mit der für Infineon zentralen Automobilindustrie. Doch immerhin erreichte der Konzern damit seine mehrfach gesenkten Ziele. Und Analyst Francois-Xavier Bouvignies von der Schweizer Großbank UBS ergänzte, dass das operative Ergebnis im abgelaufenen Quartal die Markterwartung übertroffen habe.
Aus charttechnischer Sicht sind die Aktien von Infineon mit dem Kurssprung am Dienstag wieder etwas näher an die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittskurve herangerückt. Diese beschreibt den langfristigen Trend.
DOW JONES/(dpa-AFX)
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