Euro: Ende der Rally?
Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar in den letzten zwölf Monaten stark zugelegt, aber seit Februar stagniert er. Ist das das Ende der Rally?
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 bis Ende des Jahres 2017 einen Kurszuwachs von 107% verzeichnet hat.
Die USA sind längst auf einen Kurs mit sukzessiven Zinserhöhungen eingeschert, während die EZB immer noch darüber grübelt, wann ein erster Schritt angemessen sein könnte. Der ideale Nährboden für einen starken US-Dollar - so sollte man zumindest meinen. Doch stattdessen ist das Gegenteil eingetreten, der Euro hat kräftig aufgewertet. Auch das ist auf die Zinsentwicklung zurückzuführen, nur muss der Fokus auf das andere Ende der Anlagenlaufzeit gerichtet werden.
Wende am langen Ende
Denn der Markt in Deutschland und Europa ist der EZB längst vorausgeeilt. Im September 2016 notierte der Marktzins von 10-jährigen deutschen Staatsanleihen noch bei etwa -0,1 %. Danach wurde die Trendwende vollzogen, bis zum bisherigen Hoch Ende Januar haben die langfristigen Zinsen hierzulande um 90 Basispunkte zugelegt. Damit wurde der Zinsanstieg von 10-jährigen US-Anleihen, der in diesem Zeitraum in etwa bei 60 Basispunkten gelegen hat, noch deutlich übertroffen. Die Differenz bei den langfristigen Zinsen gilt als eine wesentliche Determinante für die Entwicklung des Wechselkurses, insofern wird die Aufwertung des Euro schon nachvollziehbarer.
Inflation in den USA dynamischer
Und das erst recht, wenn auch noch die Entwicklung der Inflation hinzugezogen wird, denn letztlich entscheidend für den Wechselkurs sind nicht die nominellen, sondern die realen (inflationsbereinigten) Zinsen. Noch 2015 wurde dies- wie jenseits des Atlantiks zeitweise ein Rückgang der Preise gemessen, seitdem war die Entwicklung in den USA (auf zuletzt +2,2 % p.a.) aber deutlich dynamischer als in der Eurozone (+1,2 % p.a.). Das heißt, dass der dämpfende Effekt auf den Realzins in Übersee deutlich stärker ausgefallen ist, was letztlich den Euro stark begünstigt hat. Ob sich dieser Prozess so fortsetzt, ist allerdings fraglich. Denn seit dem Jahreshoch sind die langfristigen Zinsen im Euro-Benchmark-Staat Deutschland etwas stärker zurückgegangen als in den USA, was - neben einer überfälligen Konsolidierung - eine Ursache sein dürfte, warum der Euro seit Anfang Februar gegenüber dem Dollar per Saldo auf der Stelle tritt.
Erklärung für Underperformance
Sollten die Realzinsen in der Eurozone weiterhin stärker zulegen als in den USA, dürfte der Euro den Aufwärtstrend fortsetzen. Zuletzt wurde dieser Trend durch einen etwas stärkeren Rückgang der langfristigen Zinsen für deutsche Staatsanleihen im Vergleich zu den US-Pendants nicht untermauert. Gefährlich scheint allerdings die niedrigere Inflationsdynamik im Euroraum. Das Zusammenspiel von Preissteigerung und Marktzinsen muss daher genau im Blick behalten werden und könnte den hiesigen Aktienmarkt - im Fall eines daraus resultierenden weiteren Euro-Anstiegs - noch stärker belasten. Der DAX hat u.a. wegen des starken Euros schon in den letzten zwölf Monaten mehr als 15 Prozentpunkte schlechter performt als der Dow Jones Industrial. Der auf deutsche Nebenwerte spezialisierte Value-Stars-Index hat sich deutlich besser geschlagen und den Dow Jones um rund 3 Prozentpunkte übertroffen (Stand 19.03., 7.35 Uhr).
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
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