DAX: Zinsen? Die große Gefahr liegt woanders
Der DAX kann die Zinssorgen mehr und mehr abschütteln. Doch das wahre Problem könnte in den nächsten Monaten woanders liegen.
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 bis Ende des Jahres 2017 einen Kurszuwachs von 107% verzeichnet hat.
Steigende Zinsen haben den Anlegern in den letzten Wochen einen kräftigen Schrecken eingejagt. Doch zwischen der Entwicklung in den USA und in Europa klafft eine große Lücke. Möglicherweise fokussieren sich die Börsianer hierzulande auf das falsche Problem. Kurzfristig könnte das für Entlastung sorgen, doch in naher Zukunft muss sich zeigen, ob der wichtigste Basistrend weiter intakt ist.
Die Divergenz
Die Zinsen langlaufender Staatsanleihen sind in jüngster Zeit nicht nur in den USA, sondern auch in Europa deutlich gestiegen. Während die Rendite 10-jähriger Papiere in Übersee seit Mitte Dezember von 2,35 auf knapp über 2,9 % zugelegt hat, gab es hierzulande einen Sprung von 0,3 auf 0,75 %. Nicht nur die unterschiedliche Höhe der Zuwächse zeigt, dass die Bedingungen in den USA und in Europa nicht gut vergleichbar sind. Die Vereinigten Staaten folgen nämlich einem relativ langen und robusten Aufschwung, der Arbeitsmarkt hat sich währenddessen stark erholt und die FED ist auf dem Weg der Zinsnormalisierung. Davon ist die EZB noch ein ganzes Stück entfernt, da die Erholung in Europa wesentlich zäher verlaufen ist. Noch befindet sich die Notenbank im Status des Quantitative Easing (Wertpapierkäufe), der in der Regel erst einmal beendet wird, bevor die Leitzinsen angehoben werden.
Europa vor Abkühlung?
Die Frage ist, ob die EZB dafür noch den Spielraum bekommt. Denn die Konjunkturdynamik in Europa lässt aktuell nach. Das ist unter anderem ablesbar aus den jüngsten Daten zu den Einkaufsmanagerindizes der Industrie. In der Eurozone gab es innerhalb von zwei Monaten bereits einen Rückgang um rund 2 Punkte (auf 58,5), für Deutschland beträgt der Abschlag sogar 3 Punkte (auf 60,3), der auch durch die jüngste Entwicklung des IFO-Index, dessen Erwartungskomponente deutlich gesunken ist, bestätigt wird. Die starke Euroaufwertung und die kontraproduktive US-Politik könnten hier ihre Spuren hinterlassen.
Frühindikatoren im Blick behalten
Die Anleger haben zuletzt auf die Zinsen gestarrt, in Europa könnte aber eher das Wachstum zum Problem werden. In den nächsten Monaten muss sich zeigen, wie robust der Aufschwung auf dem Kontinent ist. Sinken die Frühindikatoren weiter, wäre das eine echte Belastung für die Börse, die sich davon zumeist nicht abkoppeln kann. Im Moment stehen die Zeichen aber noch auf Erholung, der DAX hat seit seinem Februartief bereits um 3,2 Prozent zugelegt, der auf Nebenwerte spezialisierte Value-Stars-Deutschland-Index um 6,4 %.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
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