Strategen prognostizieren Ergebnis der US-Wahl - und dessen Auswirkungen auf den Aktienmarkt
Die Mehrzahl von an einer Umfrage zur US-Wahl im November teilgenommenen Strategen geht von Joe Bidens Sieg aus. Was die Auswirkungen des Wahlergebnisses auf den Aktienmarkt angeht, herrscht aber Uneinigkeit.
• Mehrheit der Befragten geht von Bidens Sieg aus
• Bidens Steuerpolitik könnte US-Wirtschaft beeinträchtigen
• Wahlergebnis könnte sich auf Handelsstreit mit China auswirken
Joe Biden gilt unter befragten Strategen als Favorit
In einer Umfrage, die CNBC Mitte August per E-Mail durchführte, haben vierzehn von zwanzig anonym bleibenden Strategen angegeben, dass sie fest mit dem Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl im November dieses Jahres rechnen. Die Hälfte aller befragten Analysten gab außerdem an, dass der S&P 500-Index im ersten Monat nach der Wahl vermutlich einbrechen werde. Acht davon erwarten einen Einbruch um fünf Prozent, wobei in dieser Gruppe sowohl die Meinung vertreten ist, dass Biden siegt, als auch dass Trump das Rennen macht oder dass das Wahlergebnis angefochten wird. Zwei der Strategen gehen sogar davon aus, dass der S&P 500 um bis zu zehn Prozent fallen wird. Hier teilen sich die beiden Stimmen auf Biden und Trump auf. Insgesamt sind sich aber fünf Teilnehmer sicher, dass auf die Wahl eine wirtschaftliche Erholungsphase folgen wird, vier Befragte gehen von einer engen Handelsspanne aus. Nur einer der Strategen beantwortete die Frage gar nicht. Mehr als die Hälfte aller Befragten sieht den S&P 500 am Ende des Jahres aber über dem derzeitigen Niveau.
Bis auf einen Strategen, der aus dem asiatisch-pazifischen Raum stammt, sind alle Teilnehmer in den USA ansässig.
Steuerpolitik der Demokraten von Marktteilnehmern kritisch betrachtet
Ein Grund für negative wirtschaftliche Auswirkungen, die mit Bidens Sieg einhergehen könnten, ist den Befragten zufolge die Steuerpolitik des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei. So vermutet ein Stratege, dass eine Erholung des Marktes unwahrscheinlicher sei, wenn Biden die Wahl und die Demokraten den Senat für sich gewinnen. Sollte er aber als Sieger der Wahl hervorgehen, der Senat aber trotzdem in der Hand der Republikaner bleiben, könnte Biden Probleme haben, seine Steueragenda durchzusetzen. Insgesamt rechnen aber nur drei der Umfrageteilnehmer mit einem unangefochtenen Sieg Trumps. Einer der Analysten hält Floridas Wahlergebnis für entscheidend, wer die nächste Amtszeit im Weißen Haus verbringen wird. So werde Trump wohl die meisten konservativen Bundesstaaten für sich gewinnen, wenn Biden aber in Florida gewinnt, wovon der Befragte ausgeht, werde er das Rennen damit landesweit für sich entscheiden können.
Auch wenn Bidens Steuerpolitik bei einigen Marktteilnehmern auf Kritik stoßen mag, seien seine Ansätze zur Bekämpfung der Gesundheits- und Klimakrise in der Bevölkerung eher akzeptiert, wodurch Zweifler insgesamt milde gestimmt sein könnten.
So könnten die Märkte reagieren, wenn Biden nicht gewinnt
Auf die Frage, wie der Markt auf einen Sieg Trumps reagieren würde, gaben elf der Teilnehmer an, dass der S&P 500 sich um bis zu fünf Prozent erholen könne. Fünf Befragte rechnen eher mit einer engen Handelsspanne, in der sich der Index befinden werde. Einige Analysten gaben zu bedenken, dass die Kapitalmärkte zwar von Trumps erster Amtszeit profitieren konnten, seine Handels- und Einwanderungsbeschränkungen die Wirtschaftsleistung bis 2021 aber beeinträchtigen könnten. Weiterhin befänden sich die Märkte derzeit bereits durch hohe Bewertungen unter Druck.
Im Falle einer angefochtenen Wahl rechnen elf Teilnehmer mit einem Indexrückgang von fünf bis zehn Prozent, fünf halten sogar einen Einbruch um mehr als zehn Prozent für möglich. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine US-Wahl angefochten wird: Bereits bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000, bei der George W. Bush und Al Gore gegeneinander antraten, kam es nach dem Wahltag zu einer erneuten Auszählung der Stimmen aus Florida. Durch das Eingreifen des Obersten Gerichtshofs wurde die Diskussion zu Bushs Gunsten beigelegt, allerdings erst über einen Monat nach dem ursprünglichen Wahldatum.
Spannungen zwischen den USA und China
Auch auf den Handelsstreit der USA mit China könnte sich das Wahlergebnis auswirken, so die befragten Analysten. Während Trump seine feindliche Haltung gegenüber China weiter verschärfen könnte, was sich eher negativ auf den Technologiesektor als den gesamten Handel auswirken würde, könnte Biden einen gemäßigteren Ton an den Tag legen. Zwar sei der Demokrat darauf fokussiert, Arbeitsplätze der verarbeitenden Industrie zurück in die USA zu holen, trotzdem werde er wahrscheinlich eine weniger konfrontative Strategie verfolgen. Somit würden die Verhandlungen eher in einem traditionelleren diplomatischen Stil geführt werden, der unter Trumps Präsidentschaft bisher gefehlt habe.
Redaktion finanzen.net
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