US-Konjunktur unter der Lupe

Harris holt im US-Wahlrennen auf: Diese ökonomischen Indikatoren sprechen gegen Trump

20.08.24 22:24 Uhr

Wird Trump doch nicht wieder US-Präsident? Diese ökonomischen Indikatoren könnten Trump einen Strich durch die Rechnung machen | finanzen.net

Der US-Präsidentschaftswahlkampf tritt in seine heiße Phase ein - sind es doch mittlerweile nur noch etwa elf Wochen, bis die Amerikaner ihre Stimme abgeben dürfen. In den Umfragen hat kürzlich Kamala Harris den Rückstand der Demokraten verkürzt. Auch vier ökonomische Indikatoren dürften sie stützen.

• Harris holt in Wahlumfragen Rückstand auf Trump auf
• Vier US-Konjunkturindikatoren zeigen Besserung und stützen Harris
• Weiter abflauende Arbeitsnachfrage könnte Harris jedoch belasten

Jüngste Umfragen und Wettmärkte haben einen sprunghaften Anstieg der Unterstützung für Vizepräsidentin Kamala Harris gezeigt, insbesondere in ihrem potenziellen Duell mit Donald Trump. Harris scheint sich in breiten Wählerkreisen einer höheren Beliebtheit zu erfreuen als der 81-jährige amtierende Präsident Joe Biden, dem viele Beobachter aufgrund seines hohen Alters keine weitere vierjährige Amtsperiode zugetraut hatten. Seit Bidens Verzicht auf die erneute Kandidatur hat die Demokratische Partei in Wahlumfragen deutlich aufgeholt - es dürfte demnach zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Harris und Trump kommen.

Diese vier Indikatoren könnten die Wahl entscheiden

Ein Hauptgrund für diesen Aufschwung der Demokraten könnte die sich verbessernde Lage der US-Wirtschaft sein, schreibt Chris Matthews von "MarketWatch". Justin Begley, Wirtschaftswissenschaftler bei Moody's Analytics, stellte demnach fest, dass politische Faktoren wie die Stärke der Kandidaten und die Begeisterung der Wähler zwar von Bedeutung sind, wirtschaftliche Faktoren jedoch dynamischer und einflussreicher sind - insbesondere bei unentschlossenen Wechselwählern. Jahrzehntelange Datenanalysen von Begley und seinem Team deuteten darauf hin, dass vor allem vier Konjunkturindikatoren eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung von Wahlergebnissen spielen: Veränderungen der Haushaltseinkommen, Benzinpreise, Hypothekenzinsen und Verbrauchervertrauen.

"Rückenwind für Harris"?

Diese vier Indikatoren hätten sich in letzter Zeit zu Harris' Gunsten verändert. "Diese Daten scheinen der etablierten Partei, also Kamala Harris, diesmal Rückenwind zu geben", zitiert "MarketWatch" Begley. So sind beispielsweise die inflationsbereinigten Haushaltseinkommen in den wahlentscheidenden Swing States - zu denen Politikexperten bei dieser Wahl Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, Georgia, Nevada und Arizona zählen - gestiegen und haben die Rückgänge der Jahre 2022 und 2023 umgekehrt. Begley wies darauf hin, dass in allen Swing States mit Ausnahme von Arizona die Realeinkommen im zweiten Quartal 2024 gestiegen sind. Die Arbeitslosenquoten in diesen Swing States liegen ebenfalls unter dem nationalen Durchschnitt von 4,3 Prozent, was der etablierten Partei zugute kommen könnte.

Ebenfalls sind die Benzinpreise und die Hypothekenzinsen seit Monaten rückläufig. Zuletzt kostete eine Gallone Benzin (ca. 3,79 Liter) in den USA "AAA" zufolge durchschnittlich 3,44 US-Dollar, während der Preis Mitte April noch 3,68 US-Dollar betrug. Unterdessen sind die US-Hypothekenzinsen von ihrem Höchststand im November 2023 (bis zu 7,8 Prozent) deutlich zurückgekommen und liegen laut "Freddie Mac" zeitweise bei etwa 6,5 Prozent. Investoren gehen fest von baldigen Zinssenkungen der Fed aus - eine Aussicht, die tendenziell auch die Hypothekenzinsen fallen lässt.

Schwache Arbeitsnachfrage könnte Harris unter Druck setzen

Begley warnte jedoch davor, dass eine geringere Arbeitsnachfrage und eine steigende Arbeitslosigkeit diese Zuwächse negativ beeinflussen könnten. "Die Verlangsamung der Nachfrage nach Arbeitskräften, der Rückgang der Einstellungen und der schleichende Anstieg der Arbeitslosigkeit ist definitiv ein negativer Faktor, der sich auf die Einkommen auswirkt", betont Begley. Eine solche abnehmende Nachfrage nach Arbeitskräften hatte zuletzt der für viele Beobachter erschreckend schwach ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht zum Juli 2024 gezeigt.

Trotz der allgemeinen Bedenken an der Arbeitsfront geht Moody's von einem anhaltenden Wachstum der realen Haushaltseinkommen in den USA aus, wobei für das dritte Quartal ein Anstieg von 0,72 Prozent und für das vierte Quartal von 1,3 Prozent prognostiziert wird.

Was hingegen für Trump spricht

Trotz der positiven Trends sind die wirtschaftlichen Aussichten für Harris nicht ganz günstig. Die Benzinpreise sind zwar derzeit niedrig, könnten aber aufgrund externer Faktoren wie einem Nahostkonflikt steigen, was die Wahl zu Trumps Gunsten kippen könnte. Außerdem ist das Verbrauchervertrauen nach wie vor relativ gedämpft und liegt weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Begley führt den schwachen Consumer Confidence-Index auf die anhaltenden Auswirkungen des enormen Inflationsdrucks seit 2021 und der hohen Zinssätze zurück.

Angesichts dieser gemischten Signale bleibe das Rennen eng. Laut Begley könnte ein leichter Anstieg der Wahlbeteiligung von republikanischen Wählern um 0,8 Prozent Trump den Sieg sichern - selbst wenn die jüngst insgesamt recht positiv ausgefallenen ökonomischen Indikatoren eher für Harris' Wahlerfolg sprechen sollten.

Redaktion finanzen.net

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